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Mord im Pfarrhaus

Mord im Pfarrhaus

Titel: Mord im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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– wir haben uns oft hinterher im Wald getroffen.»
    Colonel Melchett nickte.
    «Reicht das nicht?» Plötzlich schien ihr die Stimme zu versagen. «Es ist so schrecklich – alle diese Dinge erzählen zu müssen. Und – und es war nichts Unrechtes dabei. Da war nichts – wirklich, da war nichts. Wir waren nur Freunde. Wir – wir konnten nichts dagegen tun, dass wir uns mochten.»
    Flehend schaute sie Dr. Haydock an, und dieser weichherzige Mann sprang ihr sofort zu Hilfe.
    «Ich glaube wirklich, Melchett», sagte er, «dass es jetzt reicht. Mrs Protheroe hat eine große Erschütterung erlebt – in mehr als einer Hinsicht.»
    Der Polizeichef nickte.
    «Es gibt wirklich nichts mehr, was ich Sie fragen wollte, Mrs Protheroe», sagte er. «Danke, dass Sie meine Fragen so offen beantwortet haben.»
    «Dann – dann kann ich gehen?»
    «Ist Ihre Frau da?», fragte Haydock mich. «Ich glaube, Mrs Protheroe würde sie gern sehen.»
    «Ja, Griselda ist da. Sie finden sie im Salon.»
    Mrs Protheroe und Haydock verließen zusammen das Zimmer, Lawrence Redding schloss sich ihnen an.
    Colonel Melchett hatte die Lippen geschürzt und spielte mit einem Brieföffner. Slack betrachtete den Brief. Jetzt erzählte ich von Miss Marples Theorie. Slack sah sich die Nachricht genau an.
    «Donnerwetter», rief er, «ich glaube, die alte Dame hat Recht. Schauen Sie hier, Sir, sehen Sie – ich fresse einen Besen, wenn diese Zahlen nicht mit anderer Tinte geschrieben wurden. Und mit einem Füllfederhalter.»
    Wir waren alle ziemlich aufgeregt.
    «Sie haben natürlich den Brief nach Fingerabdrücken untersucht», sagte der Polizeichef.
    «Was denken Sie, Colonel? Keine Fingerabdrücke auf dem Papier. Die Fingerabdrücke auf der Pistole sind von Mr Lawrence Redding. Vielleicht gab es noch andere, bevor er damit gespielt und sie in der Tasche herumgetragen hat, aber nichts ist deutlich genug für unsere Zwecke.»
    «Zuerst sah die Geschichte sehr schwarz für Mrs Protheroe aus», sagte der Colonel nachdenklich. «Viel schwärzer als für den jungen Redding. Zwar hat die alte Miss Marple bezeugt, dass sie keine Pistole bei sich hatte, aber diese älteren Damen irren sich oft.»
    Ich schwieg, doch ich war anderer Meinung. Ich war überzeugt davon, dass Anne Protheroe ohne Pistole gekommen war, weil Miss Marple das gesagt hatte. Miss Marple gehört nicht zu dem Typ alter Damen, die sich irren. Sie hat ein nachtwandlerisches Gespür dafür, immer Recht zu behalten.
    «Was ich nicht kapiere, ist, dass niemand den Schuss gehört hat. Wenn er zu dieser Zeit abgefeuert wurde – muss ihn jemand gehört haben – egal wo sie glauben, dass er abgegeben wurde. Slack, Sie reden besser mit dem Mädchen.»
    Kommissar Slack ging eifrig zur Tür.
    «Ich würde sie nicht fragen, ob sie einen Schuss im Haus gehört hat», sagte ich. «Denn wenn ja, wird sie es abstreiten. Reden Sie von einem Schuss im Wald. Das ist die einzige Art von Schuss, die sie zugeben wird.»
    «Ich weiß, wie man mit ihnen umgeht», knurrte Kommissar Slack und verschwand.
    «Miss Marple sagte, dass sie später einen Schuss hörte», sagte Colonel Melchett nachdenklich. «Wir müssen herausfinden, ob sie die Zeit präzise nennen kann. Natürlich kann es ein zufälliger Schuss gewesen sein, der nichts mit dem Fall zu tun hatte.»
    «Das ist natürlich möglich», gab ich zu.
    Der Colonel ging ein- oder zweimal durchs Zimmer. «Wissen Sie, Clement», sagte er plötzlich, «ich habe das Gefühl, dass es sich um eine sehr viel verworrenere und schwierigere Sache handelt, als wir glauben. Verflixt noch mal, da steckt etwas dahinter.» Er schnaubte. «Etwas, wovon wir nichts wissen. Wir stehen erst am Anfang, Clement. Denken Sie an meine Worte, wir stehen erst am Anfang. Alle diese Dinge, die Uhr, der Brief, die Pistole – sie machen so, wie sie sind, keinen Sinn.»
    Ich schüttelte den Kopf. Wirklich nicht.
    «Aber ich gehe der Sache auf den Grund. Scotland Yard brauchen wir nicht zu Hilfe zu rufen. Slack ist ein kluger Mann. Er ist ein sehr kluger Mann. Er ist eine Art Spürhund. Er wird sich zur Wahrheit durcharbeiten. Er hat schon einige sehr gute Sachen gemacht, und dieser Fall wird sein chef d’úuvre werden. Andere würden Scotland Yard hinzuziehen. Ich nicht. Wir werden hier in Downshire den Dingen auf den Grund gehen.»
    «Ich hoffe es wirklich», sagte ich, wobei ich versuchte, enthusiastisch zu klingen. Aber ich hatte bereits eine solche Abneigung gegen Kommissar Slack

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