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Mord im Herbst: Roman (German Edition)

Mord im Herbst: Roman (German Edition)

Titel: Mord im Herbst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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ihrer Bluse stand ihr Name: Pia.
    »Ich habe eine Frage«, sagte Wallander. »Ich habe gehört, dass ein Mann namens Ivar Pihlak hier wohnt.«
    »Ja, Ivar wohnt hier. Sein Zimmer liegt im ersten Stock, ganz am Ende des Gangs.«
    »Ist er zu Hause?«
    Pia sah ihn verwundert an.
    »Es ist ausgesprochen selten, dass die Alten, die hier leben, nicht da sind.«
    »Wissen Sie, ob er Angehörige hat?«
    »Er hat noch nie Besuch gehabt. Ich glaube, er hat keine Familie. Seine Eltern lebten in Estland. Ich glaube, er hat einmal gesagt, dass er keine Angehörigen mehr hat.«
    »Wie geht es ihm?«
    »Er ist sechsundachtzig Jahre alt. Klar im Kopf. Aber körperlich ist er ein bisschen beeinträchtigt. Warum wollen Sie ihn sprechen?«
    »Es ist nur eine Routineangelegenheit.«
    Wallander spürte, dass die junge Frau ihm nicht glaubte. Zumindest nicht ganz. Aber sie fragte nicht weiter. Sie führte ihn zur Treppe und begleitete ihn in den ersten Stock.
    Die Tür von Ivar Pihlaks Zimmer war nicht geschlossen. Pia klopfte.
    An einem Tisch vor dem Fenster saß ein älterer Mann mit weißem Haar und legte eine Patience. Er blickte auf und lächelte.
    »Sie haben Besuch«, sagte Pia.
    »Das ist ja schön«, sagte der Mann.
    Wallander konnte keine Spur eines Akzents in seiner Aussprache hören.
    »Ich lasse Sie allein«, sagte Pia und ging zurück zur Treppe.
    Der Mann war aufgestanden. Sie gaben sich die Hand. Er lächelte, seine Augen waren blau, sein Händedruck war fest.
    Wallander dachte, dass alles falsch war. Der Mann, der vor ihm stand, würde ihm nicht helfen können, das Rätsel der beiden Skelette zu lösen.
    »Ich habe Ihren Namen nicht verstanden«, sagte Ivar Pihlak.
    »Ich heiße Kurt Wallander und bin Kriminalbeamter. Vor vielen Jahren, während des Krieges, wohnten Sie und Ihre Eltern auf einem Hof in Löderup, der einem Mann namens Ludvig Hansson gehörte. Sie wohnten ein gutes halbes Jahr dort, und dann reisten Ihre Eltern zurück nach Dänemark, während Sie hier in Schweden blieben. Ist das richtig?«
    »Sonderbar, dass jemand hierherkommt und danach fragt. Jetzt, nach so vielen Jahren.«
    Ivar Pihlak sah ihn mit seinen blauen Augen an. Es war, als hätten Wallanders Worte ihn erstaunt, aber auch eine Wehmut in ihm wachgerufen.
    »Es stimmt also?«
    »Meine Eltern reisten Anfang Dezember 1944 nach Dänemark zurück. Der Krieg ging dem Ende zu. Sie hatten viele Freunde, viele andere Esten, die in Dänemark lebten. Es gefiel ihnen nicht so gut in Schweden.«
    »Können Sie mir sagen, was dann geschah?«
    »Darf ich nur erst fragen, warum Sie das interessiert?«
    Wallander überlegte kurz und beschloss, nichts von den Skeletten zu erwähnen.
    »Eine Routineangelegenheit. Sonst nichts. Was geschah dann?«
    »Meine Eltern kehrten im Juni 1945 nach Estland zurück. In ihr Haus in Tallinn. Es war teilweise zerstört. Aber sie fingen an, es wieder aufzubauen.«
    »Sie selbst blieben in Schweden?«
    »Ich wollte nicht zurück. Ich blieb hier. Und ich habe es nie bereut. Ich konnte eine Ausbildung zum Ingenieur machen.
    »Haben Sie keine Familie?«
    »Dazu kam es nicht. Jetzt, wo ich alt bin, tut es mir manchmal leid.«
    »Haben Ihre Eltern Sie hier noch einmal besucht?«
    »Meistens war ich es, der nach Estland fuhr. Es war ja eine schwere Zeit dort nach dem Krieg, wie Sie wissen.«
    »Ihre Eltern können heute nicht mehr leben. Wann sind sie gestorben?«
    »Meine Mutter starb schon 1965, mein Vater Anfang der Achtzigerjahre.«
    »Was wurde aus ihrem Haus?«
    »Es gab eine Tante, die alles übernahm. Ich war zu den Beerdigungen dort. Einen Teil ihrer persönlichen Gegenstände nahm ich mit nach Schweden. Aber als ich hierher zog, habe ich mich davon getrennt. Hier ist ja nicht viel Platz, wie Sie sehen.«
    Wallander hatte plötzlich nichts mehr zu fragen. Die ganze Situation war unsinnig. Der Mann mit den blauen Augen sah ihn unverwandt an und sprach mit seiner ruhigen und sanften Stimme.
    »Dann will ich nicht weiter stören«, sagte Wallander. »Vielen Dank und auf Wiedersehen.«
    Wallander ging durch den Garten. Die Männer spielten immer noch Boule. Er blieb stehen und sah ihnen zu. Etwas fing an ihn zu beunruhigen. Zunächst konnte er nicht sagen, was es war, aber es hatte mit dem Gespräch zu tun, das er vor ein paar Minuten mit dem alten Mann geführt hatte.
    Dann kam er darauf, was es war. Die Antworten des Mannes hatten einstudiert gewirkt. Was er auch gefragt hatte, es war eine Antwort gekommen, ein bisschen zu

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