Mord im Tiergarten - historischer Kriminalroman
und seinen Wahn erkennen.«
Kirchhof der Sophien-Gemeinde
Kurz nach Mitternacht raubte ihm der Durst schier den Verstand. Er hatte wieder den ganzen Tag auf Wasser verzichtet und ihnen so keine Gelegenheit gegeben, ihn zu vergiften, aber jetzt brauchte er dringend etwas Flüssigkeit, um seine aufgesprungenen Lippen zu befeuchten, um seinen Gaumen zu benetzen und um wieder klar denken zu können.
Er taumelte in die Dunkelheit des Friedhofs und schwankte zwischen Mausoleen, Grabsteinen und Granitplatten umher. Irgendwo musste eine Pfütze sein, aber es hatte schon seit Tagen nicht mehr geregnet. Nirgends entdeckte er ein Glitzern. Er war der Verzweiflung nahe und hätte am liebsten geweint, doch er hatte keine Tränen mehr, er war völlig ausgetrocknet.
Da sah er auf einem Platz einen Springbrunnen. Die Becken verjüngten sich nach oben und waren wie Kelche geformt. Mit letzter Kraft ging er hinüber, stieg in das Bassin und griff in die kupfergrünen Schalen. Nichts! An den Fingerspitzen spürte er nur Sand und Blätter.
Er ließ sich auf die Knie fallen und tastete den düsteren Grund des Bassins ab. In den Fugen spürte er etwas Feuchtigkeit, aber nicht genügend, um sie aufzulecken. Er bewegte sich in alle Richtungen, bis er auf eine Rinne traf, deren Verlauf er folgte. Kurz vor dem Abfluss stieß er auf eine muldenartige Vertiefung, und darin befand sich Wasser.
Er hockte sich auf allen vieren über die Pfütze hin und schleckte das Wasser auf, doch bei jedem Zungenschlag berührte er den schlammigen Grund. Deshalb spitzte er schließlich die Lippen und schlürfte das kühle Nass auf, was sich als die bessere Variante erwies. Er hörte erst auf, als er seinen Magen gefüllt hatte. Dann setzte er sich mit dem Rücken gegen die Bassinwand und kostete seinen Triumph aus, sie erneut überlistet zu haben.
Er legte den Kopf in den Nacken und schaute nach oben, wo sich die Äste hin- und herbewegten und die Sterne mal verdeckten und dann wieder freigaben. Inmitten all der Toten erlebte er einen Moment inneren Friedens, bis er das Geschwür an seinem Arm wieder spürte, das größer geworden war und ihn daran erinnerte, dass seine Zeit ablief. Nicht durch Faulenzerei würde er sich den Lohn verdienen, sondern durch Taten.
Während er durch die Dunkelheit zurück zur Friedhofsmauer hastete, dachte er an Isaac Wolfssohn. Nur weil der prominente Jude von der Polizei beschützt wurde, hieß das nicht, dass er dem Strafgericht entgehen würde. Nach ihm würden andere Germanen kommen, die seine Taten zum Vorbild nehmen und kurzen Prozess machen würden.
Er kletterte in eine Buche, die an der Friedhofsmauer stand. Die breite Krone reichte weit über die Straße hinaus. Auf einem stabilen Ast balancierte er in einigen Metern Höhe über das Trottoir und über ein Stück der Straße, bis ihn nur noch wenige Meter vom dritten Stockwerk des Mietshauses trennten und er einen guten Blick in die Wohnküche hatte.
Dort saß Wilhelm Maharero breitbeinig auf einem Stuhl und ließ sich von Benediktine Wolf, der Mieterin der Wohnung, die Füße waschen. Die fünfunddreißigjährige Sergeantenwitwe hatte dem Hereroprinzen einst ein Zigarrenetui mit devoter Widmung geschenkt. Jetzt hatte sie nichts an als ein dünnes Unterhemd, unter dem sich ihre Brüste abzeichneten. Ihre langen blonden Haare trug sie offen. Sie verwendete eine besondere Sorgfalt darauf, seine Zehen mit einem nassen Waschlappen abzureiben, und sah ihm immer wieder in die Augen.
Er konnte den Anblick kaum ertragen. Wenn er daran dachte, wie dieser Neger sich vor Igraine Raab entblößt hatte, wie er sich nackt ihren Blicken ausgesetzt hatte, wurde ihm kotzübel. Natürlich hatte der Hereroprinz sich auch ihr nähern wollen, natürlich hatte er sie haben wollen, aber er hatte es nicht gekonnt, weil sie nicht so war wie diese Hure, die nun den Waschlappen in eine Emailleschüssel und ihre Hände auf seine Beine legte.
Langsam strich Benediktine Wolf seine Oberschenkel empor. Sie näherte sich seinen Geschlechtsteilen und rieb schließlich darüber. Sein Glied zeichnete sich immer deutlicher ab. Dann öffnete sie die Knopfleiste und griff in den Hosenschlitz, wo ihre Hand sich hin- und herbewegte. Nun machte sie seinen Gürtel auf und zog ihm die Hose über die Hüften, sodass ihr sein riesiger, zuckender Penis entgegenschnellte. Wieder sagte sie etwas und umschlang dann mit beiden Händen den Schaft, um ihn sanft zu massieren und immer wieder über die hellbraune
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