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Mord im Pfarrhaus

Mord im Pfarrhaus

Titel: Mord im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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sie zurückkam. «Das war eine Arbeit, die los zu werden», sagte sie. «Hartnäckig. So was haben Sie noch nicht gesehen. Wollten kein Nein gelten lassen.»
    «Wahrscheinlich haben wir noch viel Ärger mit ihnen», sagte ich. «Jetzt, Mary, möchte ich gern von Ihnen wissen: Sind Sie ganz sicher, dass Sie gestern Abend den Schuss nicht gehört haben?»
    «Der Schuss, der ihn getötet hat? Nein, natürlich nicht. Wenn, dann wäre ich hineingegangen und hätte nachgesehen, was passiert ist.»
    «Ja, aber…» Ich erinnerte mich an Miss Marples Äußerung, dass sie einen Schuss ‹im Wald› gehört hatte, und stellte die Frage anders. «Haben Sie irgendeinen anderen Schuss gehört – im Wald zum Beispiel?»
    «Oh! Das.» Mary überlegte. «Ja, wenn ich jetzt darüber nachdenke, glaube ich schon. Nicht viele Schüsse, nur einen. War ein komischer Knall.»
    «Genau», sagte ich. «Wann war das?»
    «Zeit?»
    «Ja, Zeit.»
    «Kann ich nicht sagen, bestimmt nicht. Irgendwann nach dem Tee. Das weiß ich.»
    «Können Sie es nicht ein bisschen genauer sagen?»
    «Nein, kann ich nicht. Ich habe zu arbeiten, oder? Ich kann nicht dauernd auf die Uhr schauen – und das würde sowieso nicht viel helfen – der Wecker geht jeden Tag gute drei Viertelstunden nach, und vor lauter Nachstellen und allem, was dazwischenkommt, weiß ich nie genau, wie viel Uhr es ist.»
    Das erklärt vielleicht, warum unsere Mahlzeiten nie pünktlich auf den Tisch kommen. Manchmal essen wir zu spät und manchmal verblüffend früh.
    «War es lange bevor Mr Redding kam?»
    «Nein, nicht lange. Zehn Minuten – eine Viertelstunde – nicht länger.»
    Ich nickte zufrieden.
    «Ist das alles?», fragte Mary. «Weil ich nämlich den Braten im Ofen habe und der Pudding wahrscheinlich schon anbrennt.»
    «Ja, danke, Sie können gehen.»
    Sie ging hinaus, und ich fragte Griselda: «Ist es ganz unmöglich, Mary die Worte Sir oder Ma’am beizubringen?»
    «Ich habe es ihr gesagt. Sie vergisst es. Sie ist nur ein einfaches, ungebildetes Mädchen, denk daran.»
    «Das ist mir sehr bewusst. Aber wer ungebildet ist, muss es doch nicht immer bleiben. Ich finde, ein bisschen pädagogischer Eifer könnte auf Mary einen guten Einfluss haben.»
    «Nun, ich bin nicht deiner Meinung», sagte Griselda. «Du weißt, wie wenig wir ihr zahlen können. Sobald wir sie auf Trab gebracht hätten, würde sie uns verlassen. Natürlich. Und besseren Lohn bekommen. Aber solange Mary nicht kochen kann und so schreckliche Manieren hat – nun, so lange bleibt sie uns erhalten, niemand würde sie haben wollen.»
    Ich erkannte, dass die Methoden meiner Frau bei der Haushaltsführung nicht ganz so willkürlich waren, wie ich gedacht hatte. Sie hatten eine gewisse gedankliche Grundlage. Ob es sich lohnte, eine Hausangestellte zu haben, wenn man dafür in Kauf nehmen musste, dass sie nicht kochen konnte und unversehens mit Geschirr und groben Bemerkungen um sich warf, darüber konnte man streiten.
    «Und jedenfalls», sagte Griselda, «musst du momentan nachsichtig sein, wenn sie sich noch schlimmer als gewöhnlich benimmt. Du kannst nicht erwarten, dass sie große Anteilnahme am Tod von Colonel Protheroe zeigt, nachdem er ihren jungen Mann ins Gefängnis gebracht hat.»
    «Hat er ihren jungen Mann ins Gefängnis gebracht?»
    «Ja, wegen Wilderei. Du weißt schon, diesen Archer. Mary geht seit zwei Jahren mit ihm.»
    «Das wusste ich nicht.»
    «Len, Liebster, du weißt nie etwas.»
    «Es ist merkwürdig, dass alle sagen, der Schuss sei im Wald gefallen.»
    «Ich halte das gar nicht für merkwürdig», sagte Griselda. «Man hört schließlich oft Schüsse im Wald. Wenn man also einen Schuss hört, nimmt man ganz selbstverständlich an, dass es im Wald war. Wahrscheinlich klingt es nur ein bisschen lauter als gewöhnlich. Wenn man natürlich nebenan wäre, würde einem klar, dass es im Haus war. Aber da Marys Küchenfenster an der anderen Seite des Hauses ist, glaube ich nicht, dass sie überhaupt daran gedacht hat.»
    Die Tür wurde wieder geöffnet.
    «Colonel Melchett ist zurück», sagte Mary. «Und dieser Polizeikommissar ist bei ihm, und sie sagen, sie würden sich freuen, wenn Sie zu ihnen kämen. Sie sind im Arbeitszimmer.»

Elftes Kapitel
     
    I ch sah auf den ersten Blick, dass Colonel Melchett und Kommissar Slack nicht einer Meinung über den Fall waren. Melchett hatte einen roten Kopf und sah ärgerlich aus, der Kommissar wirkte mürrisch.
    «Es tut mir Leid sagen zu

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