Mord Im Garten Eden
fünfundzwanzig Mäuse.
»Ganz schön habgierig«, stellt Renee fest und gibt mir fünf Scheine.
»So sind die Regeln«, sage ich.
»Ich weiß, dass die Regeln so sind. Es geht nur darum, dass du mir derart lustvoll das Geld abknöpfst.«
»Sie ist eben jung«, sagt Kate. »Und wohin werdet ihr, du und William, auf eurem Nichtrendezvous gehen, Renee?«
»Wahrscheinlich in die Submarine Station auf ein Thunfischsandwich.«
»So was nennt man Rendezvous?«, frage ich meine Großtante. »Ein Thunfischsandwich in der Submarine Station?«
»Ich hab doch gesagt, dass es kein Rendezvous ist.« Renee spricht mit mir, als sei ich ein Kind.
»Und warum lässt du dir dann die Haare machen?«, frage ich.
»Weil sie hübsch aussehen will«, sagt Oma, als sei ich nicht ganz dicht. »Warum gehst du in die Submarine Station statt ins Salad Shop?«
»Weil die Submarine Station näher ist.«
»Zwei Straßen näher«, sagt meine Oma.
»Zwei Straßen sind zwei Straßen«, sagt Renee.
»Wer ist dran?« Ich sterbe vor Langeweile.
Oma nimmt die Würfel und würfelt. »Ich verstehe immer noch nicht, warum du lieber in die Submarine Station gehst. Ich dachte, du hast dein Essen auch gern auf einem Teller.«
Renee sagt: »Ich habe mein Essen gern auf einem Teller.«
»Ich auch«, mischt Kate sich ein. »Diese Sandwichkultur mit Hühnerbrust habe ich noch nie verstanden. Ich mag Hähnchen auf einem Teller mit einer Gabel und einem Messer und dazu eine schöne Tasse Tee. Ein Hähnchen gehört bestimmt nicht in ein Sandwich.«
»Hähnchensandwich kann ich ja noch verstehen«, stellt Oma fest. »Aber Hackfleischbällchen? Hackfleischbällchen gehören auf Spaghetti -«
»Oder auf Reis«, unterbricht Renee.
»Oder auf Reis«, räumt Oma ein. »Aber Fleischbällchen gehören bestimmt nicht in ein Sandwich. Wie bei Gardilucci’s in der Third Avenue. Ich verstehe diese italienischen Restaurants nicht.«
»Ich gebe euch recht, dass Fleischbällchen auf einen Teller gehören«, sagt Kate. »Aber das gilt nicht für jedes Hackfleisch. Nimm zum Beispiel Hamburger. Ich mag Hamburger in einem Sandwich und nicht auf einem Teller.«
»Hamburger gehören in ein Sandwich«, stimmt meine Mama zu.
Ich sage: »Oma, du bist auf einem Ereignisfeld gelandet. Du musst eine Karte nehmen.«
Sie nimmt eine Karte, liest sie aber nicht. »Und wenn du dein Essen auf einem Teller magst, Renee, warum gehst du dann in einen Sandwichladen?«
Renee sagt: »Weil Sandwiches leichter zu essen sind als Essen auf einem Teller. Beim ersten Rendezvous bekleckere ich mich immer.«
Kate sagt: »Hast du nicht vorhin gesagt, dass es gar kein Rendezvous ist?«
»Ist es auch nicht«, sagt Renee. »Aber ich will trotzdem nicht kleckern.«
»Mit einem Sandwich kannst du auch kleckern«, sagt Oma. »Besonders mit diesen großen Dingern, die sie in der Submarine Station verkaufen. Auf der einen Seite beißt du hinein, und auf der anderen quillt alles heraus.«
Ich nehme Oma die Karte weg, lese sie und zahle die Strafe von ihrem Geld. »Oma, du musst noch einmal würfeln. Du hast einen Pasch gewürfelt.«
Oma schaut auf: »Ich hab einen Pasch gewürfelt?«
»Ja.«
»Du bist der Boss, Christy.« Sie würfelt gedankenverloren. Sie würfelt wieder einen Pasch.
»Willst du die Hafenstraße kaufen, Oma?«, frage ich.
»Klar will ich die Hafenstraße kaufen! Was denkst du denn?« Oma reicht mir zwei Hunderter. »Gib mir das Restgeld, Kleine.«
Kate sagt: »Wickelst du deine Sandwiches denn nicht in eine Serviette, Ida? Ich wickle meine Sandwiches immer ein. Wenn ich Sandwich esse. Aber meistens mag ich mein Essen auf einem Teller.«
»Außer Hamburger«, murmle ich.
»Genau«, gibt Kate mir recht.
Ich gebe Oma das Restgeld. »Du hast schon wieder einen Pasch gewürfelt.«
»Christy, jetzt warte mal«, sagt Oma. »Du machst mir Kopfschmerzen.«
»Ich will nur, dass das Spiel weitergeht«, sage ich mit einem gequälten Lächeln.
»Und dann?«, sagt Renee. »Dann sind wir fertig, und ich muss drei Stunden auf meinen Friseurtermin warten. Ida, du bist dran. Du machst Christy ganz nervös.«
Oma würfelt eine Zehn und landet auf Frei Parken. »Wo ist mein Geld? Christy, Kleines, du hast vergessen, das Geld für Frei Parken auszuzahlen.«
»Das steht nicht in den Spielregeln«, sage ich.
Niemand sagt etwas, aber ich spüre Feindseligkeit. »Spielt ihr eigentlich mit hundert oder mit fünfhundert?«, frage ich und nehme beide Scheine aus der Bank.
Oma lächelt:
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