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Mord im Pfarrhaus

Mord im Pfarrhaus

Titel: Mord im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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überhaupt für einen Sinn, eine Uhr eine Viertelstunde vorzustellen?»
    «Das soll für Pünktlichkeit sorgen.»
    «Ich glaube, es ist nicht nötig, das zu vertiefen, Kommissar», sagte Colonel Melchett taktvoll. «Was wir jetzt brauchen, ist die wahre Geschichte von Mrs Protheroe und dem jungen Redding. Ich habe mit Haydock telefoniert und ihn gebeten, mit Mrs Protheroe herzukommen. Sie sollten in einer Viertelstunde hier sein. Ich glaube, es wäre gut, Redding zuerst hier zu haben.»
    «Ich rufe die Wache an.» Kommissar Slack griff nach dem Telefon.
    «Und jetzt», sagte er, als er den Hörer zurücklegte, «machen wir uns in diesem Zimmer an die Arbeit.» Er schaute mich bedeutungsvoll an.
    «Vielleicht wollen Sie mich aus dem Weg haben?», fragte ich.
    Der Kommissar öffnete mir sofort die Tür. Melchett rief: «Kommen Sie zurück, wenn der junge Redding da ist, bitte, Pfarrer. Sie sind sein Freund und haben vielleicht genügend Einfluss, ihn zu überreden, die Wahrheit zu sagen.»
    Nebenan steckten meine Frau und Miss Marple die Köpfe zusammen.
    «Wir haben verschiedene Möglichkeiten diskutiert», sagte Griselda. «Ich wünschte, Miss Marple, Sie würden den Fall lösen wie damals, als Miss Wetherbys Glas Garnelen verschwunden war. Und nur weil Sie das an etwas ganz anderes mit einem Sack Kohlen erinnerte.»
    «Sie lachen, meine Liebe», sagte Miss Marple, «aber diese Methode ist schließlich ein sehr vernünftiger Weg, die Wahrheit zu finden. Es geht eigentlich um das, was die Leute Intuition nennen, und darum wird viel Wirbel gemacht. Intuition ist das Gleiche, wie wenn man ein Wort liest, ohne es buchstabieren zu müssen. Ein Kind kann das nicht, weil es so wenig Erfahrung hat. Aber Erwachsene kennen das Wort, weil sie es schon oft zuvor gesehen haben. Verstehen Sie, was ich meine, Pfarrer?»
    «Ja», sagte ich zögernd, «ich glaube schon. Sie meinen, wenn eine Sache Sie an eine andere erinnert – nun, dann handelt es sich wahrscheinlich um das Gleiche.»
    «So ist es.»
    «Und an was genau erinnert Sie die Ermordung von Colonel Protheroe?»
    Miss Marple seufzte. «Das ist gerade die Schwierigkeit. So viele Parallelen kommen mir in den Sinn. Zum Beispiel war da Major Hargreaves, Kirchenvorsteher und in jeder Hinsicht hoch respektiert. Und die ganze Zeit unterhielt er einen getrennten zweiten Haushalt – mit einem früheren Dienstmädchen, denken Sie nur! Und hatte fünf Kinder – tatsächlich fünf Kinder – ein schrecklicher Schock für seine Frau und Tochter.»
    Ich versuchte angestrengt, mir Colonel Protheroe in der Rolle des heimlichen Sünders vorzustellen; es gelang mir nicht.
    «Und dann war da diese Geschichte mit der Wäscherei», fuhr Miss Marple fort. «Miss Hartnells Opalbrosche – höchst unvorsichtig an einer Rüschenbluse gelassen und mit in die Wäscherei gegeben. Und die Frau, die sie nahm, wollte sie nicht im Geringsten und war keineswegs eine Diebin. Sie versteckte sie einfach im Haus einer anderen Frau und sagte der Polizei, sie hätte gesehen, wie diese andere Frau sie stahl. Bosheit, verstehen Sie, reine Bosheit. Das ist ein erstaunliches Motiv – Bosheit. Natürlich spielte ein Mann eine Rolle – wie immer.»
    Diesmal konnte ich nicht die entfernteste Parallele sehen.
    «Und dann war da die Tochter des armen Elwell – so ein hübsches, ätherisches Mädchen –, sie versuchte ihren kleinen Bruder zu ersticken. Und dann das Geld für den Ausflug der Chorknaben (vor Ihrer Zeit, Pfarrer), das tatsächlich der Organist genommen hatte. Seine Frau war bis über die Ohren verschuldet. Ja, dieser Fall lässt einen an so vieles denken – zu vieles. Es ist sehr schwierig, die Wahrheit zu finden.»
    «Ich wünschte, Sie würden mir sagen, wer die sieben Verdächtigen sind», sagte ich.
    «Die sieben Verdächtigen?»
    «Sie sagten, Sie könnten sich sieben Personen vorstellen, die – nun – froh wären über Colonel Protheroes Tod.»
    «Das habe ich gesagt? Ja, ich erinnere mich.»
    «Stimmte das?»
    «Oh! Sicher stimmte das. Aber ich kann keine Namen nennen. Bestimmt fallen sie Ihnen ohne weiteres auch nicht ein.»
    «Mir fallen sie tatsächlich nicht ein. Da ist vermutlich Lettice Protheroe, weil sie wahrscheinlich durch den Tod ihres Vaters reich wird. Aber es ist einfach absurd, in diesem Zusammenhang an sie zu denken, und außer ihr kommt mir niemand in den Sinn.»
    «Und Sie, meine Liebe?», fragte Miss Marple Griselda.
    Zu meiner Überraschung wurde Griselda rot. Ihre Augen

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