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Mord im Tal der Koenige - Historischer Roman

Titel: Mord im Tal der Koenige - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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kalt ein.
    »Vielleicht hat er ihn nicht einmal gesehen«, wagte Rechmire zu widersprechen. »Gut möglich, dass es nachts in Merenptahs Haus der Ewigkeit so finster war, dass er trotz der kleinen Öllampe, die er – oder sein Mörder – dabei hatten und deren Scherben ich später entdeckte, das Gesicht seines Gegenübers nie erblickt hat. Andererseits deuten manche Anzeichen darauf hin, dass der Erste Schreiber seinen Mörder gekannt haben muss. Ich glaube nicht, dass es ein unseliger Zufall war, der Kenherchepeschef und den Unbekannten zur selben Zeit ins Grab geführt hat.«
    »Es gibt keine Zufälle, sondern nur unergründliche Launen der Götter«, korrigierte ihn der Hohepriester. Seine Stimme klang noch immer kalt, doch trotzdem schien er langsam Gefallen an ihrer Unterhaltung zu finden.
    Rechmire fasste sich deshalb ein Herz und erklärte ihm in allen Einzelheiten, warum er glaubte, dass Kenherchepeschef seinen Mörder gekannt haben musste. Er sparte dabei nicht an Lob für Kaaper, ohne den er nie so viel herausgefunden hätte.
    »Du hast ein gutes Auge und ein sicheres Urteil, junger Schreiber«, meinte Userhet, als Rechmire geendet hatte. Seine Stimme klang dabei jedoch kühl und irgendwie missbilligend. Er griff sich noch ein Stück von der gegrillten Hyänenbrust, tunkte es in eine dunkle, scharf riechende Soße und schluckte es hinunter. Dann ließ er sich von einem jungen Priester erneut Wasser über die Hände gießen.
    »Wenn Kenherchepeschef also seinen Mörder gekannt hat«, fuhr Rechmire fort und bemerkte dabei zu seiner eigenen Verärgerung, wie mehr als ein Hauch Unsicherheit aus seiner Stimme herauszuhören war, »dann wäre es vielleicht gar möglich, dass er in seinem Gespräch mit dir, Herr, das er ja nur Stunden vor seinem Tod führte, einen Hinweis auf jemanden gegeben hat, den er noch in dieser Nacht treffen wollte. Oder irgendeine andere Andeutung, die mich möglicherweise auf die Spur des Frevlers bringen könnte.«
    Der Hohepriester schwieg und dachte lange nach. »Wir redeten, wie schon so viele Male zuvor, über den Schmuck, mit dem seine Arbeiter mein Grab in den westlichen Hügeln verzieren sollten«, antwortete er schließlich. »Der Pharao selbst hat mir und meiner Familie die Gunst gewährt, ein großes Haus der Ewigkeit nicht weit vom Ort der Wahrheit einrichten zu dürfen. Kenherchepeschef hatte vom Tschati den Befehl, mir bei allen meinen Wünschen behilflich zu sein. Ich war auch stets mit seinen Diensten zufrieden. An jenem Abend machte er mir, wenn ich mich recht entsinne, verschiedene Vorschläge, wie ich die
Halle, in der man ruht
ausmalen sollte. Er nannte mir einen Zeichner, von dem Kenherchepeschef behauptete, dass er es so gut wie niemand sonst verstehen würde, die von mir gewünschten Götterbildnisse zu entwerfen. Seinen Namen habe ich allerdings vergessen.«
    »War es Parahotep?«, riet Rechmire.
    Der Hohepriester blickte ihn lange an. »Gut möglich«, antwortete er schließlich und zuckte gleichgültig die Achseln.
    »Ich kann mir nicht die Namen aller Arbeiter merken.«
    Rechmire bemühte sich sehr, sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Er erinnerte sich an Hunero, die ihm gesagt hatte, dass ihr Gatte und der Hohepriester an jenem Abend in Richtung des Tals der toten Pharaonen verschwunden waren, Userhets Grab lag aber in genau der entgegengesetzten Richtung. Er glaubte, dass ihm der Mann nicht alles erzählte.
    »Herr«, fragte er demütig, »erwähnte Kenherchepeschef danach keinen anderen Namen? Sagte oder tat er etwas«, er suchte nach dem richtigen Wort, »etwas Ungewöhnliches?«, endete er lahm. »Vielleicht etwas, das du noch nie zuvor bei ihm gesehen oder gehört hattest?«
    Userhet lächelte dünn. »Ich bin kein Dummkopf, junger Schreiber«, sagte er leise.
    Rechmire warf sich erschrocken zu Boden. »Das habe ich niemals andeuten wollen, Herr«, stammelte er.
    Der Hohepriester machte eine ungeduldige Geste. »Hör auf, vor mir auf dem Boden zu kriechen, dann muss ich mich bücken, um dich anzusehen«, meinte er kalt. »Wenn mir an jenem Abend etwas Außergewöhnliches aufgefallen wäre – meinst du nicht, Rechmire, dass ich mich dann nicht sofort an den Tschati gewandt hätte, nachdem ich von diesem Frevel gehört hatte?«
    »Verzeih mir meine unkluge Frage, Herr«, bat Rechmire.
    Userhet nickte. »Sie ist dir verziehen«, meinte er nüchtern.
    »Wie lautet deine nächste Frage? Es ist die letzte, die ich dir gewähre.«
    »Wann hast

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