Mord Im Kloster
keine Mühe, über die Galerie ins Nachbarzimmer zu gelangen.
Er schwang sich aus dem Fenster und trat auf die Bohlen hinaus. Draußen schlich er in Richtung der benachbarten Zelle. Er klappte die Holzläden auf, die nicht zu verschließen waren. In diesem Moment kam der Halbmond aus den Wolken hervor und beleuchtete Johns Weg. Es war ein verhängnisvoller Weg.
John stieg in die Zelle. Er hörte Jennys Atemgeräusche. Jetzt sah er seine Frau. Sie lag auf dem Rücken. Ihre Arme lagen erhoben neben ihrem Kopf, als ergäbe sie sich. Ihr Gesicht war friedlich. Wie schön sie war!
John trat an das Strohlager. Als er sich über Jenny beugen wollte, als er flüstern wollte: »Jenny, komm nach Hause!«, als er schon den letzten Schritt tat, da fuhr Jenny aus dem Schlaf empor. Sie saß da und starrte ihn verständnislos an. Dann fuhr ihre Hand zu ihrem Mund, als müsse sie einen Schrei unterdrücken.
John sagte: »Jenny, nicht erschrecken, bitte. Ich bin es. Ich will dich holen. Lass uns gehen.«
Aber Jenny blickte ihn so fassungslos an, dass er ahnte, dass es nicht so einfach gehen würde. Und nun schrie sie wirklich auf. Und ihre Augen weiteten sich. Sie blickte an ihm vorbei. Ins Leere.
Nein, begriff John in diesem Moment. Nicht ins Leere.
Hinter ihm musste jemand sein.
Bevor er sich umdrehen konnte, traf ein Schlag seinen Kopf. Er stürzte wie gefällt auf den Steinboden der Zelle.
Neville de Gwyn wälzte sich auf seinem Lager hin und her. Es war nicht die erste Nacht, in der er nicht schlafen konnte. Wenn die Glocke zum Frühgebet rufen würde, war er wahrscheinlich wieder so müde, dass er zu spät kam und finstere Blicke der Benediktiner erntete.
Er beschloss aufzustehen. Ihm ging nicht aus dem Kopf, was Henri zu ihm gesagt hatte. Dass er Jenny unter seine Fittiche nehmen würde. War es überhaupt möglich, diese junge Frau zu schützen? Sie war ein unglückseliges Geschöpf. Eine Person, die das Unglück anzog. Auch im Kloster war sie nicht sicher. Wie konnte sie ausgerechnet hier in Sicherheit sein?
Waren die Zellen des Gästebaus überhaupt von innen zu verschließen?
Neville blieb erschreckt stehen. Er trat ans Fenster, um zum Gästebau hinüberzublicken. Wenn die Zellen nicht abzuschließen waren, wie das auch im Tempel der Fall war, dann war Jenny Sandys jedem schutzlos ausgeliefert, der ihr in der Nacht Böses wollte. Warum hatten sie nicht daran gedacht?
Oder sollte Henri sie etwa zu sich genommen haben? Verstand er das darunter? Aber nein! Nein! Neville hätte sich ohrfeigen können, wie konnte er nur so etwas denken…!
Als Neville sich soeben abwenden wollte, sah er eine Gestalt in der Dunkelheit über den Konventshof gehen. Dann folgte kurze Zeit später eine zweite, die von der Hauptpforte herkam. Neville rieb sich die Augen. Er dachte: Du hast zwei Augen, also kannst du auch zwei Gestalten sehen! Dann sah er die Unsinnigkeit dieses Gedankens ein und blickte schärfer hinunter. Tatsächlich, zwei Gestalten. Sie mussten sich irgendwann begegnen. Aber die erste schien die zweite nicht zu bemerken.
Neville stockte der Atem. Beide steuerten dem Gästehaus zu.
Sollte er Henri wecken?
Als er diese Absicht eben in die Tat umsetzen wollte, sah er, dass in der Prälatur ein Licht ausging. Dort hatte der Prior offenbar noch gewacht, denn sein Gast, Javierre de Bastard, konnte es nicht sein, er war am Morgen mit ein paar Mönchen im Gefolge nach Hertford abgereist. Und dann nahm Neville noch wahr, dass der heimliche Eindringling in diesem Moment in der Tür des Gästebaus verschwand. Wenn er Böses im Schilde führte, musste sich Neville beeilen.
Kurz entschlossen schwang er sich aus dem Fenster. Er hoffte, das Rosenspalier, das die gesamte Vorderfront des Dormitoriums bis zum Dach zierte, würde seiner Last standhalten.
Neville kam heil unten an. Er sprang die letzten drei Meter hinunter und landete im Sand. Er sah, dass auch der andere Unbekannte in diesem Moment in der Tür des Gästebaus verschwand. Er hatte also keine Zeit zu verlieren.
Neville begann zu rennen. Der Mond kam als breite Sichel hervor. Neville bemerkte im Laufen, dass er keinen Schatten warf.
Robin traten die Augen aus den Höhlen. Er spürte seine unbändige Lust. Sollte er es gleich hier tun? Was für ein Sakrileg! Der Ehemann niedergeschlagen am Boden. Die junge Braut in der Zelle genommen, gleich hier, auf dem harten Lager der Mönche. Robin starrte Jenny an. Er blickte auf ihre Brüste, die sich voll und
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