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Mord im Orientexpress

Mord im Orientexpress

Titel: Mord im Orientexpress Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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habe ich mich ins Bett gelegt und bis zum Morgen geschlafen.»
    «Sind Sie im Lauf des Abends irgendwann einmal aus dem Zug gestiegen?»
    «Arbuthnot und ich sind in – wie hieß das noch? – Vincovci – zuerst kurz ausgestiegen, um uns die Füße zu vertreten, aber es war so bitterkalt – und dann der Schneesturm. Da sind wir schnell wieder eingestiegen.»
    «Durch welche Tür sind Sie ausgestiegen?»
    «Die meinem Abteil am nächsten war.»
    «Also vor dem Durchgang zum Speisewagen?»
    «Ja.»
    «Erinnern Sie sich, ob sie zugesperrt war?»
    MacQueen überlegte.
    «Hm, ja – soweit ich mich erinnere. Da war jedenfalls irgend so eine Vorrichtung, die über die Klinke griff. Meinen Sie das?»
    «Ja. Und als Sie wieder einstiegen, haben Sie die Klinke da wieder gesichert?»
    «Hm, nein – ich glaube nicht. Ich bin als Letzter eingestiegen. Nein, ich kann mich an so etwas nicht erinnern.»
    Plötzlich fragte er nach: «Ist das irgendwie von Bedeutung?»
    «Könnte sein. Ich nehme an, Mr. MacQueen, dass während Ihres Gesprächs mit Colonel Arbuthnot die Abteiltür zum Gang offen war?»
    Hector MacQueen nickte.
    «Nun möchte ich, wenn Sie mir das sagen können, von Ihnen wissen, ob in der Zeit zwischen der Abfahrt des Zuges in Vincovci und dem Ende Ihres Gesprächs mit dem Colonel irgendjemand auf dem Gang vorbeigekommen ist.»
    MacQueen zog die Stirn in angestrengte Falten.
    «Ich glaube, einmal ist der Schaffner vorbeigegangen», sagte er. «Er kam vom Speisewagen her. Und eine Frau ist in umgekehrter Richtung vorbeigegangen, auf den Speisewagen zu.»
    «Welche Frau?»
    «Das wüsste ich nicht. Ich habe überhaupt nicht darauf geachtet. Ich versuchte Arbuthnot doch gerade etwas auseinander zu setzen. Ich glaube mich nur zu erinnern, dass irgendetwas in roter Seide an meiner Abteiltür vorbeiging. Ich habe aber nicht hingeschaut, und das Gesicht der Person hätte ich sowieso nicht sehen können. Wie Sie wissen, guckt man aus meinem Abteil in Richtung Speisewagen. Wenn da also jemand in dieser Richtung vorbeigeht, sehe ich ihn nur noch von hinten.»
    Poirot nickte.
    «Sie war vermutlich auf dem Weg zur Toilette?»
    «Das nehme ich an.»
    «Und haben Sie dann gesehen, wie sie zurückkam?»
    «Hm, nein – wo Sie es jetzt erwähnen – ich habe nicht gesehen, wie sie zurückgekommen ist, aber das muss sie ja wohl.»
    «Noch eine Frage, Mr. MacQueen. Rauchen Sie Pfeife?»
    «Nein, Monsieur.»
    Poirot schwieg kurz.
    «Ich glaube, das ist vorerst alles», sagte er dann. «Jetzt möchte ich gern Mr. Ratchetts Diener sprechen. Sind Sie und er übrigens immer in der zweiten Klasse gereist?»
    «Er ja. Aber ich war für gewöhnlich in der ersten Klasse – nach Möglichkeit im angrenzenden Abteil zu Mr. Ratchett. Dann konnte er den größten Teil seines Gepäcks in meinem Abteil unterbringen, und es war doch jederzeit für ihn greifbar, ebenso wie ich. Aber diesmal waren alle Erste-Klasse-Abteile schon gebucht, außer diesem einen, in dem er war.»
    «Ich verstehe. Vielen Dank, Mr. MacQueen.»

Drittes Kapitel

Das Zeugnis des Dieners
     
    N ach dem Amerikaner kam die Reihe an den blassen Engländer mit dem ausdruckslosen Gesicht, den Poirot schon am Vortag gesehen hatte. Der Diener blieb in korrekter Haltung stehen und wartete, bis Poirot ihm bedeutete, Platz zu nehmen.
    «Sie sind, soviel ich weiß, Mr. Ratchetts Diener?»
    «Jawohl, Sir.»
    «Ihr Name?»
    «Edward Henry Masterman.»
    «Alter?»
    «Neununddreißig.»
    «Und Ihre Heimatadresse?»
    «Clerkenwell, Friar Street einundzwanzig.»
    «Sie haben schon gehört, dass Ihr Herr ermordet wurde?»
    «Ja, Sir. Es ist furchtbar.»
    «Würden Sie mir jetzt bitte sagen, wann Sie Mr. Ratchett das letzte Mal gesehen haben?»
    Der Diener überlegte.
    «Das muss gegen neun Uhr gewesen sein, Sir, letzte Nacht. Vielleicht auch ein wenig später.»
    «Schildern Sie mir mit Ihren eigenen Worten ganz genau, wie das abgelaufen ist.»
    «Ich bin wie gewöhnlich zu Mr. Ratchett gegangen, Sir, um ihm zu Diensten zu sein.»
    «Was hatten Sie im Einzelnen zu tun?»
    «Ich musste seine Kleidung zusammenlegen oder aufhängen, Sir, seine Gebissprothese in ein Glas Wasser tun und dafür sorgen, dass er alles hatte, was er für die Nacht brauchte.»
    «War sein Verhalten mehr oder weniger wie sonst?»
    Der Diener dachte kurz darüber nach.
    «Also, Sir – ich glaube, er war aufgebracht.»
    «Aufgebracht – inwiefern?»
    «Wegen eines Briefs, den er gerade gelesen hatte. Er hat mich gefragt,

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