Mord Im Garten Eden
geben, dass die neue Formel ebenso koscher ist wie die alte. Leugnen Sie nicht, Rabbi, leugnen Sie nicht.«
»Einen Augenblick, Philip. Gönnen Sie einem alten Mann eine Minute. Zwei wären sogar noch besser.«
Feinermann musste seine Gedanken sortieren.
Er musste zurückdenken, denn der Auftrag hatte nicht zu seinen normalen Pflichten gehört. Der Auftrag wurde ihm übertragen, weil Rav Gottlieb, der Mashgiech für Cola Gold, mit einer Grippe, benannt nach irgendeinem Kontinent - asiatisch oder afrikanisch - zu Bette lag. Feinermann hatte sich damals nicht viel dabei gedacht. Gottlieb hatte über zwanzig Jahre lang alle Cola Gold Inc. Getränke als koscher bestätigt. Dennoch hatten die Zahnräder des Unternehmens nicht auf die Gesundung eines alten Mannes warten wollen. Gottlieb hatte Rav Morris Feinermann als Ersatzmann vorgeschlagen.
Wie Feinermann sich erinnerte, waren die Leute von CeeGee nicht gerade begeistert gewesen, mit ihm zu verhandeln. Nur widerwillig hatten sie sich von der Formel getrennt, und dann hatten sie ihn auf Geheimhaltung eingeschworen. Damals hatte Feinermann das Management für übervorsichtig gehalten.
Er strich sich über den Bart. Ein Fehler seinerseits, die Konkurrenz zu unterschätzen.
Philip konnte nicht an sich halten: »Ich will diese Formel, und Sie werden sie mir geben. Sie werden sie mir geben, weil Sie, genau wie Mr. Benton, ein Menschenfreund sind und die Interessen der Menschen bei Ihnen ganz im Vordergrund stehen! Wenn wir unseren Marktanteil verlieren, Rabbi, werden unsere Verkäufe zurückgehen. Wenn unsere Verkäufe zurückgehen, wird es nötig sein, Menschen zu entlassen. Und warum? Weil ein kalter, herzloser Hersteller es vorzieht, Roboter statt Menschen einzusetzen. Sie sind ein Humanist, Rabbi. Sie werden helfen.«
»Aber ich kann Ihnen die Formel nicht geben, Philip. Das wäre unethisch. Und es gibt auch einen sehr praktischen Grund dafür: Ich weiß sie nicht mehr. Diese ganzen lateinisch anmutenden chemischen Namen, die sie für die Geschmacksstoffe benutzen. Sehr verwirrend. Vielleicht, wenn Sie mich früher entführt hätten...«
»Hätten wir von dem steilen Anstieg der CeeGee-Marktanteile gewusst, glauben Sie mir, Rabbi, dann hätten wir nicht so lange gewartet. Aber es ist noch nicht zu spät.« Philip schlug mit der Hand auf den Tisch. »Ich werde Sie unterstützen, Rabbi. Ich habe jede Menge Listen von Chemikalien, die besten Hypnotiseure, die Ihnen helfen werden, Ihrer Erinnerung wieder auf die Sprünge zu helfen. Wenn nötig, werden wir Tag und Nacht arbeiten. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, mich selbst opfern, denn ich glaube an Mr. Benton.«
»Das mit dem Opferbringen war noch nie so ganz meine Sache, Philip. Unterm Strich gesehen, mein junger Freund, muss ich Ihnen sagen, dass ich nichts preisgeben werde, was mir im Vertrauen offenbart wurde.«
Philips Gesicht verfärbte sich puterrot, und seine Augen wurden stahlhart und kalt. Dann verzogen sich seine Lippen zu einem gemeinen Lächeln. »Ich stelle fest, dass wir ein wenig Überzeugungsarbeit werden leisten müssen.« Er klingelte. Herein spazierten die beiden Marxe. Der rotgesichtige Philip wandte sich an sie und sagte mit seinem irritierenden leisen Lächeln: »Bringt Rabbi Feinermann ins Verlies.«
Die Marxe schnappten nach Luft.
»Nicht ins Verlies!«, rief Karl aus. »Nicht ins Verlies, Mr. P. Nicht einen Rabbi !«
»Ins Verlies!«, befahl Philip. »Und weder Essen noch Wasser für ihn.«
Letzteres war annehmbar, dachte Feinermann. Er fastete ohnehin.
Der alte Mann bat sie, langsam zu gehen. Sein Rücken schmerzte von der Autofahrt, und ihm war ein wenig schwindlig im Kopf, weil er nichts gegessen hatte. Dann fragte er: »Und was ist dieses Verlies?«
»Firmenfolter, Rabbi«, antwortete Groucho mit ernster Stimme. »Es ist besser, wenn Sie es nicht wissen.«
Der Rabbi seufzte. »Ich werde es überleben. Unser Volk musste schon alle mögliche Ungemach erdulden.«
»Ja, Ihre Leute hat es hier und da bestimmt hart getroffen«, fügte Karl hinzu.
»Sollten Sie irgendwelche persönlichen Vorbilder haben, Rabbi«, sagte Groucho, »Sie wissen schon, so Leute, die Sie bewundern, weil sie stark sind - vielleicht wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, an sie zu denken.«
»An jüdischen Märtyrern herrscht kein Mangel«, sagte Feinermann. »Nehmen Sie zum Beispiel Channah und ihre zehn Söhne. Channah hatte zwar etwas von einer Fanatikerin, aber sie war trotzdem
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