Mord Im Garten Eden
mich.
»Nicht direkt«, erklärte die Frau. »Wissen Sie, ich wohne hier in Malibu und fand Ihren Namen im örtlichen Telefonbuch - in dem von der Handelskammer. Sie waren unter Detekteien aufgeführt, genau zwischen Dessous und Dialysezentren.«
Ich lachte in mich hinein. »Was kann ich für Sie tun, Mrs....?«
»Mrs. Pollack«, antwortete die Frau. »Deirdre Pollack. Greta war gerade bei mir zu Besuch, als ich das Telefonbuch durchforstet habe. Als sie Ihren Namen las, bekam sie große Augen, und ich kann Ihnen sagen, sie hat Sie in den höchsten Tönen gelobt, Detective Darling.«
Diesmal korrigierte ich sie nicht. »Schön, dass ich einen Fan habe. Wie kann ich Ihnen helfen, Mrs. Pollack?«
»Sagen Sie bitte Deirdre zu mir.«
»Also gut, Deirdre. Was gibt’s?«
Deirdre druckste herum. Schließlich sagte sie: »Nun, ich habe da ein kleines Problem.«
Ich fragte: »Gibt es zu diesem Problem auch eine Geschichte?«
»Ich fürchte ja.«
»Vielleicht wäre es am besten, wenn wir uns persönlich unterhielten.«
»Ja, das wäre vermutlich am besten.«
»Geben Sie mir Ihre Adresse«, sagte ich. »Wenn Sie hier wohnen, kann ich in ungefähr einer Stunde bei Ihnen sein.«
»In einer Stunde?«, fragte Deirdre nach. »Nun, das wäre einfach wunderbar!«
Von Deirdres Wohnzimmer aus bot sich mir ein Einhundertachtzig-Grad-Blick über die Küstenlinie. Die Gezeiten schlugen dreißig Meter unter mir gnadenlos an die Felsen. Man konnte die Brandung sogar bis hier herauf hören, das stete Rauschen der brandenden und sich zurückziehenden Wellen. Deirdres Anwesen umfasste drei Morgen landschaftlich reizvoll gestalteten Landes, aber das Haus, statt mitten auf dem Grundstück zu stehen, klebte direkt am Rand der Klippe. Sie hatte es komfortabel eingerichtet - Pflanzen, dick gepolsterte Sessel und jede Menge maritimen Nippes.
Ich machte es mir in einem chintzbezogenen Ohrensessel bequem; Deirdre setzte sich nun mir gegenüber auf ein Zweiersofa. Sie hatte es sich nicht nehmen lassen, mir vorher eine Tasse Kaffee zu kochen, und während sie das tat, hatte ich die Gelegenheit genutzt, sie zu betrachten.
Sie musste Ende siebzig gewesen sein; ihr Gesicht war von unzähligen Runzeln durchzogen. Sie war klein und hatte einen Kehllappen unter dem Kinn wie ein Truthahn; auf den Wangen hatte sie dick Rouge aufgetragen, die schmalen Lippen waren leuchtend rot angemalt. Sie hatte flammend rote Haare und falsche Wimpern über blauen Augen, die vom Grauen Star milchig geworden waren. Ihr Auftreten war unverbindlich, doch ihre Stimme fest und angenehm. Ihr Lächeln erschien echt, was man von ihren Zähnen nicht sagen konnte. Sie trug einen pinkfarbenen Hosenanzug, eine weiße Bluse und orthopädische Schuhe.
»Sie sind viel jünger, als ich dachte«, sagte Deirdre und reichte mir eine Porzellantasse.
Ich lächelte und trank. Ich bin achtunddreißig, und man sagt, ich sähe viel jünger aus. Aber für eine Frau in Deirdres Alter waren achtunddreißig vielleicht immer noch jünger als erwartet.
»Sind Sie verheiratet, Detective?«, fragte Deirdre.
»Im Augenblick nicht.« Ich lächelte.
»Ich war siebenundvierzig Jahre lang verheiratet.« Deirdre seufzte. »Mr. Pollack ist vor sechs Jahren von mir gegangen. Er fehlt mir.«
»Das glaube ich.« Ich stellte meine Tasse ab. »Kinder?«
»Zwei. Einen Jungen und ein Mädchen. Beide haben es gut getroffen. Sie kommen mich ziemlich oft besuchen.«
»Das ist nett«, sagte ich. »Äh,... Sie leben also allein?«
»Nun, ja und nein«, antwortete sie. »Ich schlafe allein, habe aber täglich eine Hilfe im Haus. Eine Frau während der Woche und eine andere an den Wochenenden.«
Ich sah mich um. Anscheinend waren wir allein, und es war zehn Uhr. Dienstag früh. »Ihre Hilfe ist heute wohl nicht gekommen?«
»Das ist das kleine Problem, über das ich mit Ihnen sprechen wollte.«
Ich fischte meinen Notizblock und einen Stift heraus. »Wir können gleich anfangen, wenn Sie so weit sind.«
»Nun, die Geschichte hat mit meiner Hilfe zu tun«, sagte Deirdre. »Meine Haushälterin. Martina Cruz... so heißt sie.«
Ich schrieb den Namen auf.
»Martina arbeitet seit zwölf Jahren bei mir«, sagte Deirdre. »Inzwischen bin ich ziemlich abhängig von ihr. Nicht nur, weil sie mir meine Tabletten gibt und das Haus putzt. Wir sind auch gute Freunde geworden. Zwölf Jahre sind eine lange Zeit, um für jemanden zu arbeiten.«
Ich gab ihr Recht und dachte: Zwölf Jahre sind auch sonst eine
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