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Mord im Tiergarten - historischer Kriminalroman

Mord im Tiergarten - historischer Kriminalroman

Titel: Mord im Tiergarten - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Verbindung zwischen ihnen und dem Opfer hergestellt werden konnte. Dass jemand vorgab, das Opfer zufällig gefunden zu haben, um einer Überführung zu entgehen, hatte Funke noch nie erlebt. Außerdem war der Wachtmeister – abgesehen von seinem verbalen Ausrutscher im Zoologischen Garten – immer ein zuverlässiger Polizist gewesen. Der Commissarius sah keinen Grund, an den Aussagen seines Untergebenen zu zweifeln und ihn weiter zu bedrängen.
    Die Polizeikutsche brachte sie zu einem Waldstück, das südlich vom Floraplatz und dem Goldfischteich lag. Als der Commissarius aus der Kabine kletterte, ritten gerade zwei Damen in braunen Kostümen vorbei – offenbar Frühaufsteherinnen. Die Bäume trugen ein sattgrünes Blätterkleid, das in dem frischen Wind raschelte. Ein Buntspecht bearbeitete die Rinde einer Magnolie.
    Neben einem blühenden Rhododendron, circa zehn Meter vom Tatort entfernt, stand ein Gendarm. Es war wichtig, dass Täterspuren nicht zertrampelt wurden. Deshalb wurde in der Regel ein Weg festgelegt, auf dem sich die Untersuchungsbeamten dem Leichnam nähern und auf dem sie den Fundort wieder verlassen konnten. Als der Commissarius den Gendarmen danach fragte, antwortete der Mann:
    »Hier ist noch nichts passiert. Ich schau mir die Schweinerei bestimmt nicht an. Nur der Wachtmeister war bisher bei dem Toten.«
    Daraufhin wandte sich der Commissarius an Holle: »Beschreiben Sie mal, was Sie gesehen haben, als Sie hier vorbeigekommen sind.«
    »Zunächst gar nichts«, erwiderte der Wachtmeister. »Ich hatte nur so ein komisches Gefühl, dass etwas nicht stimmen würde. Und da bin ich stehen geblieben und hab mich nach allen Seiten umgeschaut. Erst dann habe ich etwas Helles entdeckt, das zwischen den Baumstämmen schimmerte. Es sah aus wie ein Leib.«
    »Dann sind das hier Ihre Abdrücke«, stellte der Commissarius fest und betrachtete die Fußspuren, die sich im Matsch abzeichneten und im rechten Winkel vom Spazierweg abgingen. Offenbar hatte Holle den kürzesten Weg zum Leichnam gewählt. »Ist Ihnen sonst noch etwas Ungewöhnliches aufgefallen?«
    Der Wachtmeister schüttelte den Kopf.
    Funke entnahm dem Beweismittelkoffer ein rotes Seil und reichte es seinem Untergebenen mit dem Auftrag, eine Absperrung vorzunehmen. »Danach halten Sie sich zu meiner Verfügung. Vielleicht ergeben sich noch Fragen«, sagte er und begab sich in Holles Fußstapfen zur Leiche. Dabei suchte er den Boden links und rechts ab. Zwischen einigen Grasbüscheln, rankendem Efeu und abgeknickten Zweigen entdeckte er einen verrosteten Nagel, eine durchnässte Obsttüte und den Absatz eines Schuhs. Alle Gegenstände waren bereits verwittert.
    Dann erblickte er den Leichnam, der auf dem Bauch lag und übel zugerichtet war. Man sah rotes Fleisch, weiße Knochen und zwei dunkle Höhlen links und rechts der Wirbelsäule. Der Kopf lag auf der Seite, und die halb geöffneten Augen starrten auf zwei schwärzliche Fleischlappen. Einen solchen Tod wünscht man nicht mal seinem ärgsten Feind, dachte Funke. Hoffentlich hatte der Bankier nicht allzu lange leiden müssen.
    Eine genauere Besichtigung ersparte sich der Commissarius. Dazu würde noch genügend Zeit bleiben, wenn Dr. Gessken eingetroffen wäre. Stattdessen entdeckte er eine Schleifspur, die aus östlicher Richtung auf den Fundort zuführte und von Schuhabdrücken flankiert wurde. Offenbar hatte der Täter sein Opfer unter den Achseln gepackt und zum Tatort gezogen, was bei heftiger Gegenwehr unmöglich war und die Vermutung nahelegte, dass der Bankier Frankfurter entweder gefesselt, betäubt oder schon tot gewesen war.
    Der Commissarius kniete sich neben einen besonders guten Abdruck hin und bestimmte mit einem Zollstock die Länge und die Breite. Beide Maße stimmten mit den blutigen Spuren aus dem Zoologischen Garten überein. Das Profil des linken Schuhs wies jedoch eine Rille auf, die bei den Fußstapfen im Affenhaus nicht zu sehen gewesen war. Vielleicht war sie später entstanden, vielleicht handelte es sich auch um einen anderen Schuh. Jedenfalls könnte dieses Indiz noch hilfreich werden. Funke entschloss sich, einen Gipsabdruck anzufertigen, der dann mit den Sohlen eines Verdächtigen verglichen werden könnte.
    Er nahm die Utensilien aus seinem Beweismittelkoffer, schüttete Wasser in eine Schüssel und gab mit Bedacht Gips hinzu, um das Entstehen von Knollen zu verhindern. Dabei achtete er besonders auf das Mischungsverhältnis. Er wartete, bis sich das Pulver

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