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Mord im Spiegel

Mord im Spiegel

Titel: Mord im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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eine starke Dosis DDT erwischt. Schrecklich gelitten hat er.«
    »Ein Unfall!«, sagte Miss Marple grüblerisch. »Ja, das scheint die beste Lösung zu sein. Ich finde auch, dass im Fall von Heather Badcock vorsätzlicher Mord höchst unwahrscheinlich ist. Damit will ich nicht sagen, dass es unmöglich wäre. Nichts ist unmöglich, doch es ist nicht wahrscheinlich. Ja, ich glaube, wir müssen die Wahrheit woanders suchen.« Sie raschelte mit ihrer Illustrierten, legte sie weg und nahm eine andere in die Hand.
    »Suchen Sie nach einem bestimmten Bericht über irgendjemanden?«, fragte Cherry.
    »Nein«, antwortete Miss Marple, »ich lese nur die Klatschspalten mit Nachrichten über prominente Leute und ihr Leben und so weiter – vielleicht finde ich einen kleinen Hinweis.« Miss Marple begann wieder, in ihren Zeitschriften zu blättern, und Cherry trug ihren Staubsauger in den ersten Stock.
    Miss Marples Wangen waren rosig, und sie vertiefte sich in ihre Lektüre, und da sie etwas taub geworden war, hörte sie die Schritte nicht, die den Gartenweg entlangkamen und vor dem Wohnzimmerfenster anhielten. Erst als ein schwacher Schatten auf die Seite fiel, blickte sie auf.
    Chefinspektor Craddock stand draußen und lächelte auf sie hinunter.
    »Wie ich sehe, machst du Hausaufgaben«, sagte er.
    »Mein Junge, wie nett, dass du mich besuchst. Möchtest du eine Tasse Kaffee? Oder lieber ein Glas Sherry?«
    »Ein Sherry wäre großartig«, erwiderte Craddock. »Aber bemüh dich nicht!«, fügte er hinzu. »Ich sage beim Hineingehen Bescheid.« Er schritt zur Hintertür und trat kurz darauf ins Zimmer.
    »Na«, sagte er, »hat dir das Zeug da schon zu einer Inspiration verholfen?«
    »Einfälle habe ich genug«, sagte Miss Marple. »Ich bin nicht so leicht entsetzt, das weißt du ja, aber dies hier hat mich doch etwas erschüttert.«
    »Was, das Leben der Filmstars?«
    »Nein, nein«, antwortete Miss Marple. »Das nicht. Das ist alles ganz normal, wenn man die Umstände bedenkt, das viele Geld und wie klein die Welt für diese Leute ist. Nein, nein, das ist ganz normal. Ich meine die Art, wie über diese Leute geschrieben wird! Ich bin ziemlich altmodisch, und ich finde, dass man so etwas nicht erlauben sollte.«
    »Es sind eben Sensationsmeldungen. Manchmal kann man in einem ziemlich harmlos klingenden Artikel ganz gemeine Dinge sagen.«
    »Eben«, sagte Miss Marple. »Und das ärgert mich. Sicherlich findest du es verrückt von mir, dieses Zeug zu lesen. Ich möchte so gern das Gefühl haben, dabei zu sein, aber wenn man hier im Haus herumsitzt, kann man natürlich nicht so viel erfahren, als man gern erfahren würde.«
    »Das habe ich mir auch gedacht«, erwiderte Craddock, »und deshalb bin ich hergekommen, um dir alles zu erzählen.«
    »Aber, mein lieber Junge, entschuldige, wenn ich das frage: Würden deine Vorgesetzten das billigen?«
    »Warum denn nicht?«, sagte Craddock. »Sieh mal«, fuhr er dann fort, »hier habe ich eine Liste. Mit den Namen der Leute, die oben in der Halle standen, als Heather Badcock eintraf. Und die auch noch dort waren, als sie starb. Ein paar haben wir bereits gestrichen, vielleicht etwas zu voreilig, doch ich glaube es nicht. Wir haben den Bürgermeister und seine Frau gestrichen, den Stadtrat Sowieso und viele Leute aus dem Ort. Der Ehemann steht allerdings weiter drauf. Wenn ich mich recht erinnere, waren dir Ehemänner stets besonders verdächtig.«
    »Weil sie häufig der logische Täter sind«, meinte Miss Marple. »Und was logisch ist, stimmt meistens.«
    »Da kann ich dir nur beipflichten.«
    »Aber welchen Ehemann meinst du eigentlich, mein lieber Junge?«, fragte Miss Marple.
    »Was glaubst du wohl?«, fragte Craddock zurück und sah sie prüfend an.
    Miss Marple hielt seinem Blick ruhig stand. »Jason Rudd?«, fragte sie dann.
    »Aha!«, rief Craddock. »Deine Gedanken gehen in dieselbe Richtung wie meine. Ich glaube nicht, dass es Arthur Badcock war, weil ich nicht davon überzeugt bin, dass das Gift für Heather Badcock bestimmt war. Marina Gregg sollte das Opfer sein.«
    »Das scheint mir ziemlich sicher, nicht wahr?«, sagte Miss Marple.
    »Und da wir uns über diesen Punkt einig sind, wird das Feld größer. Wenn ich dir also erzähle, wer bei jenem Fest war, was sie beobachteten oder behaupten, beobachtet zu haben, und wo sie sich befanden oder behaupten, gewesen zu sein – so hättest du all das auch selbst hören können, wenn du hingegangen wärst. Deshalb können meine

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