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Mord im Pfarrhaus

Mord im Pfarrhaus

Titel: Mord im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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und trank etwas. Dann wollte ich nach Hause, aber als ich an die Ecke kam, überlegte ich es mir anders und beschloss, herzukommen und den Pfarrer aufzusuchen. Ich hatte das Bedürfnis, mit jemandem über die Sache zu reden.»
    «An der Tür erklärte mir das Mädchen, der Pfarrer sei ausgegangen, werde aber bald zurückkommen, und Colonel Protheroe warte im Arbeitszimmer auf ihn. Nun, ich wollte nicht wieder weggehen – es würde aussehen, als wollte ich mich drücken. Deshalb sagte ich, dass ich ebenfalls warten würde, und ging ins Arbeitszimmer.»
    Er schwieg.
    «Nun?», fragte Colonel Melchett.
    «Protheroe saß am Schreibtisch – genau wie Sie ihn gefunden haben. Ich ging zu ihm – berührte ihn. Er war tot. Dann schaute ich hinunter und sah die Pistole auf dem Boden neben ihm. Ich hob sie auf – und sah sofort, dass es meine Pistole war.»
    «Das erschreckte mich», fuhr Redding fort. «Meine Pistole! Und dann zog ich einen voreiligen Schluss: Anne musste meine Pistole irgendwann eingesteckt haben – um sie auf sich zu richten, wenn sie die Situation nicht mehr ertragen konnte. Vieleicht hatte sie die Waffe heute bei sich gehabt. Nachdem wir uns im Dorf getrennt hatten, musste sie hierher zurückgekommen sein, und – und – oh, ich muss wohl verrückt gewesen sein, daran zu denken. Aber das dachte ich eben. Ich steckte die Pistole in die Tasche und ging weg. Direkt vor dem Gartentor des Pfarrhauses traf ich den Pfarrer. Er sagte etwas Freundliches und Beiläufiges darüber, dass er Protheroe treffen wolle – plötzlich hatte ich den wilden Wunsch loszulachen. Er benahm sich so normal und alltäglich, und meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Ich weiß noch, dass ich etwas Absurdes schrie und sah, wie sich sein Gesichtsausdruck veränderte. Ich war, glaube ich, völlig außer mir. Ich ging und ging – schließlich tonnte ich es nicht mehr aushalten. Wenn Anne diese schreckliche Tat begangen hatte, war ich mindestens moralisch verantwortlich. Ich ging zur Wache und stellte mich.»
    Als er geendet hatte, herrschte Stille. Dann sagte der Colonel sachlich: «Ich möchte Ihnen nur eine oder zwei Fragen stellen. Zuerst: Haben Sie die Leiche berührt oder irgendwie bewegt?»
    «Nein, ich habe sie gar nicht berührt. Man konnte auch so sehen, dass er tot war.»
    «Haben Sie einen Brief auf dem Löschblatt liegen sehen, der von dem Körper des Toten halb verborgen war?»
    «Nein.»
    «Haben Sie sich an der Uhr zu schaffen gemacht?»
    «Ich habe die Uhr nie angefasst. Es kommt mir vor, als hätte sie umgeworfen auf dem Tisch gelegen, aber ich habe sie nie berührt.»
    «Jetzt zu Ihrer Pistole. Wann haben Sie sie zuletzt gesehen?»
    Lawrence Redding überlegte. «Das lässt sich schwer genau sagen.»
    «Wo bewahren Sie sie auf?»
    «Oh, in einem Durcheinander von Krimskrams im Wohnzimmer meines Häuschens. Auf einem Bord des Bücherregals.»
    «Sie haben die Waffe achtlos herumliegen lassen?»
    «Ja. Ich habe wirklich nicht daran gedacht. Sie war einfach da.»
    «Und jeder, der in Ihr Häuschen kam, konnte sie gesehen haben?»
    «Ja.»
    «Und Sie wissen nicht mehr, wann Sie sie zuletzt gesehen haben?»
    Lawrence zog die Augenbrauen zusammen bei der Anstrengung, sich zu erinnern. «Ich bin fast sicher, dass sie vorgestern da war. Ich weiß noch, dass ich sie zur Seite geschoben habe, um an eine alte Pfeife heranzukommen. Ich glaube, es war vorgestern – aber es kann der Tag davor gewesen sein.»
    «Wer war in letzter Zeit in Ihrem Häuschen?»
    «Oh! Jede Menge Leute. Irgendjemand schaut immer herein. Vorgestern hatte ich eine Art Teegesellschaft. Lettice Protheroe, Dennis und ihre Clique. Und dann kommt die eine oder andere der alten Damen hin und wieder vorbei.»
    «Schließen Sie das Häuschen ab, wenn Sie ausgehen?»
    «Nein, warum um alles in der Welt sollte ich? Bei mir gibt es nichts zu stehlen. Und in dieser Gegend schließt niemand sein Haus ab.»
    «Wer sorgt hier für Ihre Bedürfnisse?»
    «Eine alte Mrs Archer kommt jeden Morgen und kümmert sich, wie man so sagt.»
    «Glauben Sie, dass sie sich erinnert, wann die Pistole zuletzt dort war?»
    «Ich weiß nicht. Vielleicht. Aber ich habe nicht den Eindruck, dass gewissenhaftes Abstauben ihre Stärke ist.»
    «Es läuft also darauf hinaus, dass fast jeder diese Pistole genommen haben könnte?»
    «Es scheint so – ja.»
    Die Tür wurde geöffnet und Dr. Haydock kam mit Anne Protheroe herein.
    Sie zuckte zusammen, als sie Lawrence sah. Er machte

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