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Mord im Tal der Koenige - Historischer Roman

Titel: Mord im Tal der Koenige - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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klang. Er wartete, bis er wieder ruhiger geworden war, dann fasste er sich ein Herz und bog in das Seitental.
    Rechmire stand endlich vor Merenptahs Haus der Ewigkeit. Sennodjem hatte sogar den Türwächter vor dem Grab abgezogen. Vielleicht hatte dies auch etwas mit seinem übertriebenen Misstrauen zu tun, dass er niemanden, gleichgültig zu welcher Zeit, an der zukünftigen Ruhestätte ihres obersten Herrschers duldete. Vielleicht hatte er aber auch einfach nur nach dem Ende des Ersten Schreibers und der Hinrichtung des schlafenden Türwächters keinen Mann mehr gefunden, der die Nacht vor Merenptahs Haus der Ewigkeit durchstehen wollte.
    Rechmire kletterte über den aufgeschütteten Abraum zum Eingang des Grabes hoch. Er trat dabei einige Steine los, die mit leisen Schlägen zum Boden rutschten. Er glaubte, dass man dies viele hundert Ellen weit hören müsste, und hielt vor Schreck den Atem an. Doch danach war das Tal wieder stumm wie der Tod.
    Als er das prachtvoll verzierte Portal zum Haus der Ewigkeit endlich erreicht hatte, starrte er schwer atmend von dort in den dunklen Gang, der sich irgendwo tief im Felsen verlor. Ihm kam es in diesem Moment so vor, als führte das Grab direkt bis zu den zwölf Pforten der Unterwelt und endete erst vor dem Thron, auf dem Osiris saß, um über die Herzen der Toten zu richten. Doch er konnte nichts erkennen. Er sah weder den flackernden Schein einer Öllampe noch hörte er Stimmen oder irgendwelche anderen Geräusche. Rechmire kam sich so vor, als sei er der einzige lebende Mensch auf der Welt.
    Er fühlte sich plötzlich erschöpft und müde. Mutlos ging er vor dem Felsenportal in die Knie und blickte zu Boden. Eine ebenso unbestimmbare wie unüberwindliche Angst vor dem Haus der Ewigkeit hatte ihn gepackt. Er hätte es gewagt, dort einzudringen, wenn er Stimmen gehört oder den roten Glanz einer Flamme gesehen hätte, doch nun, da er sich ganz allein glaubte, scheute er vor dem Frevel zurück.
    Rechmire hatte gedacht, dass er nur ins Tal zu schleichen brauchte, um auf irgendetwas Ungewöhnliches zu stoßen.
    Vielleicht hätte er Grabräuber überrascht, die das Haus der Ewigkeit des Pharaos plünderten, vielleicht gar Sennodjem oder Parahotep selbst. Vielleicht wäre ihm auch etwas ganz anderes aufgefallen, etwas, das Kenherchepeschef und seinen Mörder heimlich an diesen Ort gelockt hatte. Doch er sah nichts und niemanden.
    Schließlich raffte er sich wieder auf und schlich zu dem aus dem Felsen gemeißelten Sitz des Ersten Schreibers hinüber. Er überwand seinen Aberglauben und setzte sich darauf. Er kam sich plötzlich erhaben vor, so, als säße er auf einem prachtvollen steinernen Thron. Vor ihm öffnete sich das Tal der toten Pharaonen und ein kühler Windhauch umschmeichelte seinen Kopf, als stünde irgendwo hinter ihm ein stummer nubischer Wedelträger, der ihm Luft zufächelte. Rechmire ahnte, dass sich Kenherchepeschef hier auf diesem Platz schrankenlos mächtig gefühlt haben musste: Pharao in einem Reich aus schroffen Felsen, trockenen Tälern und Hunderten von schatzgefüllten Gräbern.
    Langsam sah er sich um. Im Mondlicht schimmerten die höher gelegenen Felsen grau, doch das Tal selbst und unzählige Nischen und Risse wurden von der Nachtschwärze verschluckt. Rechmire wollte sich schon wieder erheben, als sein Blick zufällig auf das Geröll einige Ellen unterhalb seiner Füße fiel. Es waren Tausende von Steinsplittern – und er sah, dass einige von ihnen mit Hieroglyphen bedeckt waren.
    Rechmire hätte beinahe laut und triumphierend aufgelacht, wenn ihm nicht seine abergläubische Furcht Fesseln angelegt hätte.
    »Darauf hätte ich auch etwas früher kommen können«, flüsterte er und schüttelte den Kopf.
    Während er vorsichtig den Abhang wieder hinabstieg, stellte er sich den Ersten Schreiber vor. Kenherchepeschef hatte stundenlang auf diesem Felsenthron gesessen, Tag für Tag, Woche für Woche, während seine Männer sich immer tiefer in den Berg vorgearbeitet hatten. Er selbst war währenddessen so gut wie nie im Grab zu sehen gewesen. Was also hatte ein Mann wie er in dieser ganzen Zeit getan? Jemand, der ein Vermögen für alte Buchrollen ausgegeben, Papyri gesammelt und alte Texte geliebt hatte? Er würde sich ein Werk aus seiner Sammlung mitgenommen haben, um es hier zu lesen. Er würde sich mit der Schreibbinse gelegentlich Notizen gemacht oder besonders wichtige Passagen auf flache Steintafeln abgeschrieben haben, die ihm einer seiner

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