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Mord im Spiegel

Mord im Spiegel

Titel: Mord im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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eine Verrückte durchs Haus rannte. Es war das Einzige, an was sie sich später erinnerten. Der ganze Schrecken, das ganze Entsetzen, die Aufregung und die Furcht, die sie gespürt hatten, hatte sich in diesem einen Vorfall gesammelt.«
    »Komisch, dass du das sagst«, meinte Craddock nachdenklich.
    »Wieso, fällt dir ein Beispiel dazu ein?«
    »Ich musste an den Tod meiner Mutter denken. Ich war damals fünf Jahre alt. Fünf oder sechs. Ich aß gerade im Kinderzimmer Brotauflauf mit Marmeladenfüllung. Den aß ich besonders gern. Ein Dienstmädchen kam herein und sagte zu meiner Erzieherin: ›Ist es nicht schrecklich? Mrs Craddock hat einen Unfall gehabt. Sie ist tot.‹ Wann immer ich an den Tod meiner Mutter denke – was, glaubst du, sehe ich im Geist vor mir?«
    »Was?«
    »Einen Teller mit Brotauflauf. Ich starre darauf und sehe heute noch so deutlich wie damals, wie die Marmelade an der einen Seite hervorquoll. Ich habe nicht geweint und nichts gesagt. Ich saß nur wie angewachsen da und starrte auf meinen Teller. Und selbst heute noch, wenn ich in einem Restaurant oder bei Freunden so einen Auflauf sehe, überschwemmt mich wieder eine Welle des Schreckens und der Verzweiflung wie damals. Manchmal weiß ich im Augenblick gar nicht, warum. Findest du das sehr verrückt?«
    »Nein«, erwiderte Miss Marple. »Das ist völlig normal. Ich finde die Geschichte sehr interessant. Es bringt mich auf eine Idee…«
    Da öffnete sich die Tür, und Miss Knight trat ein, beladen mit dem Teetablett.
    »Soso!«, rief sie. »Wir haben Besuch. Wie nett! Guten Tag, Chefinspektor. Ich hole Ihnen schnell eine Tasse.«
    »Bemühen Sie sich nicht!«, rief Craddock ihr nach. »Ich habe schon einen Drink bekommen.«
    Miss Knight drehte sich um und steckte den Kopf zur Tür hinein. »Ich frage mich, ob Sie wohl eine Sekunde Zeit für mich hätten, Mr Craddock?«
    Craddock trat zu ihr in den Flur hinaus. Sie ging ihm voraus ins Esszimmer und schloss die Tür.
    »Sie sind doch vorsichtig, nicht wahr?«, sagte sie.
    »Wieso vorsichtig? Was meinen Sie damit?«, fragte Craddock.
    »Ich meine unsere liebe gute Miss Marple. Sie wissen ja, wie interessiert sie an allem ist, aber es ist nicht gut, wenn sie sich über Mord und solche schrecklichen Sachen aufregt. Wir möchten nicht, dass sie ins Grübeln gerät und schlechte Träume hat. Sie ist sehr alt und gebrechlich und sollte wirklich ein ruhiges Leben leben. Sie kennt es auch nicht anders, wissen Sie. Ich bin überzeugt, dass all das Gerede über Mörder und Gangster und so was sehr, sehr schlecht für sie ist.«
    Craddock sah sie leicht amüsiert an.
    »Meiner Meinung nach«, antwortete er freundlich, »gibt es nichts, was Sie oder ich über Mord erzählen könnten, das Miss Marple über Gebühr aufregen oder erschrecken würde. Ich möchte Ihnen versichern, meine liebe Miss Knight, dass Miss Marple Mord und plötzlichen Tod, ja eigentlich jede Art von Verbrechen, mit der größten Gelassenheit betrachtet.«
    Er kehrte ins Wohnzimmer zurück, gefolgt von einer Miss Knight, die mehrmals missbilligend mit der Zunge schnalzte. Während sie Tee tranken, redete sie ständig, vor allem über politische Neuigkeiten, die sie in der Zeitung gelesen hatte, und die heitersten Themen, die ihr einfielen. Als sie schließlich den Teetisch abgeräumt hatte und mit dem Tablett verschwunden war, seufzte Miss Marple tief auf.
    »Endlich haben wir Frieden«, sagte sie. »Ich hoffe, dass ich diese Person nicht eines Tages ermorde. Hör zu, Dermot, ich muss dich ein paar Dinge fragen.«
    »Ja? Was ist es?«
    »Ich möchte gern mit dir sehr sorgfältig durchgehen, was am Tag des Wohltätigkeitsfestes passierte. Mrs Bantry kam, kurz nach ihr der Pfarrer. Dann erschienen Mr und Mrs Badcock, und in dem Moment waren auf der Treppe der Bürgermeister mit seiner Frau, dieser Typ Ardwyck Fenn, Lola Brewster, ein Reporter vom ›Herald and Argus‹ von Much Benham und diese Fotografin, Margot Bence. Du sagtest, die Bence hatte die Kamera so aufgebaut, dass sie die Treppe im Blickfeld hatte. Kennst du die Fotos, die sie geschossen hat?«
    »Ich habe dir sogar eines mitgebracht.«
    Er nahm ein Bild aus der Tasche. Miss Marple betrachtete es lange. Es zeigte Marina Gregg und Jason Rudd, der etwas links hinter ihr stand. Arthur Badcock, die Hand am Gesicht, war im Hintergrund zu erkennen. Er wirkte etwas verlegen; seine Frau hielt Marina Greggs Hand in der ihren, blickte Marina an und sprach auf sie ein. Marina sah Mrs

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