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Mord im Pfarrhaus

Mord im Pfarrhaus

Titel: Mord im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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vergessen, dass man da ist. Natürlich verstehe ich auch nicht viel davon», gestand sie.
    «Finden Sie es angenehm, mit Dr. Stone zu arbeiten? Es muss ein interessanter Job sein, wenn Sie sich für Archäologie interessieren.»
    «Trotzdem finde ich, Leute auszugraben, die tot sind und seit Hunderten von Jahren tot waren, ist nicht gerade – nun, es kommt mir ein bisschen neugierig vor, nicht wahr? Und Dr. Stone geht so darin auf, dass er seine Mahlzeiten vergessen würde, wenn ich nicht wäre.»
    «Ist er heute Morgen bei der Ausgrabung?», fragte Griselda.
    Miss Cram schüttelte den Kopf. «Heute früh ist er nicht ganz in Form», erklärte sie. «Er arbeitet nicht. Das bedeutet einen freien Tag für die kleine Gladys.»
    «Das tut mir Leid für ihn», sagte ich.
    «Oh, es ist nichts Besonderes. Einen zweiten Todesfall gibt es nicht. Aber sagen Sie, Mr Clement, Sie waren den ganzen Morgen mit der Polizei zusammen. Was glaubt sie?»
    «Nun», sagte ich zögernd, «es gibt immer noch ein wenig – Ungewissheit.»
    «Ah!», rief Miss Cram. «Dann glauben sie doch nicht, dass Mr Lawrence Redding es gewesen ist. So ein gut aussehender Mann, nicht wahr? Wie ein Filmstar. Und so ein hübsches Lächeln, wenn er einem guten Morgen wünscht. Ich habe meinen Ohren nicht getraut, als ich hörte, dass die Polizei ihn verhaftet hat. Schließlich hört man immer, dass sie ziemlich dumm sind – diese Landpolizisten.»
    «In diesem Fall kann man ihnen kaum die Schuld geben», sagte ich. «Mr Redding hat sich freiwillig gestellt.»
    «Was?» Das Mädchen war sichtlich verblüfft. «Also – hat der Mensch Worte! Wenn ich einen Mord begangen hätte, würde ich doch nicht hingehen und mich stellen. Ich hätte Lawrence Redding für klüger gehalten. Sich so aufzugeben! Warum hat er Protheroe getötet? Hat er das gesagt? War es nur ein Streit?»
    «Es ist nicht ganz sicher, dass er ihn getötet hat», sagte ich.
    «Aber bestimmt – wenn er sagt, er hats getan – wirklich, Mr Clement, er sollte es wissen.»
    «Das sollte er, sicher. Aber die Polizei ist von seiner Geschichte nicht überzeugt.»
    «Aber warum sollte er sagen, er hats getan, wenn es nicht stimmt?»
    Ich hatte nicht die Absicht, Miss Cram über diesen Punkt aufzuklären. Stattdessen sagte ich ziemlich unbestimmt: «Ich glaube, dass die Polizei bei allen spektakulären Mordfällen zahlreiche Briefe von Leuten bekommt, die sich des Verbrechens bezichtigen.»
    Miss Cram reagierte auf diese Information mit einem erstaunten und verächtlichen: «Das müssen Idioten sein.» Dann sagte sie seufzend: «Nun, ich muss los.» Sie stand auf. «Dass Mr Redding den Mord gestanden hat, wird eine Neuigkeit für Dr. Stone sein.»
    «Interessiert er sich dafür?», fragte Griselda.
    Miss Cram runzelte verwirrt die Stirn. «Er ist komisch. Man weiß bei ihm nie, woran man ist. Er geht völlig in der Vergangenheit auf. Er würde hundertmal lieber ein hässliches altes Bronzemesser aus diesen Erdhaufen anschauen als das Messer, mit dem Crippen seine Frau erstochen hat, wenn er die Gelegenheit dazu hätte.»
    Ich sagte: «Ich muss gestehen, dass ich seiner Meinung bin.»
    In Miss Crams Augen war Verständnislosigkeit und leichte Verachtung zu lesen. Dann ging sie, nachdem sie sich mehrfach verabschiedet hatte.
    Als sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, sagte Griselda: «Eigentlich ist sie nicht übel. Schrecklich gewöhnlich natürlich, aber eines dieser strammen, munteren, gut gelaunten Mädchen, gegen die man nichts haben kann. Ich frage mich, was sie wirklich hierher geführt hat?»
    «Neugier.»
    «Ja, wahrscheinlich. Jetzt erzähl mir alles, Len. Ich bin so gespannt.»
    Ich setzte mich und berichtete getreulich alle Ereignisse des Morgens, wobei Griselda die Schilderung höchstens durch überraschte und interessierte kleine Ausrufe unterbrach.
    «Also war Lawrence die ganze Zeit hinter Anne her! Nicht hinter Lettice. Wie blind wir gewesen sind! Das muss es gewesen sein, was die alte Miss Marple gestern angedeutet hat. Glaubst du nicht auch?»
    «Ja.» Ich wich ihrem Blick aus.
    Mary kam herein. «Da sind ein paar Männer – von einer Zeitung, sagen sie. Möchten Sie sie sehen?»
    «Nein», sagte ich, «auf keinen Fall. Schicken Sie sie zu Kommissar Slack auf die Polizeiwache.»
    Mary nickte und wollte gehen.
    «Und wenn Sie die Männer los geworden sind», sagte ich, «kommen Sie wieder herein. Ich will Sie etwas fragen.»
    Mary nickte wieder.
    Es dauerte ein paar Minuten, bevor

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