Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord Im Kloster

Mord Im Kloster

Titel: Mord Im Kloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
Vom Netzwerk:
folgte der Geruchsspur, das war das Einfachste. In der Tempelkirche roch es nur noch nach Steinstaub.
    John war plötzlich glücklich. Alles würde wieder gut werden. Er würde Jenny einfach mit sich nehmen. Er würde ihr hoch und heilig versprechen, sie nie mehr mit seinen finsteren Gedanken zu quälen. Er würde ihr versprechen, sich nicht mehr mit diesen Menschen zu treffen, von seinen Attentatsplänen Abstand zu nehmen. Denn noch vor seinem Ritt hierher war ihm klar geworden, dass sein Leben nichts mehr taugte, wenn Jenny nicht an seiner Seite war. Dann konnte er es wegwerfen.
    Jenny war das Wichtigste. Sein Ein und Alles.
    John tastete sich in der Dunkelheit die Treppenstufen zum Schlafsaal empor. In welcher Zelle würde Jenny schlafen? Er kam oben an. Die Dielen knarrten leicht, aber er ging jetzt auf Zehenspitzen und vermied jedes Geräusch. Aber war da nicht eben ein anderes Geräusch entstanden? John blieb stehen. Hatte unten nicht etwas geknarrt? War die Tür aufgegangen? Er lauschte. Er zählte bis eintausend, um sich zu zwingen, sich nicht zu bewegen. Nein, nichts. Im gleichen Moment hörte er ein unterdrücktes Seufzen. Es kam aus einer Zelle.
    Schnell trat John an die Tür. Lag Jenny dahinter? Träumte sie von ihm? Oder quälten sie Albträume? Wieder dieses Seufzen, ein leiser, klagender Ton.
    John kannte diese Stimme. Wie oft hatte er diesen Ton neben sich schon in schlaflosen Nächten gehört. Er drückte die Klinke der Zellentür hinunter.
     
     
    Als Robin Gilmour-Bryson in London aufbrach, hatte er schon einen festen Plan ausgebrütet. Diesmal musste alles Hand und Fuß haben. John Sandys würde ihn auf die Spur bringen. Dann bekam er sie in seine Hand – und er würde sie nicht mehr lebend gehen lassen, bevor sie ihm nicht zu Willen war.
    Robin ritt einen schnellen Wallach, aber er musste ihn zügeln. Dieser Sandys war wirklich ein elender Hund. Nicht mal zu einem guten Pferd reichte es bei ihm. Wie verdiente er eine solche Frau an seiner Seite? Wie schafften es diese simplen Männer ohne jede Vision, dass ihnen solche Frauen folgten? Damit musste jetzt Schluss sein.
    Robin hatte nicht mehr gewagt, sich Jenny Sandys in London zu nähern. Die Gefahr war zu groß, dass dadurch seine Pläne gefährdet wurden. Javierre de Bastard hatte ihm eindringlich klargemacht, dass alles andere vor ging. Es ging um große Ziele, erst danach kam die Frau. Und alles andere.
    Robin ließ die Zügel schleifen und ritt dem Steinmetz durch die Nacht hinterher. Schon kurz hinter Finchley und den Fortis Greens begriff er, wohin die Reise ging. Natürlich nach St. Albans! Wieder kroch diese Jenny bei dem verfluchten Templer unter, der dort herumschnüffelte. Robin hätte bei dieser Vorstellung aus der Haut fahren können! Javierre, dessen Spione überall saßen, hatte ihm alles erzählt. Jenny war ins Kloster geflüchtet. Und John wollte sie holen.
    Robin beruhigte sich und frohlockte. Das war doch bestens! John führte ihn zu seiner Frau. Und dann kam sein Auftritt! Wie dumm dieser Kerl doch war! Ein Spielball in ihren Händen! Haltlos und gestaltlos! Wenn man ihn ein bisschen unter Druck setzte, war er wie Wachs in ihren Händen.
    Unwillkürlich gab Robin seinem Wallach die Hacken. Das Pferd machte einen Satz. Als Robin das merkte, griff er schnell in die Zügel. »Ruhig, mein Alter«, flüsterte er, »wir haben Zeit. Er entkommt uns nicht.«
     
     
    Die Tür war von innen verschlossen. John stieß einen leisen Fluch aus. Wie sollte er hineinkommen, ohne Lärm zu machen? Sollte er klopfen? Würde Jenny ihm die Tür öffnen?
    Nein, er musste es anders versuchen. Sicher waren nicht alle Zellen belegt. Die nicht belegten würden nicht abgeschlossen sein. Er musste eine leere Zelle finden, die sich auf der gleichen Seite, möglichst in der Nähe, befand. John hatte gesehen, dass eine umlaufende Galerie alle Zellen von außen verband. War es nicht ohnehin klüger, von außen über diese Galerie zu gehen? Es dürfte nicht schwer sein, an ihren Holzstützen emporzuklettern.
    John wendete sich um. Dann fiel ihm ein, wie viel Lärm er vielleicht machen würde, wenn er so vorging. Kurz entschlossen ging er den Flur hinunter. Er probierte die nächste Türklinke. Die Tür war unverschlossen! John spürte Erleichterung und trat ein. Er ließ die Tür offen, durchquerte die kleine, völlig unmöblierte Zelle, trat ans unverglaste Fenster, stieß langsam den Holzladen auf und sah hinaus. Tatsächlich, es bereitete überhaupt

Weitere Kostenlose Bücher