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Mord im Pfarrhaus

Mord im Pfarrhaus

Titel: Mord im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Als wir zurückgingen, nahm Melchett mich am Arm und murmelte: «Wenn sie jetzt auch noch das Verbrechen gesteht, verliere ich wirklich den Verstand.»

Dreizehntes Kapitel
     
    I ch hielt es für unwahrscheinlich, dass Mrs Price Ridley etwas so Dramatisches vorhatte, aber ich fragte mich doch, warum sie zur Polizeiwache gegangen war. Hatte sie wirklich wichtige oder in ihren Augen wichtige Hinweise anzubieten? Sicherlich würden wir es bald wissen.
    Bei unserer Ankunft redete Mrs Price Ridley mit großer Geschwindigkeit auf einen etwas verwirrt aussehenden Polizeiwachtmeister ein. Dass sie äußerst ungehalten war, erkannte ich an der Art, wie die Schleife auf ihrem Hut zitterte. Mrs Price Ridley trägt, was meines Wissens als «Hüte für reifere Damen» bezeichnet wird – eine Spezialität unserer Nachbarstadt Much Benham. Sie thronen locker auf einem Haaraufbau und sind ziemlich überladen mit großen Bandschleifen. Griselda droht immer, einen Hut für die reifere Dame zu kaufen.
    Bei unserem Eintritt unterbrach Mrs Price Ridley ihren Redefluss.
    «Mrs Price Ridley?», fragte Colonel Melchett und lüftete den Hut.
    «Darf ich Ihnen Colonel Melchett vorstellen, Mrs Price Ridley», sagte ich. «Colonel Melchett ist unser Polizeichef.»
    Mrs Price Ridley schaute mich kühl an, brachte für den Colonel aber so etwas wie ein huldvolles Lächeln zustande.
    «Wir waren gerade bei Ihnen, Mrs Price Ridley», erklärte der Colonel, «und haben erfahren, dass Sie hier sind.»
    Mrs Price Ridley taute völlig auf. «Ah 1 . Ich bin froh, dass der Vorfall wenigstens eine gewisse Beachtung findet. Schändlich nenne ich das. Einfach schändlich.»
    Es gibt keinen Zweifel daran, dass Mord schändlich ist, aber mit diesem Wort würde ich ihn nicht gerade beschreiben. Ich sah, dass es auch Melchett überraschte.
    «Können Sie in irgendeiner Form Licht auf die Angelegenheit werfen?», fragte er.
    «Das ist Ihre Sache. Es ist Sache der Polizei. Wofür zahlen wir denn Steuern und Abgaben, möchte ich wissen?»
    Ich wüsste gern, wie oft diese Frage im Lauf eines Jahres gestellt wird!
    «Wir tun unser Bestes, Mrs Price Ridley», sagte der Polizeichef.
    «Aber der Mann hier hatte noch nicht einmal davon gehört, bis ich es ihm erzählte!», rief die Dame.
    Wir schauten alle den Wachtmeister an.
    «Die Dame wurde telefonisch angerufen», sagte er. «Belästigt. Ging um Obszönitäten, soviel ich verstanden habe.»
    «Oh! Jetzt begreife ich.» Die Miene des Colonels hellte sich auf. «Wir haben aneinander vorbeigeredet. Sie sind hergekommen, um Anzeige zu erstatten, nicht wahr?»
    Melchett ist ein kluger Mann. Er weiß, wenn es um eine gereizte Dame mittleren Alters geht, dann hilft nur eins – ihr zuzuhören. Wenn sie alles gesagt hat, was sie sagen will, besteht eine Chance, dass sie zuhört.
    Mrs Price Ridley stürzte sich in einen neuen Redeschwall.
    «Solche schändlichen Vorfälle sollten verhindert werden. Sie sollten nicht geschehen. Im eigenen Haus angerufen und beleidigt zu werden – ja, beleidigt. Ich bin solche Dinge nicht gewohnt. Seit dem Krieg hat sich die Moral gelockert. Niemand bedenkt, was er sagt, und was die Kleider angeht, die heutzutage getragen werden…»
    «Ganz recht», sagte Colonel Melchett schnell. «Was genau ist passiert?»
    Mrs Price Ridley holte Luft und fing wieder an.
    «Ich wurde angerufen…»
    «Wann?»
    «Gestern Nachmittag – Abend, um genau zu sein. Etwa halb sieben. Ich ging ans Telefon und dachte an nichts Schlimmes. Sofort wurde ich unflätig angegriffen, bedroht…»
    «Was genau wurde gesagt?»
    Mrs Price Ridley errötete leicht. «Darüber verweigere ich die Aussage.»
    «Obszönitäten», murmelte der Wachtmeister in einem rauen Bass.
    «Fielen unanständige Ausdrücke?», fragte Colonel Melchett.
    «Das hängt davon ab, was Sie unter unanständigen Ausdrücken verstehen.»
    «Haben Sie es verstanden?», fragte ich.
    «Natürlich habe ich es verstanden.»
    «Dann kann es nicht unanständig gewesen sein.»
    Mrs Price Ridley schaute mich misstrauisch an.
    «Eine kultivierte Dame», erklärte ich, «ist von Natur aus mit unanständigen Ausdrücken nicht vertraut.»
    «Solche Sachen waren es nicht», sagte Mrs Price Ridley. «Ich muss zugeben, dass ich zuerst sogar darauf reingefallen bin. Ich dachte, es wäre eine richtige Nachricht. Dann wurde die – äh – Person ausfallend.»
    «Ausfallend?»
    «Sehr ausfallend. Ich war sehr beunruhigt.»
    «Es wurden Drohungen geäußert,

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