Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord im Orientexpress

Mord im Orientexpress

Titel: Mord im Orientexpress Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Zollbestimmungen zu tun – oder was Ihnen gerade einfällt.»
    «Das wird nicht weiter schwierig sein, Monsieur. Die Damen sind im Augenblick beide nicht in ihren Abteilen.»
    «Dann machen Sie schnell.»
    Der Schaffner ging und kam mit den beiden Hutschachteln zurück. Poirot öffnete die der Zofe und legte sie achtlos wieder fort. Dann öffnete er die der Schwedin und äußerte sich sehr befriedigt. Vorsichtig nahm er die Hüte heraus, unter denen ein gewölbtes Drahtgestell zum Vorschein kam.
    «Ah, da haben wir ja, was wir brauchen. Vor etwa fünfzehn Jahren wurden Hutschachteln nur so gemacht. Man steckte den Hut mit einer Nadel an solchen Drahtgestellen fest.»
    Während er redete, löste er behutsam zwei Schichten von dem Drahtgeflecht. Dann packte er die Hüte wieder ein und wies den Schaffner an, die Schachteln dahin zurückzubringen, wo er sie hergeholt hatte.
    Nachdem die Tür wieder zu war, wandte er sich an seinen Gefährten.
    «Sehen Sie, mein lieber Doktor, ich halte ja sonst nicht viel von kriminalistischer Technik. Ich kümmere mich mehr um Psychologie als um Fingerabdrücke oder Zigarettenasche. Aber in diesem Fall könnte ich ein wenig kriminalistische Technik gut gebrauchen. Dieses Abteil steckt voller Hinweise, aber wie kann ich sicher sein, dass diese Hinweise wirklich sind, was sie zu sein scheinen?»
    «Ich verstehe Sie nicht ganz, Monsieur Poirot.»
    «Also, um Ihnen ein Beispiel zu nennen – wir finden ein Damentaschentuch. Hat eine Dame es verloren? Oder hat sich ein Mann bei Begehung der Tat gesagt: ‹Ich will es wie die Tat einer Frau erscheinen lassen. Ich werde unnötig oft auf meinen Feind einstechen und einige Stiche schwach und wirkungslos aussehen lassen, und dann lasse ich noch dieses Taschentuch so fallen, dass man es nicht übersehen kann.› Dies ist die eine Möglichkeit. Aber es gibt noch eine andere. Hat eine Frau ihn getötet und voll Bedacht einen Pfeifenreiniger verloren, damit es nach dem Werk eines Mannes aussieht? Oder sollen wir allen Ernstes annehmen, dass zwei Personen – ein Mann und eine Frau – voneinander unabhängig gehandelt haben und beide so unvorsichtig waren, einen Hinweis auf ihre Identität zu hinterlassen? Das ist mir doch alles etwas zu viel der Zufälligkeiten.»
    «Aber was hat die Hutschachtel damit zu tun?», fragte der Arzt, noch immer ratlos.
    «Ah, dahin kommen wir gleich. Wie gesagt, diese Hinweise – die Uhr, die um Viertel nach eins stehen geblieben ist, das Taschentuch, der Pfeifenreiniger – sie können echt sein, aber auch falsch. Bisher vermag ich das noch nicht zu entscheiden. Aber einen Hinweis gibt es, von dem ich glaube – obwohl ich mich auch hier wieder irren kann –, dass er keine Irreführung ist. Ich meine das flache Streichholz, Monsieur le Docteur. Ich glaube, dass dieses Streichholz vom Mörder b e nutzt wurde, nicht von Mr. Ratchett. Und zwar wurde es dazu benutzt, ein belastendes Schriftstück der einen oder anderen Art zu verbrennen. Möglicherweise einen Brief. Wenn ja, dann enthielt dieser Brief irgendetwas – einen Fehler, einen Irrtum –, woraus man vielleicht auf die Identität des Mörders schließen kann. Ich will mich bemühen, dieses Etwas wieder ans Licht zu bringen.»
    Er verließ das Abteil und kam wenig später mit einem kleinen Spirituskocher und einer Brennschere zurück.
    «Die benutze ich für meinen Schnurrbart», erklärte er die Letztere.
    Der Arzt sah höchst interessiert zu, wie Poirot die beiden gewölbten Drahtnetze flach drückte und sehr behutsam das verkohlte Stückchen Papier auf das eine praktizierte. Das andere legte er darüber, dann klemmte er beide Netze mit der Brennschere zusammen und hielt das Ganze über die Flamme des Spirituskochers.
    «Das ist eine sehr behelfsmäßige Vorrichtung», sagte er über die Schulter. «Hoffen wir, dass sie dennoch ihren Zweck erfüllt.»
    Der Doktor beobachtete den Vorgang aufmerksam. Die Drahtgeflechte begannen zu glühen. Plötzlich waren schwache Spuren von Buchstaben zu erkennen. Langsam kamen Wörter zum Vorschein – Wörter aus Feuer.
    Der Papierfetzen war sehr klein. Es passten nur fünf Wörter darauf:
    … an die kleine Daisy Armstrong.
    «Oh!», entfuhr es Poirot laut.
    «Sagt Ihnen das etwas?», fragte der Arzt.
    Poirots Augen glänzten. Er legte die Brennschere vorsichtig nieder.
    «Ja», sagte er. «Ich weiß jetzt, wie der Tote wirklich hieß. Ich weiß auch, warum er Amerika verlassen musste.»
    «Wie hieß er

Weitere Kostenlose Bücher