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Mord im Pfarrhaus

Mord im Pfarrhaus

Titel: Mord im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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runzelte die Stirn. «Das ist verdächtig – sehr. Man wollte Sie aus dem Weg haben. Wo ist Ihre Frau?»
    «Den ganzen Tag in London.»
    «Und das Mädchen?»
    «In der Küche – auf der anderen Seite des Hauses.»
    «Wo sie kaum hören konnte, was hier geschah. Eine böse Sache. Wer wusste, dass Protheroe heute Abend herkommen wollte?»
    «Er hat es heute Morgen lauthals wie gewöhnlich auf der Dorfstraße angekündigt.»
    «Was heißt, dass das ganze Dorf es wusste? Sie wissen sowieso immer alles. Kennen Sie jemanden, der einen Groll gegen ihn hatte?»
    Lawrence Reddings weißes Gesicht und seine starren Augen fielen mir ein. Schlurfende Schritte auf dem Gang draußen ersparten mir die Antwort.
    «Die Polizei», sagte mein Freund und stand auf.
    Unsere örtliche Polizei wurde durch Wachtmeister Hurst vertreten, der sehr bedeutend, aber leicht nervös aussah.
    «Guten Abend, meine Herren», begrüßte er uns. «Der Kommissar wird gleich da sein. Inzwischen befolge ich seine Anweisungen. Man hat mich unterrichtet, dass Colonel Protheroe erschossen aufgefunden wurde – im Pfarrhaus.»
    Er machte eine Pause und sah mich mit kaltem Misstrauen an; ich versuchte angemessen zu reagieren, indem ich eine bewusst unschuldige Haltung einnahm.
    Er ging zum Schreibtisch und erklärte: «Nichts darf berührt werden, bis der Kommissar kommt.»
    Zur Unterrichtung meiner Leser füge ich eine Skizze des Zimmers bei.
     

     
    Er zog sein Notizbuch heraus, leckte seinen Bleistift an und schaute uns beide erwartungsvoll an.
    Ich wiederholte meinen Bericht von der Entdeckung der Leiche. Nachdem er alles aufgeschrieben hatte, was einige Zeit dauerte, wandte er sich an den Arzt. «Dr. Haydock, was war Ihrer Meinung nach die Todesursache?»
    «Kopfschuss aus geringer Entfernung.»
    «Und die Waffe?»
    «Bevor wir die Kugel haben, kann ich das nicht mit Sicherheit sagen. Aber aller Wahrscheinlichkeit nach wurde die Kugel aus einer kleinkalibrigen Pistole abgefeuert – sagen wir eine Mauser .25.»
    Ich zuckte zusammen, weil mir unser Gespräch vom Vorabend einfiel, als Lawrence Redding eingeräumt hatte, eine solche Pistole zu besitzen. Der Polizist richtete seine kalten Fischaugen auf mich.
    «Haben Sie etwas gesagt, Sir?»
    Ich schüttelte den Kopf. Mein Verdacht war schließlich nur eine Vermutung, deshalb behielt ich ihn besser für mich.
    «Wann hat sich Ihrer Meinung nach die Tragödie ereignet?»
    Der Arzt zögerte eine Minute. Dann sagte er: «Der Mann war wenig länger als eine halbe Stunde tot, schätze ich. Auf keinen Fall viel länger.»
    Hurst wandte sich an mich. «Hat das Mädchen etwas gehört?»
    «Soviel ich weiß, nichts. Aber Sie sollten sie lieber selbst fragen.»
    Doch in diesem Moment traf Kommissar Slack ein, er war mit dem Wagen aus Much Benham zwei Meilen entfernt gekommen.
    Slack bedeutet im Englischen so viel wie schlaff, lasch, und von dem Kommissar kann ich nur sagen, dass sich noch nie ein Mann entschlossener bemüht hat, seinen Namen zu widerlegen. Er war dunkelhaarig, nervös und energisch, mit schwarzen Augen, die ständig in Bewegung waren. Er benahm sich äußerst unverschämt und anmaßend.
    Er erwiderte unsere Begrüßung mit einem knappen Nicken, riss das Notizbuch seines Untergebenen an sich, las darin, wechselte mit Hurst kurz ein paar leise Worte und schritt dann zur Leiche. «Wahrscheinlich ist alles durcheinander gebracht und herumgezerrt worden.»
    «Ich habe nichts berührt», sagte Haydock.
    «Ich auch nicht», sagte ich.
    Der Kommissar beäugte eine Zeit lang die Gegenstände auf dem Schreibtisch und die Blutlache. «Ah!», sagte er dann triumphierend. «Hier ist, was wir suchen. Er hat die Uhr umgeworfen, als er vornüber fiel. Das verrät uns die Tatzeit. Zweiundzwanzig Minuten nach sechs. Wann, sagten Sie, Doktor, ist der Tod eingetreten?»
    «Ich sagte, vor etwa einer halben Stunde, aber…»
    Der Inspektor schaute auf seine Uhr. «Fünf Minuten nach sieben. Ich bekam die Nachricht vor etwa zehn Minuten, um fünf vor sieben. Entdeckung der Leiche war etwa Viertel vor sieben. Wie ich höre, wurden Sie sofort geholt. Sagen wir, Sie haben die Leiche um zehn vor untersucht – nun, dann haben wir fast auf die Sekunde die identische Zeit.»
    «Ich kann die Zeit nicht absolut garantieren», sagte Haydock. «Das ist eine ungefähre Schätzung.»
    «Gut genug, Sir, gut genug.»
    Ich hatte versucht, etwas zu sagen. «Was die Uhr angeht…»
    «Falls Sie entschuldigen, Sir, ich werde Sie schon

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