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Mord Im Kloster

Mord Im Kloster

Titel: Mord Im Kloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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Mannschaft blieb in höchster Alarmbereitschaft.
    Der Sturm behielt seine Kraft bei, die Hulk tanzte auf den Wellen. Immer wieder schlugen Brecher über das Schiff. Die Besatzung konnte sich nur auf Deck halten, wenn sie sich an festgezurrten Seilen entlanghangelte.
    »Bei diesem Sturm bleiben wir zumindest von den Walen verschont, denn die tauchen dann auf den Grund«, rief Uthman, als er gerade ein Fass festband, das sich aus der Vertäuung losgerissen hatte und über das Deck zu rollen begann.
    »Ich weiß nicht, was gefährlicher ist!«, schrie Henri zurück. Er war klatschnass.
    Gerade raste wieder ein Brecher auf das Schiff zu und überspülte alles mit sprühender Gischt. In dieser Nacht kamen die Wellen den Seeleuten höher und länger und auch bösartiger vor. Man musste Sorge tragen, dass die Ladung unter Deck nicht verrutschte. Auch Joshua half tatkräftig mit, die Kisten, Kästen und Fässer immer aufs Neue zu vertäuen. Unaufhörlich wurde gearbeitet.
    Aber das Schiff hielt stand. Und als das erste Licht des Morgens sich ankündigte, ließ der Sturm nach. Der Seegang beruhigte sich allmählich. Bald glitt das Schiff gemächlicher dahin. Die Schäden schienen sich in Grenzen zu halten.
    Gerade wollten sich die erschöpften Seeleute ausruhen, da kam die Schreckensmeldung.
    Einer der Schiffsjungen kam atemlos aus dem Unterdeck gerannt. Er sah wild zerzaust aus. In der Hand hielt er einen Eimer wie ein Beweisstück.
    »Wir sinken!«
    Sofort winkte ihn der Kapitän heran. »Was redest du für einen Unsinn, Junge! Soll ich dir eine Tracht Prügel verabreichen?«
    »Seht selbst nach, Herr! Das Unterdeck hat ein Loch. Wasser dringt ein, schon sind die Wollballen nass. Wenn wir nicht an Land gehen, sinken wir.«
    Alle stürzten nach unten. Als sie wieder an Deck kamen, gab der Kapitän Befehle. Sie mussten sofort den nächsten Hafen anlaufen. Man beugte sich über die Karten. Portsall lag wenige Meilen entfernt an der stürmischen Küste. Man musste die Hafenstadt anlaufen und den Schaden beheben.
    Schnell wurde der Entschluss in die Tat umgesetzt. Portsall entpuppte sich als abgelegene Kleinstadt, besaß aber eine Schiffswerkstatt. Die Hulk wurde von Treidelarbeitern in ein Becken und dann mit Hilfe einer Winde auf das Dock gezogen, dort konnten die Reparaturarbeiten durchgeführt werden.
    »Wie lang wird das dauern?«, fragte Henri den Kapitän.
    »Einen ganzen Tag bestimmt.«
    Henri besprach sich mit den Gefährten. Sollten sie von Bord gehen und die letzte Wegstrecke über Land zurücklegen? Brest lag von Portsall aus nur zwei Tagesreisen entfernt im Süden. Uthman war dafür, sofort Pferde zu mieten und aufzubrechen. Joshua blieb gelassen. »Der Herr hat die Welt nicht an einem einzigen Tag gemacht. Er brauchte sechs. Der siebte ist der stillstehende Tag. Ein Tag wie heute, Sonntag. Warten wir doch einfach, bis das Schiff repariert ist.«
    Henri musste entscheiden. Als er gerade vorschlagen wollte, Pferde zu kaufen, geschah etwas Merkwürdiges.
    Aus dem dicken Bauch des Schiffes krabbelte eine Frau hervor. Sie turnte über die Reling, ließ sich an einer Strickleiter an der Bordwand herunter, sprang auf die Anlegestelle und blickte verwirrt um sich. Ihr Gesicht war verschmiert, ihre Haare nass und schmutzig. Ihr Kleid an einigen Stellen zerrissen.
    »He«, sagte Uthman, »träume ich? Was ist das für eine hübsche Wassernixe?«
    »Ein blinder Passagier!«, entfuhr es Joshua. »Wir haben die ganze Zeit mit einem blinden Passagier unter Deck zugebracht.«
    Henri beschloss, sich um die Frau zu kümmern. Er sprach sie an.
    »Sind wir endlich in Brest?«, fragte sie auf Bretonisch.
    Henri erklärte ihr, wo sie sei. Sie fing an zu weinen. Henri gab ihr ein Tuch, damit sie sich säubern konnte. Als sie sich das Gesicht abgewischt hatte, fiel Henri ihre Ähnlichkeit mit der unglücklichen Jenny Sandys auf, von derber den Gefährten erzählt hatte. Die junge Frau war ebenso hübsch, wenn auch knochiger.
    »Erzählt uns, wie Ihr an Bord gekommen seid!«
    Es stellte sich heraus, dass sie Wynfrith hieß und seit Jersey an Bord war. Ganz so lang war ihre Reise also nicht gewesen. Sie lief vor ihrem Ehemann davon, der sie geschlagen hatte.
    »Er schlägt mich jeden Tag! Und jede Nacht! Immer ist er betrunken! Seit er einen Arm bei einem Unfall im Hafen verlor, ist er unleidlich. Ich halte es bei ihm nicht mehr aus. Ich war so verzweifelt, dass ich beschloss, mit dem Leben abzuschließen. Ich habe ein Loch in den

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