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Mord im Spiegel

Mord im Spiegel

Titel: Mord im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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allgemeinen Sinn begriff sie zwar – wenn du verstehst, was ich meine –, aber was sie dann aufschrieb, war manchmal ein ziemlicher Unsinn. Es muss wohl an ihrer schlechten Grammatik gelegen haben: Ein paar Mal gab es deswegen peinliche Zwischenfälle. An einen erinnere ich mich besonders. Ein gewisser Burroughs rief an und sagte, er sei bei Mr Elvaston gewesen, wegen des zerbrochenen Zauns, aber der habe behauptet, es sei nicht seine Aufgabe, ihn zu reparieren, weil er nicht auf seinem Land stünde. Mr Burroughs wollte wissen, ob das stimme. Es sei wichtig für ihn, den genauen Verlauf der Grenze zu erfahren, ehe er seinen Rechtsanwalt fragte. Eine sehr rätselhafte Geschichte, wie du siehst. Niemand verstand, was gemeint war.«
    »Da es sich um ein Stubenmädchen handelt«, sagte Miss Knight mit einem kleinen Lachen, »muss es sehr lange her sein. Ich habe seit vielen Jahren von keinem Stubenmädchen mehr gehört.«
    »Es ist zwar lange her«, sagte Miss Marple, »aber die menschliche Natur hat sich seitdem wenig geändert. Damals wurden aus den gleichen Gründen Fehler gemacht wie heute. Ach«, fügte sie hinzu, »bin ich froh, dass das Mädchen sicher in Bournemouth ist.«
    »Das Mädchen? Welches Mädchen?«, fragte Craddock.
    »Das Mädchen, das so gut nähen kann und zu Giuseppe ging. Wie heißt sie noch – Gladys Soundso.«
    »Gladys Dixon?«
    »Ja, so heißt sie.«
    »Sie ist in Bournemouth, sagst du? Woher, in aller Welt, weißt du das?«
    »Ich weiß es«, antwortete Miss Marple, »weil ich sie hingeschickt habe.«
    »Was?« Craddock starrte sie entgeistert an. »Du? Warum?«
    »Ich habe sie besucht«, sagte Miss Marple, »und ihr etwas Geld gegeben und gesagt, sie solle Urlaub machen und nicht nachhause schreiben.«
    »Mein Gott, warum denn das?«
    »Weil ich nicht wollte, dass sie umgebracht würde. Das ist doch klar«, sagte Miss Marple und blinzelte ihm gelassen zu.

22
     
    » S o einen reizenden Brief habe ich von Lady Conway erhalten!«, berichtete Miss Knight zwei Tage später, während sie Miss Marples Frühstückstablett abstellte. »Sie erinnern sich doch, dass ich Ihnen von ihr erzählte? Ein klein wenig, na, Sie wissen schon…« Sie tippte sich an die Stirn. »Manchmal ist sie nicht ganz bei sich. Und ihr Gedächtnis ist schlecht. Häufig erkennt sie ihre nächsten Verwandten nicht und schickt sie weg.«
    »Vielleicht ist es mehr Schlauheit«, meinte Miss Marple, »als ein schlechtes Gedächtnis.«
    »Nun, nun«, sagte Miss Knight, »es ist nicht sehr nett von uns, solche Andeutungen zu machen. Sie wird den Winter im ›Belgrave Hotel‹ in Llandudno verbringen. Ein sehr gepflegtes Haus. Schöner Park und eine hübsche verglaste Terrasse. Sie fleht mich an, sie zu begleiten.« Sie seufzte.
    Abrupt setzte sich Miss Marple im Bett auf.
    »Ich bitte Sie!«, rief sie. »Wenn man Sie haben möchte – wenn Sie gebraucht werden und hinfahren wollen…«
    »Nein, nein, kein Wort mehr«, erwiderte Miss Knight. »So habe ich es nicht gemeint. Was würde Mr West dazu sagen? Er deutete an, dass mein Aufenthalt hier von Dauer sein könnte. Ich würde niemals auch nur im Traum daran denken, meine Pflichten nicht zu erfüllen. Ich habe den Brief nur so nebenbei erwähnt. Bitte, machen Sie sich keine Sorgen, meine Gute«, fügte sie hinzu und tätschelte Miss Marple an der Schulter. »Wir werden nicht im Stich gelassen! Nein, niemals! Wir werden umsorgt und verwöhnt, damit wir glücklich und zufrieden sind.«
    Sie verließ das Zimmer. Miss Marple saß mit entschlossener Miene da, starrte auf ihr Tablett und vergaß zu essen. Schließlich nahm sie den Hörer vom Telefon und wählte energisch.
    »Doktor Haydock?«
    »Ja?«
    »Hier Jane Marple.«
    »Was gibt es? Brauchen Sie ärztliche Hilfe?«
    »Nein«, antwortete Miss Marple. »Aber ich möchte Sie so bald wie möglich sehen.«
    Als Haydock eintraf, saß Miss Marple immer noch im Bett und wartete auf ihn.
    »Sie sehen wie das blühende Leben aus«, beschwerte er sich.
    »Gerade deshalb wollte ich mit Ihnen reden«, erklärte Miss Marple. »Um Ihnen zu sagen, dass ich völlig gesund bin.«
    »Ein ungewöhnlicher Grund, nach einem Arzt zu schicken.«
    »Ich fühle mich sehr kräftig, ich bin in guter körperlicher Verfassung, und es ist absurd zu glauben, es müsste ständig jemand im Haus sein. Solange täglich jemand kommt, um sauber zu machen und so weiter, halte ich es für überflüssig, dass ständig jemand hier wohnt.«
    »Sie mögen das für

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