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Mord im Pfarrhaus

Mord im Pfarrhaus

Titel: Mord im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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fragen, wenn ich etwas wissen will. Die Zeit ist knapp. Ich wünsche absolute Ruhe.»
    «Ja, aber ich würde Ihnen gern sagen…»
    «Absolute Ruhe.» Der Kommissar starrte mich böse an. Ich tat ihm den Gefallen.
    Er schaute immer noch auf dem Schreibtisch herum. «Warum hat er hier gesessen?», knurrte er. «Wollte er eine Nachricht schreiben – hallo – was haben wir denn da?»
    Triumphierend hielt er einen Notizzettel hoch. Er war über seinen Fund so erfreut, dass er uns erlaubte, zu ihm zu kommen und ihn mit ihm zu betrachten.
    Es war ein Notizzettel des Pfarrhauses, und oben stand 6.20 Uhr.
    «Lieber Clement», hatte Protheroe geschrieben, «tut mir Leid, dass ich nicht länger warten kann, aber ich muss…» Hier wurde aus der Schrift ein Gekrakel.
    «Sonnenklar», sagte Kommissar Slack triumphierend. «Er setzt sich hierher, um das zu schreiben, ein Feind kommt leise durch die Glastür und erschießt ihn dabei. Was will man mehr?»
    «Ich möchte nur sagen…», fing ich wieder an.
    «Aus dem Weg, bitte, Sir, ich will sehen, ob es hier Fußspuren gibt.»
    Auf allen vieren kroch er zur offenen Glastür.
    «Ich finde, Sie sollten wissen…», sagte ich hartnäckig.
    Der Kommissar stand auf. Er redete nicht heftig, aber entschieden. «Damit beschäftigen wir uns später. Ich wäre den Herren verbunden, wenn sie den Raum verlassen würden. Hinaus bitte.»
    Wir ließen uns hinausscheuchen wie Kinder.
    Stunden schienen vergangen zu sein – doch es war erst Viertel nach sieben.
    «Schön», sagte Haydock. «Das wäre das. Wenn dieser eingebildete Esel mich sucht, können Sie ihn in die Praxis schicken. Bis dann.»
    «Die Gnädige ist zurück.» Mary war kurz aus der Küche gekommen. Sie machte große Augen und gierte nach weiterer Aufregung. «Kam vor fünf Minuten.»
    Ich fand Griselda im Salon. Sie sah ängstlich, aber erregt aus.
    Ich erzählte ihr alles, und sie hörte aufmerksam zu.
    «Auf der Notiz steht 6.20 Uhr», schloss ich. «Und die Uhr ist umgefallen und um 6.22 stehen geblieben.»
    «Ja», sagte Griselda. «Aber diese Uhr – hast du ihm nicht gesagt, dass sie immer eine Viertelstunde vorgeht?»
    «Nein. Das habe ich nicht. Er hat es mir nicht erlaubt. Ich habe mein Bestes versucht.»
    Griselda runzelte erstaunt die Stirn. «Aber Len, das macht alles ganz merkwürdig. Denn wenn diese Uhr auf 6.20 stand, war es in Wirklichkeit erst fünf nach sechs, und um fünf nach sechs war Colonel Protheroe vermutlich noch gar nicht im Haus.»

Sechstes Kapitel
     
    W ir rätselten eine Zeit lang über diese Sache mit der Uhr, aber wir konnten sie uns nicht erklären.
    Griselda sagte, ich sollte noch einmal versuchen, Kommissar Slack davon zu erzählen, doch in diesem Punkt hatte ich inzwischen eine Einstellung, die ich nur als störrisch bezeichnen kann.
    Kommissar Slack war abscheulich und völlig unnötig unverschämt gewesen. Ich freute mich auf den Moment, in dem ich meinen wertvollen Beitrag leisten und ihm damit Ärger machen konnte. Dann würde ich mit mildem Tadel sagen: «Wenn Sie mir nur zugehört hätten, Kommissar Slack…» Ich erwartete, dass er wenigstens mit mir reden würde, bevor er das Haus verließ, aber zu unserer Überraschung erfuhren wir von Mary, dass er schon gegangen war. Er hatte das Arbeitszimmer abgeschlossen und hinterlassen, dass niemand versuchen durfte, den Raum zu betreten.
    Griselda schlug vor, nach Old Hall zu gehen.
    «Es muss so schrecklich für Anne Protheroe sein – mit der Polizei und allem», sagte sie. «Vielleicht kann ich etwas für sie tun.»
    Ich stimmte von Herzen zu, und Griselda ging mit der Anweisung, mich sofort anzurufen, wenn sie fand, ich könnte irgendwie einer der Damen beistehen oder Trost spenden.
    Ich telefonierte inzwischen mit den Betreuerinnen der Sonntagsschule, die um Viertel vor acht zu ihrer wöchentlichen Vorbereitung kommen wollten. Unter den gegebenen Umständen hielt ich es für besser, ihnen abzusagen.
    Dennis erschien als Nächster, er war gerade von einer Tennisparty zurückgekehrt. Dass sich ein Mord im Pfarrhaus ereignet hatte, schien ihn ungemein zu befriedigen.
    «Toll, in einem Mordfall direkt am Tatort zu sein», rief er. «Bei so etwas wollte ich schon immer mal mittendrin stecken. Warum hat die Polizei das Arbeitszimmer abgeschlossen? Passt nicht ein anderer Schüssel?»
    Ich weigerte mich, Versuche dieser Art zu erlauben. Dennis gab ungnädig nach. Nachdem er alle Einzelheiten aus mir herausgelockt hatte, ging er in den Garten,

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