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Mord Im Kloster

Mord Im Kloster

Titel: Mord Im Kloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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Die Brücke aus grauem Holz, die über den Burggraben führte, war löchrig, darunter floss trübes Wasser. Wachtürme auf Erdwällen schützten die Burg, die auf Henri trotz der schadhaften Brücke einen sicheren Eindruck machte. Am Torhaus wurde er nach seinem Begehr gefragt, nannte ihn und konnte einreiten. Hinter ihm rasselte das Torgitter herunter, und Henris Reittier stieg erschreckt auf die Hinterbeine.
    Der Innenhof war voll gestellt mit Karren, Säcken, Feuerholz und Gespannen. Einige Bedienstete beschlugen an einer offenen Schmiede Pferde, andere misteten den Hühnerstall aus oder trugen Lasten. Rechts und links befanden sich Wirtschaftsgebäude. Henri überquerte eine weitere Brücke, die zum zweiten Ring führte, und nannte erneut sein Anliegen. Auch hier konnte er passieren. Er stieg vom Pferd, übergab es einem Stallknecht und ging ohne Umschweife zum Wohnturm. Auch hier ließen ihn die beiden Wächter ungehindert passieren. Eine gewundene Holztreppe führte in die Höhe.
    Henri kannte solche Donjons zur Genüge aus Frankreich. Er wusste, wo die Herren und ihre Burgmannen sich aufhielten.
    Vor ihm öffnete sich ein Portal. Im Saal, der eine Decke von kunstvoll verstrebten Eichenholzbalken besaß, befanden sich überraschend viele Menschen, solche, die zur Burg gehörten, aber auch Gäste. Sie saßen zusammen, vertrieben sich die Zeit mit Brettspielen und gingen plaudernd umher. Ein Spielmann zupfte leise die Saiten einer Laute. Das war alltägliches Burgenleben, wenn nicht gerade eine Fehde ausgefochten werden musste.
    Die rechte Längsseite des Saales wurde von einem langen, weiß gedeckten Tisch in U-Form eingenommen, auf dem leeres Holzgeschirr und Becher standen. Ein Bediensteter stellte Krüge auf den Tisch. Hinter dem Durchgang zur Küche nahm Henri Herdfeuer wahr.
    Henri erkannte den Lord und seinen Hofmeister sofort an ihrer Kleidung und ihrem herrischen Gebaren. Sie saßen in der Nähe der Fenster. In ihrer Nähe hielten sich auch zwei junge Ritter auf, bei denen es sich um Roger und Norton handeln konnte. Henri näherte sich, wartete aber in ein paar Schritten Entfernung, bis sie ihn bemerkten.
    »Nun?« Die Stimme des Hofmeisters klang herablassend.
    »Henri de Roslin. Tempelritter aus London. Ich untersuche den Mord an Abt Thomas im Benediktinerkloster.«
    Jetzt wurde auch der Lord aufmerksam. Er war ein auffallend kräftiger Mann mit kurzen Armen, die jetzt eine einladende Geste vollführten. »Tempelritter sind mir immer willkommen. Ich bewundere Euren Orden, Master Henri.«
    »Danke, Sir. Würdet Ihr mir einige Auskünfte erteilen?«
    »Fragt.«
    »Im Kloster gibt es Gerüchte. Sie besagen, dass Eure Tochter Alissa den Abt kannte.«
    Der Hofmeister wollte eine herrische Bemerkung machen, aber der Lord schnitt ihm das Wort ab. Er hatte die Stirn gerunzelt und starrte Henri aus dunklen Augen an.
    »Und weiter?«
    »Könnte – dieses Gerücht zutreffen?«
    »Nun, jeder hier kannte den Abt.«
    »Eure Tochter ist eine junge Frau, der Abt ein Mann.«
    »Ich kenne diese verdammten Gerüchte, Master Henri. Wer sie ausspricht, dem sollte die Zunge herausgeschnitten werden. Meine Tochter ist ein unberührtes, himmlisches Wesen. Wer sich ihr in unziemlicher Absicht nähern sollte, dem stehen alle Qualen der Hölle bevor.«
    »Klare Worte, Fürst. Dann ist also nichts dran an diesen Gerüchten?«
    Statt einer Antwort klatschte der resolute Lord in die Hände. »Holt Alissa!«
    Ein Knappe sprang die Treppe hinauf. Henri wartete gespannt. Die beiden jungen Ritter, die nicht intelligent wirkten, starrten ihn düster an. Nach einer Weile erschien das Mädchen auf der Treppe. Ihr lindgrünes, langes Gewand passte wunderbar zum blonden Strahlenkranz ihrer Haare. Sie trug tatsächlich eine kleine, goldene Prinzessinnenkrone. In ihrem Gesicht lag ein feines Lächeln. Henri dachte, dass sie tatsächlich sehr schön war und unschuldig wie ein Engel wirkte.
    »Komm zu mir, mein Schatz!« Der Fürst winkte seine Tochter mit milder Stimme heran. »Begrüße unseren Gast. Es ist Sir Henri aus dem Londoner Tempel.«
    »Oh! Ein echter Tempelritter? Wie schön! Habt Ihr Jerusalem befreit?«
    »Nein«, sagte Henri amüsiert. »Ich war noch zu jung. Aber ich hätte es für Euch jederzeit getan, wenn ich alt genug gewesen wäre und Euch gekannt hätte, Prinzessin.«
    »Ihr könnt nicht nur das Schwert führen, sondern auch die Worte, Ritter! Weshalb seid Ihr hier?«
    Fürst Edmonton erklärte es seiner Tochter. Es war

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