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Mord in Babelsberg

Mord in Babelsberg

Titel: Mord in Babelsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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Blick auf die Zeitung, die groß über den Doppelmord und die nachfolgende Dienstreise des bekannten Ermittlers berichtete. In dem Artikel wurde vermutlich keine grausige Einzelheit ausgespart. Die Breslauer Presse berichtete gewiss ebenso ausführlich, und Clara fragte sich, was das für die Angehörigen der Kinder bedeuten mochte.
    »Einigermaßen.« Leo hielt kurz inne und schaute sie bedrückt an. »Allerdings hoffe ich nach wie vor, dass ich mich nicht näher damit befassen muss.«
    »Gennat wird den Täter finden, du sagst doch immer, er sei der Beste von euch. Er hat sogar Großmann gefasst.«
    Carl Großmann sagte man nach, er habe bis zu hundert Mädchen und Frauen getötet. Er war vor fünf Jahren auf frischer Tat ertappt worden und hatte sich ein Jahr später an seiner Zellentür erhängt.
    »Ja. Nachdem er in Berlin drei Jahre lang ungehindert wüten konnte«, sagte Leo. »Ich möchte mir lieber nicht vorstellen, was in drei Jahren in Breslau passieren kann. Oder schon passiert ist.«
    Er schob die Zeitung beiseite und stand auf. Dann zog er Clara von ihrem Stuhl hoch, nahm sie in die Arme und drückte ihren Kopf sanft an seine Schulter. So blieben sie einen Moment lang stehen.
    Das waren die besten Augenblicke.
    Dann hörten sie Schritte im Flur, die Kinder kamen herein. »Vati, ich brauche neue Schuhe«, sagte Georg verlegen. Er war im letzten halben Jahr ungeheuer gewachsen, sie kamen kaum damit nach, ihm neue Kleidung zu kaufen.
    Leo seufzte. »Na schön. Nicht mehr lange, dann kannst du meine auftragen.«
    Clara sah auf die Uhr. »Ihr müsst los.« Sie gab ihnen die Pausenbrote und schob sie aus der Küche.
    Oberwachtmeister Schmehl sah auf die Uhr. Die Kollegen von der Inspektion A mussten jeden Augenblick eintreffen. Inzwischen hatte sich herumgesprochen, dass in Riehmers Hofgarten etwas passiert war, obwohl bislang nur Gerüchte kursierten, da die Schupos an den Eingängen keine Angaben zur Tat machten. Vor den Zugängen in der Hagelberger, Großbeerenund Yorckstraße hatten sich Neugierige versammelt und versuchten, einen Blick in den Innenhof zu erhaschen.
    Schmehl hatte nie die Faszination verstanden, die Gewaltverbrechen auf viele Menschen ausübten; er selbst las solche Zeitungsberichte nur, wenn sie unmittelbar mit seiner Arbeit zu tun hatten.
    Eine Frau riss sich unvermittelt los und stürzte an einem der Schupos vorbei, der kurz abgelenkt gewesen war. Der Mann lief ihr nach, hielt sie am Arm fest und führte sie zurück zur Straße. Wer sich als Bewohner ausweisen konnte, durfte sich in seine Wohnung begeben, wurde aber angewiesen, sich zur Befragung bereitzuhalten. Manche der Anwohner schauten aus den Fenstern, das konnte die Polizei ihnen nicht verbieten.
    Ein Herr im hellen Sommeranzug kam auf Schmehl zu, in der Hand einen Arztkoffer.
    »Danke, dass Sie so schnell gekommen sind, Herr Dr. Faber. Wie geht es der Zeugin?«, fragte der Oberwachtmeister.
    »Ich habe der Frau eine Beruhigungsspritze gegeben«, erklärte der Arzt, der in der Nachbarschaft wohnte. »Sie können in wenigen Minuten mit ihr reden. Aber gehen Sie vorsichtig mit ihr um.« Er deutete mit dem Kopf auf die Stelle, an der die Leiche lag. »Hab’s nur im Vorbeigehen gesehen. Kein schöner Anblick. Wissen Sie schon, wer es ist?«
    Schmehl schüttelte den Kopf. »Die Kripo ist unterwegs. Danke noch mal.«
    Der Arzt tippte sich an den Hut. »Ich muss in die Praxis. Auf Wiedersehen.«
    Dann endlich sah Schmehl drei Männer aus Richtung Hagelberger Straße kommen. Sie sprachen mit den Schupos, die den Zugang bewachten.
    Schmehl nahm den Tschako ab und rieb sich die Stirn. Er warf einen flüchtigen Blick auf das geronnene Blut, über dem Fliegen kreisten. Heute freute er sich noch mehr als sonst auf den Feierabend.
    Er schaute sich die drei Männer näher an. Einer war klein und rundlich, mit dunklen Locken. Der zweite hatte rötlich blondes Haar und ein offenes Gesicht, er trug als Einziger einen leichten Sommerhut. Der dritte war groß und dunkelhaarig und hatte eine Narbe an der Schläfe. Er kam geradewegs auf Schmehl zu. Offenbar der Leiter der Kommission.
    »Kommissar Wechsler, Inspektion A. Meine Kollegen Walther und Sonnenschein. Sie sind Oberwachtmeister Schmehl?«
    »Ja, Herr Kommissar. Ich habe die Tote gefunden, das heißt, eine Frau hat mich auf die Leiche aufmerksam gemacht. Nachdem ich Verstärkung angefordert hatte, um den Tatort zu sichern, habe ich sofort das Präsidium verständigt.«
    »Nichts verändert

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