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Mord im Pfarrhaus

Mord im Pfarrhaus

Titel: Mord im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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müssen», fing Melchett an, «dass Kommissar Slack nicht mit mir darin übereinstimmt, dass der junge Redding unschuldig ist.»
    «Wenn er es nicht getan hat, warum geht er dann hin und sagt, dass er es war?», fragte Slack skeptisch.
    «Mrs Protheroe hat sich genauso verhalten, Slack.»
    «Das ist etwas anderes. Sie ist eine Frau, und Frauen benehmen sich oft so töricht. Ich sage keinen Moment, dass sie es getan hat. Sie hörte, dass er beschuldigt wurde, und sie dachte sich eine Geschichte aus. An solche Spiele bin ich gewöhnt. Sie würden nicht glauben, welche Verrücktheiten ich schon von Frauen erlebt habe. Aber Redding ist anders. Er ist nicht auf den Kopf gefallen. Und wenn er zugibt, dass er es getan hat, nun, dann sage ich, er hat es getan. Es ist seine Pistole – daran kommen Sie nicht vorbei. Und dank dieser Geschichte von Mrs Protheroe kennen wir das Motiv. Das war zuvor der schwache Punkt, aber jetzt wissen wir es – wirklich, das Ganze ist sonnenklar.»
    «Sie glauben, dass er ihn früher erschossen hat? Vielleicht um sechs Uhr dreißig?»
    «Das kann er nicht gemacht haben.»
    «Sie haben seine Aktivitäten überprüft?»
    Der Kommissar nickte. «Er war um zehn nach sechs im Dorf beim Blauen Eber. Von dort kam er den hinteren Weg entlang, wo, wie Sie sagen, die alte Dame von nebenan ihn sah – ihr entgeht nicht viel, glaube ich – und hielt seine Verabredung mit Mrs Protheroe im Atelier im Garten ein. Dort gingen sie kurz nach sechs Uhr dreißig weg und über den Weg zum Dorf, Dr. Stone begleitete sie. Er bestätigt das – ich habe mit ihm gesprochen. Ein paar Minuten lang standen sie an der Post und redeten, dann ging Mrs Protheroe zu Miss Hartnell und lieh sich von ihr eine Gartenzeitschrift. Das stimmt auch. Ich war bei Miss Hartnell. Mrs Protheroe blieb dort und unterhielt sich mit ihr bis sieben, dann rief sie überrascht, es sei schon spät, sie müsse nach Hause.»
    «Wie verhielt sie sich?»
    «Sehr unbeschwert und heiter, sagte Miss Hartnell. Sie schien gut gelaunt – Miss Hartnell ist überzeugt, dass nichts sie bedrückte.»
    «Gut, fahren Sie fort.»
    «Redding ging mit Dr. Stone zum Blauen Eber, dort tranken sie zusammen etwas. Er verließ das Lokal um zwanzig vor sieben, ging rasch durch die Dorfstraße und zum Pfarrhaus. Viele Leute sahen ihn.»
    «Diesmal kam er nicht über den Weg?», fragte der Colonel.
    «Nein – er kam zur Haustür, fragte nach dem Pfarrer, hörte, dass Colonel Protheroe da war, ging hinein – und erschoss ihn – genau wie er sagte! Das ist der wahre Hergang, und wir brauchen nicht weiter zu suchen.»
    Melchett schüttelte den Kopf. «Dagegen steht die Aussage des Arztes. Darüber können Sie sich nicht hinwegsetzen. Protheroe wurde nicht später als sechs Uhr dreißig erschossen.»
    «Ach, Ärzte!», sagte Kommissar Slack verächtlich. «Wer glaubt schon Ärzten! Zuerst ziehen sie ihnen alle Zähne – das machen sie heutzutage – und dann sagen sie, es tut ihnen schrecklich Leid, denn es war die ganze Zeit der Blinddarm. Ärzte!»
    «Das ist keine Frage der Diagnose. Dr. Haydock war sich in diesem Punkt ganz sicher. Den medizinischen Beweis können Sie nicht außer Acht lassen, Slack.»
    Ich sagte: «Und da ist meine unmaßgebliche Aussage.» Plötzlich war mir ein vergessener Umstand eingefallen. «Ich berührte die Leiche, und sie war kalt. Das kann ich beschwören.»
    «Sehen Sie, Slack?», sagte Melchett.
    «Na schön, wenn es so ist. Aber da hatten wir einen wunderschönen Fall. Mr Redding konnte es sozusagen gar nicht erwarten, gehängt zu werden.»
    «Schon das kommt mir etwas unnatürlich vor», entgegnete Colonel Melchett.
    «Nun, jeder nach seinem Geschmack», meinte der Kommissar. «Nach dem Krieg sind viele Gentlemen ein bisschen übergeschnappt. Jetzt heißt das wohl, dass wir wieder am Anfang beginnen müssen.» Er wandte sich an mich. «Warum Sie sich die Mühe gemacht haben, mich wegen der Uhr in die Irre zu führen, Sir, kann ich mir nicht denken. Behinderung der Wahrheitsfindung war das.»
    «Ich habe bei drei verschiedenen Gelegenheiten versucht, es Ihnen zu sagen», widersprach ich. «Und jedes Mal haben Sie mich zum Schweigen gebracht und sich geweigert zuzuhören.»
    «Das sind nur Ausreden, Sir. Sie hätten mir das sehr gut sagen können, wenn Sie nur gewollt hätten. Die Uhr und die Nachricht schienen perfekt zusammenzupassen. Nun ging nach Ihrer Aussage die Uhr falsch. So einen Fall habe ich noch nie erlebt. Was hat es

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