Mord in Babelsberg
nicht erzählt?« Magda hatte wie immer einen scharfen Blick.
Clara griff zögernd nach ihrer Handtasche. Sie hatte mit sich gerungen, ob sie es Magda zeigen sollte, weil eigentlich nichts Verdächtiges daran war. Sie wollte sich vor ihrer Freundin nicht lächerlich machen, sie war keine eifersüchtige Ehefrau, die ihrem Mann nachspionierte. Und doch …
Sie legte das Foto auf den Tisch.
Magda nahm es und betrachtete es interessiert durch ihre Lesebrille. Leo saß in einem Sessel an einem Fenster, den Kopf nach hinten gelehnt, in der Hand eine Zigarette. Er trug ein weißes Hemd, dessen Ärmel aufgekrempelt waren. »Na und? Du hast einen gut aussehenden Mann, aber das wusste ich schon länger.«
Clara konnte nicht mitlachen. »Ich habe es im Schlafzimmer auf dem Boden gefunden. Leo hatte sein Jackett über einen Stuhl geworfen, dabei muss es ihm aus der Tasche gefallen sein.«
Magda drehte das Foto um, die Rückseite war unbeschriftet. »Was ist denn mit dem Foto?«
Clara seufzte. »Ich komme mir irgendwie dumm vor. Aber ich habe es noch nie gesehen. Leo besitzt nur wenige Familienfotos, und die sind alle in einem Album. Die Wohnung darauf kenne ich auch nicht.« Sie senkte den Blick.
Magda legte ihr die Hand auf den Arm. »Ich finde, er sieht darauf jünger aus. Vielleicht hat er es nach langer Zeit irgendwo wiedergefunden.«
Clara zuckte mit den Schultern. »Schon möglich. Aber warum hat er es mir nicht gezeigt?«
»Und das allein beunruhigt dich?«
»Ich glaube, ich hätte mir nichts dabei gedacht, wenn er sich nicht so sonderbar verhalten würde.«
»Denkst du an eine andere Frau?«, fragte Magda unbeirrt.
»Eigentlich nicht. Ich weiß es nicht.« Clara versuchte, das leichthin zu sagen, doch sie spürte, dass ihre Augen verräterisch brannten.
Magda griff über den Tisch nach ihren Händen. »Du musst ihn danach fragen, wenn es dir keine Ruhe lässt. Quäl dich nicht unnötig damit. Hast du es Ilse gezeigt?«
Clara schüttelte den Kopf. »Nein. Ich … das will ich nicht. Wenn ich nach Hause komme, werde ich es wieder in seine Tasche stecken. Und mir in Ruhe überlegen, was ich mache.«
Magda nickte wortlos.
Nach dem Gespräch mit Hans Winkelmann war Leo zurück nach Neubabelsberg gefahren. Königs Witwe hatte sich, begleitet von ihrer Schwester, ins Schlafzimmer zurückgezogen. Die Vernehmung hatte sie erschöpft, und Trude Pawlak hatte ihr etwas zur Beruhigung verabreicht.
Die Wohnräume ergaben nicht viel. Wenige persönliche Gegenstände, dafür viel moderne Kunst, die immerhin Rückschlüsse auf Königs Geschmack und finanzielle Mittel zuließ. Die Gemälde und Skulpturen stammten von Künstlern, die bereits einigermaßen bekannt und somit bestimmt nicht billig waren.
Frau K. nach Kunstinventar fragen , notierte er sich. Es war erforderlich, eine Übersicht über das Vermögen des Toten zu erhalten.
Dann begab er sich ins Arbeitszimmer des Regisseurs. Er sah sich staunend um. Dies war zweifellos der interessanteste Raum im Haus, weil er so gar nicht zum Rest des durchkomponierten Ensembles passte. An den Wänden hingen gerahmte Plakate von Königs Filmen und einigen seiner Theateraufführungen, auf denen sein Name zu lesen war. Die Schränke und Regale waren aus Eichenholz und stammten zweifellos aus dem vorigen Jahrhundert. Hier war nichts modern, es gab weder Chrom noch Glas, nur altes Holz und Leder. So als hätte das Wohnzimmer ein Bild für die Außenwelt abgeben sollen, während er hier drinnen ganz er selbst war.
Sonnenschein klopfte und trat ein. »Mit dem Schlafzimmer bin ich durch. Er hat eine eindrucksvolle Garderobe, alles nur vom Teuersten. Anzüge und Hemden maßgeschneidert. Seidenkrawatten. Socken aus feinster Merinowolle. Ein Kamelhaarmantel, ein Kaschmirmantel.«
»Haben Sie alle Taschen durchgesehen?«
»Wird erledigt.«
Leo trat an den perfekt aufgeräumten Schreibtisch und musterte die elegante Schreibgarnitur. Den Telefonapparat aus schwarzem Bakelit. Dann begann er, nacheinander die Schubladen zu öffnen.
Er war so in die Suche vertieft, dass er kaum merkte, wie Sonnenschein zurückkam.
»Herr Kommissar, ich habe eine Rechnung gefunden. Sie stammt von einer Modehandlung, in der eine Stola gekauft wurde.«
Leo warf einen Blick darauf. »Die hat er Carla Vasary geschenkt. Wir nehmen sie mit. Sonst noch etwas?«
»Taschentücher, Zahnstocher, ein Zigarettenetui. Sieht alles harmlos aus.«
»Gut, dann nur die Rechnung.«
Sonnenschein zog sich zurück.
In den
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