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Mord im Tal der Koenige - Historischer Roman

Titel: Mord im Tal der Koenige - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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zögerte, »anderen Aufgaben abkommandiert wurden.«
    »Zum Beispiel dazu, die Gräber mächtiger Männer in Theben auszuschmücken, obwohl ihre Künste einzig dem Pharao und seiner Familie zustehen sollten«, unterbrach ihn Rechmire.
    »Ich sagte ja schon, dass Mentuhotep, Userhet und viele andere Große aus Theben Kenherchepeschef den einen oder anderen Gefallen schuldig waren.«
    »Ich nehme an, dass diese mächtigen Männer Kenherchepeschef gut für seine Dienste entlohnten«, bemerkte Rechmire bissig.
    »Und alle anderen nicht«, ergänzte der Zweite Schreiber mit mühsam unterdrückter alter Wut. »Die Arbeiter, denen er befahl, statt im Ort der Wahrheit irgendwo anders Felsen aufzubrechen, die Vorarbeiter, die wegsehen mussten, wenn Männer aus ihrer Wache fehlten, mich, der ich als Zweiter Schreiber die Liste mit Fehlzeiten aller Arbeiter führte und Leute als krank eintragen musste, obwohl sie aus ganz anderen Gründen verhindert waren – wir alle bekamen nicht einmal einen Krug sauren Bieres. Dabei soll allein der Hohepriester Userhet, der sein Haus der Ewigkeit Kenherchepeschef anvertraut hatte, diesem für eine schnelle Vollendung einen Deben Gold versprochen haben.«
    »Da haben wir schon einige gute Gründe beisammen, um Kenherchepeschef ins Reich des Westens zu wünschen«, bemerkte Rechmire ironisch.
    »Zu wünschen – ja. Aber es tatsächlich zu tun – das ist etwas ganz anderes«, widersprach Sennodjem. »Denn was sollte sich für einen Arbeiter ändern? Die Ersten Schreiber haben es immer so gehalten, seit es Set-Maat gibt. Und ein neuer Erster Schreiber wird an diesem Brauch nichts ändern. Kein Mensch wird dadurch reicher, dass Kenherchepeschefs Ka jetzt im Westen weilt.«
    »Außer dir«, sagte Rechmire leise. »Der Deben Gold vom Hohepriester Userhet und all die anderen Gefälligkeiten der Großen werden zukünftig in deiner Schatztruhe landen, nicht mehr in der des Kenherchepeschef.«
    Sennodjem starrte ihn für einen Augenblick mit leerem Blick an. Dann erst schien ihm aufzugehen, was Rechmire gerade gesagt hatte.
    »Verdächtigst du etwa mich?«, zischte er wütend.
    »Nicht mehr und nicht weniger als alle anderen Menschen am Ort der Wahrheit auch«, entgegnete Rechmire kalt.
    Dann beugte er sich dicht zu Sennodjems schweißglänzendem Gesicht hin. Das linke, rötlich entzündete Augenlid des Zweiten Schreibers flackerte.
    »Wenn ich den Mörder Kenherchepeschefs nicht finde und du mich beim Tschati dafür verantwortlich machst, dann werde ich ihm sagen, dass ich den Frevler doch gefunden habe – und ich werde ihm dich präsentieren. Ich werde ihm sagen, dass deine Gier nach Ruhm und Gold dich zu so einem abscheulichen Verbrechen getrieben hat – und Mentuhotep wird mir glauben und dich den Krokodilen vorwerfen oder lebendig auf einen Pfahl spießen lassen!«, flüsterte Rechmire.
    Sennodjem prallte zurück, als hätte er ihm einen Schlag versetzt. »Du überschätzt deine Macht, junger Schreiber!«, keuchte er.
    »Es liegt an dir, das auszuprobieren – oder mir zu helfen, den wahren Mörder zu finden«, entgegnete Rechmire.
    »Habe ich dir bis jetzt irgendeine Hilfe verweigert?«, fragte der Zweite Schreiber halb weinerlich, halb empört.
    Rechmire atmete auf. Insgeheim glaubte er selbst, dass Sennodjem Recht hatte: Niemals würde Mentuhotep aufgrund einer so vagen Anklage ein Todesurteil fällen, zumal gegen jemanden, der an dem Grab des Pharaos arbeitete. Der Pharao selbst würde nämlich wiederum vom Tschati wissen wollen, warum er einen seiner bewährtesten Arbeiter zu den Krokodilen geschickt hatte. Lieber würde Mentuhotep einen seiner eigenen Schreiber opfern.
    »Ich möchte wissen, warum Kenherchepeschef in seiner letzten Nacht im Haus der Ewigkeit des Pharaos gewesen ist. Was hatte der Erste Schreiber dort zu suchen?«, fragte Rechmire.
    Sennodjem lachte freudlos. »Das möchte jeder hier am Ort der Wahrheit wissen! Während der Arbeiten am Grab saß Kenherchepeschef stets auf einem Stuhl, den ihm ein Arbeiter aus dem Felsen hatte herausmeißeln müssen; sogar seinen Namen hatte er in diesen steinernen Platz, der natürlich im Schatten lag, eingraben lassen. Niemals ließ er sich im staubigen Grab bei den Arbeitern sehen – es sei denn, der Tschati kam zu einer seiner Inspektionsreisen.«
    Er zögerte lange, dann schien er sich aufzuraffen. »Ich will dir verraten, was ich denke, doch du musst mir versprechen, es niemandem weiterzuerzählen.«
    Rechmire nickte. »Ich werde

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