Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord Im Kloster

Mord Im Kloster

Titel: Mord Im Kloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
Vom Netzwerk:
die jungen Männer ihr Tag und Nacht nachstellten. Sie vertraute sich nicht ihrem leiblichen Vater an, sondern suchte Schutz bei Abt Thomas – und dabei ist es dann geschehen.«
    Henri konnte es noch immer nicht glauben. »Aber Abt Thomas war ein geistlicher Herr! Und er teilte die Ideale des Tempels, er hat ein Keuschheitsgelübde abgelegt! Ist ein solcher Mann nicht jeglicher Sünde unverdächtig?«
    »Natürlich. Aber manchmal strauchelt eben auch einer. Wir sind nur Menschen.«
    »Nehmen wir also an, Ihr habt Recht. Das heißt, Abt Thomas hat diese Alissa geschändet, und deshalb musste er sterben. Alissas Vater hat jemand gedungen, der den Mord ausführte.«
    »Ja.«
    »Wer hat die verruchte Tat ausgeführt?«
    »Nun. Das weiß ich nicht. Aber es kommen einige Kandidaten dafür in Frage.«
    »Wer beispielsweise?«
    »Burgmannen des Fürsten oder Alissas beide Brüder, Roger und Norton. Oder ein empörter Mitbruder, der über das Treiben des Abtes entsetzt war.«
    »Jemand aus diesem Kloster?«
    »Nun, hier gibt es besondere Empfindlichkeiten. Die Brüder sind streng gläubig. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass hier ein Abt ermordet wird.«
    »Es – ist schon einmal geschehen?«
    »Sie haben ihren eigenen Abt gewählt. Und den rechtmäßigen ermordet.«
    »Wer?«
    »Die Konversen.«
    »Bei Gott, Prior, lasst Euch doch nicht jede Einzelheit aus der Nase ziehen!«
    Der Prior seufzte. »Bei der Wahl des Abtes haben die Konversen keine Stimme. Deshalb hat die Versammlung der Laienbrüder damals, es ist schon zwanzig Jahre her, in einem gesetzlosen Akt einen eigenen Abt gewählt. Es war ein regelrechtes Komplott. Und eines Nachts ermordeten sie den rechtmäßigen Abt und setzten ihren an seine Stelle. Der Täter konnte nie überführt werden.«
    Der Prior bekreuzigte sich und blickte zum Himmel.
    »Die Laienbrüder sind also das Problem.« Henri überlegte. Er erinnerte sich an ihr auffälliges Verhalten. »Planen die Konversen jetzt auch wieder die Wahl eines eigenen Abtes?«
    »Ich befürchte es, denn Abt Thomas war bei ihnen nicht beliebt. Vielleicht ist es in aller Heimlichkeit auch schon geschehen. Wenn sie versuchen, ihren eigenen Mann einzusetzen, dann kommt es zu einer Revolte.«
    »Wer ist der Kandidat?«
    »Nun, einer aus ihrer Mitte.«
    »Aber was hätten sie von einem eigenen Abt? Würde sich ihre Lage im Kloster in irgendeiner Hinsicht verändern?«
    »Er könnte erwirken, dass sie nicht mehr zweitrangig sind.«
    »Im Tempel sind die donats, die Dienstbrüder, nicht zweitrangig, sie genießen die gleichen Rechte wie die anderen auch. Selbst die Priester sind bei uns nicht höher gestellt.«
    »Hier ist es eben anders. Wir haben es sie vielleicht zu deutlich spüren lassen. Manche unserer Brüder blicken über Gebühr auf die Konversen herunter und demütigen sie.«
    »In welcher Weise?«
    »Wir hätten nicht darauf bestehen dürfen, dass sie die Schuhe der Benediktiner tragen müssen, wenn die sie ablegen.«
    Henri sah vor seinem geistigen Auge die Berge von Schuhen in den Gängen vor sich. »Die Konversen besitzen nicht das Recht auf eigene Schuhe?«
    »Nein. Wenn sie nicht die abgetragenen der Mönche anziehen, müssen sie barfuß gehen. Vielleicht hätte ich das nicht zulassen dürfen. Jetzt ist es aber zu spät. Selbst wenn ich diese Regelung rückgängig mache – die Wut ist zu groß. Sie wählen ihren eigenen Abt. Und dann…«
    »Bei Gott, Prior. Immer erwächst aus Ungerechtigkeit Zorn. Wisst Ihr das nicht?«
    »Ich weiß es.«
    Henri zweifelte daran.
    Er hätte den Prior gern noch nach den beiden Franzosen gefragt, die in diesen Tagen aber offensichtlich nicht anwesend waren. Welche Rolle spielten sie wirklich in diesem Kloster? Aber der Prior wurde hinausgerufen, im Abtsgebäude war ein Besucher eingetroffen.
    Henri de Roslin folgte ihm in den Hof. Dort angekommen knöpfte er sich den erstbesten Benediktiner vor, dem er begegnete. Es war ein Gärtner. Er stand mit krummem Rücken in den Kräuterbeeten und zupfte Unkraut.
    »Gott befohlen, Bruder, Ich möchte Euch etwas fragen.«
    Der Mönch stützte die Hände in seine Seiten und richtete sich auf. »Dann fragt.«
    »Wie kommt Ihr mit den Laienbrüdern aus?«
    Der Mönch starrte ihn verwundert an. »Es sind eben Laienbrüder.«
    »Habt Ihr Streit mit ihnen?«
    »Nein.«
    »Ich untersuche den Mord an Abt Thomas. Sicher hat Euch die Untat auch tief bewegt und getroffen. Was glaubt Ihr, unverblümt gefragt, wer dahinter steckt?«
    Der Mönch

Weitere Kostenlose Bücher