Mord Im Garten Eden
gefunden.«
Ich schweige erst einmal. Dann sage ich: »Sie haben zwei Details erwähnt. Was war das zweite?«
»Deine Mom hatte jede Menge Seconal im Körper, dazu noch Alkohol und Kokain. Und außerdem eine winzige Spur Heroin. Aber zu wenig für einen Schuss.«
»Meine Nadel«, sage ich. »Ich hab vergessen, sie sauber zu machen.«
»Man kann nicht immer an alles denken, Kristie«, sagt der Detective. »Ich habe sie gefunden, als ich das Haus zum ersten Mal durchsucht habe, konnte sie aber nicht als Beweismittel sichern, weil ich noch keinen Durchsuchungsbefehl hatte. Ich habe eine Woche gewartet, bis ich den Durchsuchungsbefehl bekam und sie dann mitgenommen. Wir haben sie analysiert und darin Spuren von Seconal und Heroin gefunden. Normalerweise drückt man Seconal nicht. Du hättest alle Beweismittel vernichten müssen.«
»Im Wegschmeißen war ich noch nie gut. Mom hat mir deshalb ständig in den Ohren gelegen. Hat mich als Pennerin beschimpft, weil ich immer alles aufgehoben habe.«
Ich seufze.
Der Detective sagt: »Außerdem haben wir alle Medikamente deiner Mom eingepinselt und festgestellt, dass überhaupt keine Abdrücke darauf waren. Hätte deine Mom Selbstmord begangen, hätten wir ihre Abdrücke auf der Flasche gefunden.«
»Daran hätte ich denken müssen«, gebe ich zu.
»Nun, fürs erste Mal hast du’s gar nicht so schlecht gemacht«, sagt der Detective. »Die Spuren auf dem Handgelenk waren der erste verräterische Hinweis, und dann dachte ich in die richtige Richtung. Du - oder dein Dad - hättet nicht so fest zudrücken sollen. Und du hättest eine neue Nadel nehmen sollen. Und Handschuhe, statt die Fingerabdrücke wegzuwischen.«
Er beugt sich vor, bis unsere Nasen nur noch Zentimeter voneinander entfernt waren.
»Knapp vorbei ist auch daneben. Du sitzt ganz schön in der Scheiße, Mädchen. Willst du mir davon erzählen?«
»Was wollen Sie wissen?«
»Warum hast du es überhaupt getan?«, fragt er.
»Weil ich meine Mom hasste.«
»Und warum hat dir dein Dad geholfen?«
»Wie kommen Sie darauf, dass mein Dad mir geholfen hätte?«
»Die Flecken auf dem Handgelenk deiner Mutter stammen von Fingern, die größer sind als deine, Kristie. Es war dein Vater, der den Puls gefühlt hat, obwohl er steif und fest behauptet, sie nicht berührt zu haben.«
»Sie können nicht beweisen, wer die Flecken gemacht hat«, sage ich.
Der Detective sagt nichts. Dann steckt er die Hände in die Hosentaschen und meint: »Es ist dein Kopf. Du könntest ihn vermutlich aus der Schlinge ziehen, wenn du als Kronzeugin gegen deinen Dad aussagst.«
Ich sage nichts.
»Hör zu«, sagt er. »Ich verstehe, warum du deine Mom um die Ecke gebracht hast. Sie hat dich wie ein Stück Dreck behandelt. Und dein Dad hat sie umgebracht, damit er seine Freundin heiraten kann -«
»Was für eine Freundin?«, frage ich und wäre fast vom Stuhl gefallen.
»Die niedliche blonde Kleine, mit der er gestern Arm in Arm gesehen worden ist.«
»Sie lügen«, sage ich.
Er sieht echt verwirrt aus. Er sagt: »Ich lüge nicht. Was ist los? Kommt ihr beide denn nicht miteinander aus?«
Ich spüre Tränen in den Augen. Ich stammle: »Ich... ich kenne sie nicht einmal.«
»Kannst du dich denn nicht mit der Idee anfreunden, dass dein Dad es mit einem jungen Ding treibt?«
»Nein«, sage ich.
»Und warum?«
Ich platze heraus: »Weil ich seine Freundin bin. Wir sind ein Liebespaar .«
Ich höre den Detective husten. Ich sehe, wie er die Hand vor den Mund hält. Dann sagt er: »Möchtest du im Rahmen der Kronzeugenregelung darüber reden, was passiert ist?«
Ich zucke die Achseln, aber obwohl ich versuche, echt cool zu bleiben, laufen mir die Tränen über die Wangen. »Klar, wieso nicht?«
Der liebe Paul sitzt jetzt in der Todeszelle, verurteilt wegen Mordes und außerdem wegen Vergewaltigung und Unzucht mit einer Minderjährigen.
Und ich? Ich bin im Jugendknast, was kein Zuckerschlecken ist. Das Essen ist grässlich. Ich sitze mit ein paar Lesben, Marke kesser Vater, und alle klauen. Deshalb kann ich, was die Knete angeht, keinen Blumentopf gewinnen. Ein paar der Mädels hier sagen, dass sie von ihren Vätern vergewaltigt wurden und sie ihre Mütter ebenfalls umbringen wollen. Sie reden, als hätten wir eine Menge gemeinsam. Ich sage, sie sollen mich in Ruhe lassen. Manchmal tun sie’s, manchmal nicht. Aber es ist cool. Ich habe mir längst abgewöhnt, mir Gedanken darüber zu machen, was mit mir passiert. Solange ich
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