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Mord in Babelsberg

Mord in Babelsberg

Titel: Mord in Babelsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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Seelöwenbecken drängten sich die Besucher, weil gleich die Fütterung begann. Marie gelang es irgendwie, sich bis in die erste Reihe vorzuschieben, während Clara und Magda weiter hinten stehen blieben.
    Die Sonne schien ihnen warm auf den Rücken, und Clara genoss es, die Menschen in ihren hellen Sommerkleidern zu betrachten, in dem Bewusstsein, dass sie die dunklen Zeiten hinter sich gelassen hatten. Als sie Leo vor vier Jahren kennenlernte, hatte sie noch unter der Erinnerung an den Krieg, an ihre unglückliche Ehe und die demütigende Scheidung gelitten. Ihr persönliches Elend hatte sich in der wirtschaftlichenNot gespiegelt; das eine schien das andere noch zu verstärken. Es war ein langer Weg gewesen. Sie hatte sich das Glück mit Leo erkämpft und war nicht bereit, es wieder herzugeben.
    »Ich wüsste gern, woran du denkst.«
    Clara schrak zusammen und wandte sich ab, weil sie merkte, wie ihre Wangen heiß wurden. Zum Glück brach in diesem Augenblick donnernder Applaus los, da der Tierpfleger mit seiner Vorführung begann. Danach leuchteten Maries Augen.
    »So würde ich auch gern schwimmen können«, sagte sie sehnsüchtig.
    »Du kannst doch gut schwimmen.« Sie waren im vergangenen Sommer öfter an den Wannsee gefahren, und Georg war tatsächlich ein bisschen neidisch auf seine Schwester gewesen, die sich im Wasser wie in ihrem natürlichen Element bewegte.
    »Na ja, aber sie springen auch noch in die Luft und tauchen elegant wieder unter.  – Jetzt möchte ich zu den Giraffen!«
    Clara und Magda wanderten mit dem Mädchen von einem Gehege zum nächsten. Irgendwann schaute Magda ihre Freundin nachdenklich an. »Man könnte glauben, es wären deine eigenen Kinder. Bist du zufrieden?«
    »Ja, so kommt es mir auch vor. Ich habe sie wirklich sehr lieb.«
    »Hast du mit Leo gesprochen? Über den Arztbesuch, meine ich.«
    Sie nickte. »Er hat es gut aufgenommen. Ich war erleichtert. Es hatte mich wirklich nervös gemacht.« Sie schaute zu Boden. »Ich war mir ziemlich sicher, dass es ihm vor allem um mich geht, aber … Bei Ulrich war es damals anders. Er hat mir …« Sie schluckte. »Als wir ein Jahr verheiratet waren, hat er mir vorgeworfen, dass ich noch nicht schwanger war. Esklang wie eine Reklamation, als hätte er beschädigte Ware gekauft.«
    Magda lächelte. »Das würde Leo nie tun.«
    »Nein.« Mehr sagte Clara nicht, weil Marie zu ihnen kam, um etwas über die Nahrungsgewohnheiten der Nashörner zu erklären, doch ganz im Reinen war sie mit sich nicht. Sie sehnte sich danach, ungestört mit Magda zu sprechen.
    Als sie am Café ankamen, wartete Georg schon. Marie lief auf ihn zu. »Du musst die Nashörner für mich fotografieren. Und die Giraffen. Von weitem und von unten.«
    Er schaute Clara etwas betreten an.
    »Ich kaufe dir einen neuen Film«, sagte sie und zwinkerte ihm zu. Dann gab sie den Kindern Geld für Eis.
    »Ab mit euch. Ihr wisst ja, wo ihr uns findet.«
    Sie setzten sich auf die Terrasse und bestellten Kaffee und Kuchen. Auch fast drei Jahre nach dem Ende der Inflation genoss Clara es noch immer, mit richtigem Geld bezahlen zu können.
    Als ihre Bestellung kam, trank Magda einen Schluck Kaffee und schaute sie an. »Heraus mit der Sprache.«
    »Frau Doktor?« Clara zog eine Augenbraue hoch.
    »Mir machst du nichts vor. Irgendwas stimmt nicht. Hat es mit Leo zu tun?«
    Clara aß von ihrem Stück Erdbeertorte, um die Antwort hinauszuschieben. Dann holte sie tief Luft. »Ja. Ich … wie gesagt, ich habe ihm erzählt, dass wir keine gemeinsamen Kinder haben können, und er war ganz ruhig. Es schien ihm nichts auszumachen; er wollte sich nur vergewissern, dass ich nicht zu traurig bin.«
    Ein leichter Wind kam auf und ließ das zartgrüne Laub über ihnen rascheln.
    »Aber?«, fragte Magda. Clara sehnte sich danach, sich jemandem anzuvertrauen, das war nicht zu übersehen. Ilse war in diesem Fall nicht die Richtige, weil es um ihren Bruder ging.
    »Er verhält sich seit einigen Tagen merkwürdig. Zuerst dachte ich, es hätte mit den furchtbaren Kindermorden in Breslau zu tun, dem Fall, in dem Gennat gerade ermittelt. Aber das ist es nicht allein.«
    »Wann hat es denn angefangen?«
    Clara überlegte. »Seit Dienstag wirkt er bedrückt. Am Mittwoch ist er ganz früh ins Büro gegangen, viel zu früh, er hatte mir einen Zettel auf den Küchentisch gelegt. Und vorgestern hatte er einen Albtraum. Das habe ich noch nie erlebt. Er ist kein lebhafter Träumer.«
    »So. Und was hast du mir noch

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