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Mord im Tal der Koenige - Historischer Roman

Titel: Mord im Tal der Koenige - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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Pose.
    »Großer Userhet, Türöffner des Himmels und Erster Priester des Amun, wir entbieten dir unseren Gruß und wünschen dir Glück, Gesundheit und ein langes Leben«, rief Kaaper feierlich.
    Rechmire warf einen verstohlenen Blick durch den Raum, doch selbstverständlich war Baketamun nirgendwo zu sehen. Dann blickte er unauffällig auf den Hohepriester, auf seinen massigen, ölglänzenden Körper, seine dunklen, stechenden Augen, die unter dichten, grau werdenden Brauen halb verborgen waren, auf seinen vor Gold glänzenden Mund und seine behaarten, stark vernarbten kräftigen Hände. Er wusste nicht viel mehr von ihm als das, was die jungen Schreiber sich über ihn erzählten, und die wenigen Einzelheiten, die Baketamun gelegentlich erwähnt hatte: Userhet stammte aus einer Familie, die reich geworden war, als der Pharao Haremhab vor knapp einem Jahrhundert das Land Kemet mit straffer Hand wieder zu der Ordnung geführt hatte, die unter Dem-dessen-Namen-niemand-nennt im Chaos versunken war. Er hatte unter Ramses dem Zweiten in der Armee Karriere gemacht und gegen die Nubier und Libyer gekämpft, bevor er Priester des Amun geworden war. Merenptah hatte ihn in seinem ersten Regierungsjahr zur Belohnung für seine Dienste – und weil seine Familie immer mächtiger geworden war – zum Hohepriester des Amun ernannt. Userhet vereinigte so den Kampfesmut eines Soldaten mit dem geheimen Wissen des höchsten Priesteramtes. In diesem Moment erschien es Rechmire wahrscheinlicher, dass Amuns Wagen im Westen aufgehen würde, als dass er sich dermaleinst Schwiegersohn eines solch mächtigen und gefährlichen Mannes nennen durfte.
    »Ich freue mich, dass dein Gelübde dich wenigstens während des Opet-Festes nicht an den Ort der Wahrheit fesselt, Kaaper«, antwortete Userhet. Seine Stimme klang kraftvoll, obwohl er leise sprach. »Und ich heiße auch dich willkommen, Rechmire, Sohn des Raia, der du vom Tschati die ehrenvolle Aufgabe übertragen bekommen hast, einen großen Frevel gegen die Götter zu sühnen.«
    Rechmire erschrak, weil der Hohepriester seinen Namen und seinen Auftrag kannte. Dann beruhigte er sich wieder, weil er sich sagte, dass Kaaper sein Kommen und sein Anliegen selbstverständlich schon zuvor auf inoffiziellen Wegen an den Hohepriester übermittelt haben musste.
    »Es ist eine unverdiente Ehre für mich, Herr, dass du mir die Gnade einer Audienz gewährst«, antwortete er demütig.
    Userhet klatschte in die Hände. »Zwei Schalen!«, rief er einem eilig herbeilaufenden Sklaven zu.
    Kaaper und Rechmire durften sich erheben und Userhet während seines Mahls zusehen. Kurz darauf kehrte der Sklave mit zwei gelb und rot glasierten, fingernageldünnen Tonschalen wieder, in die er ihnen aus einer großen Amphore dunklen Wein eingoss. Rechmire erkannte Reste des aufgebrochenen Siegels auf dem Rand der Amphore und machte große Augen.
    »Der Wein wurde im ersten Regierungsjahr des großen Amenophis des Dritten gekeltert«, flüsterte er und vergaß dabei ganz, wer vor ihm saß. »Er ist über hundertachtzig Jahre alt.«
    Userhet warf ihm einen langen Blick zu. Unter dem Starren seiner dunklen Augen senkte Rechmire verlegen den Kopf und schluckte. Er befürchtete schon, vorlaut gewesen zu sein oder gar unwissentlich etwas Falsches gesagt zu haben, da hörte er den Hohepriester plötzlich kurz und hart lachen.
    »Hunderteinundachtzig Jahre, um genau zu sein«, sagte Userhet leise. Er hob seine Schale und gebot ihnen, mit ihm zu trinken. Der Wein war schwer und schmeckte nach Erde. Rechmire, der bis dahin nur dreimal in seinem Leben alten Wein gekostet hatte, weil dieses Getränk zu teuer war für einen Schreiber wie ihn, schwindelte leicht.
    »Es gibt nicht allzu viele Schreiber, die noch die Regierungsjahre der Pharaonen nennen können, die schon lange im westlichen Horizont ruhen«, fuhr der Hohepriester fort. »Und niemand wusste so viel über die alten Zeiten wie Kenherchepeschef.«
    »Und nur wegen des ungnädigen Schicksals des Ersten Schreibers wagen wir es, dir einige Augenblicke deiner Zeit zu stehlen, Herr«, warf Kaaper ein.
    Userhet blickte Rechmire an und erlaubte ihm mit einem Nicken, sein Anliegen vorzubringen.
    Er holte tief Luft. »Herr«, begann er, »du hast noch kurz vor seinem Tod mit Kenherchepeschef gesprochen. Vielleicht warst du sogar der letzte Lebende, den der Erste Schreiber noch gesehen hat.«
    »Sein Mörder war der letzte Mensch, den Kenherchepeschef noch gesehen hat«, warf Userhet

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