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Mord in Babelsberg

Mord in Babelsberg

Titel: Mord in Babelsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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das Vermögen seiner Ehefrau eingesetzt hat«, sagte Leo.
    »Sicher. Fragt sich nur, ob sich das deckt. Ob die Rechnung Vermögen von Elly König plus Einkünfte aus seiner Arbeit als Regisseur gleich Villa/Wagen/Pelze et cetera tatsächlich aufgeht.«
    »Dranbleiben.« Leo hielt eine Liste in die Höhe. »Das hier ist eine Übersicht der Kunstwerke, die sich in Königs Besitz befanden. Ich lasse sie schätzen. Der Wert dürfte beträchtlich sein.« Er sah in die Runde. »Am Montag wird Gärtner weiter die Bücher prüfen, Robert kümmert sich um das Haus als solches und die Wertgegenstände darin. Sonnenschein, Sie fahren mit mir nach Johannisthal ins Atelier, in dem König seine Filme gedreht hat.«
    Sonnenschein hob die Hand. »Was ist mit der Frau aus dem Frisiersalon?«
    Leo nickte. »Die junge Angestellte von Frau Kern und der Zeuge Winkelmann werden noch einmal einbestellt. Wir lassen mit beiden unabhängig voneinander Phantombilder der Frau erstellen und zeigen sie allen Nachbarn der Toten. Hasselmann, kümmern Sie sich darum. Mit weiteren Kollegen, falls nötig.«
    Er trank sein Wasser aus. »Das Notizbuch nehme ich mit nach Hause, vielleicht fällt mir etwas dazu ein. Wir sehen uns am Montagmorgen. Einen schönen Sonntag, die Herren.«
    Walther nickte ihm im Gehen zu. Immerhin, dachte Leo und griff nach seinem Jackett.
    Vielleicht könnte er heute Abend mit Clara irgendwo ein Bier trinken. Und morgen ins Grüne fahren. An einen See. Und unterwegs konnten sie vielleicht irgendwo Radio hören. Georg war aufgeregt, weil die Hertha an diesem Sonntag in Frankfurt um die Deutsche Meisterschaft spielte. Im April hatte er mit Leos Erlaubnis in die Kneipe an der Ecke gedurft, als es die erste Rundfunk-Übertragung eines Länderspiels gegeben hatte. Danach hatte er rote Backen gehabt und wollte um jeden Preis Rundfunkreporter werden.
    Leo lächelte bei sich. Er ging in Richtung Hackescher Markt, dankbar für jeden Schritt, mit dem er die Arbeit hinter sich ließ.

15
    MONTAG, 14. JUNI 1926
    »Guten Morgen. Wie war das Wochenende?«, fragte Werneburg.
    »Angenehm. Wenn man einmal davon absieht, dass ich meinen Sohn trösten musste, für den gestern eine Welt zusammengebrochen ist …«
    »Die Meisterschaft?« Werneburg nickte mitfühlend. »1:4, das war deutlich. Und dann noch das Eigentor von Leuschner … ein Debakel. Ich kann verstehen, dass der Junge traurig ist.« Dann wurde er ernst und deutete auf einen Stapel Zeitungen. »Die Presse macht ganz schön Stimmung. Sie schreiben jetzt vom ›Scherbenmörder‹ und jagen den Leuten Angst ein. Das gefällt mir nicht. Wenn wir nicht bald ein Motiv finden …«
    »Wir sind dran, Herr Dr. Werneburg. Es haben sich einige neue Spuren ergeben. Ich kann Ihnen versichern, dass dieser Täter ein handfestes Motiv hat und nicht ziellos umherläuft und Menschen die Kehle durchschneidet. Es besteht kein Grund zur Panik in der Bevölkerung.«
    »Sie wissen das, und ich auch. Aber denen hier geht es um die Auflage, und die macht man nun mal mit Serientätern, die sich hinterrücks mit Scherben anschleichen.«
    »Ich kann nur wiederholen, dass wir allen Spuren nachgehen«, sagte Leo ruhig. Er hielt an der Ansicht fest, dass sie es mit einem rational denkenden Täter zu tun hatten, der seine Opfer nicht willkürlich aussuchte.
    »Ich vertraue Ihnen, Wechsler. Melden Sie sich, wenn Sie weitere Leute brauchen.«
    »Danke, wir kommen zurecht.« In diesem Augenblick steckte Werneburgs Sekretärin den Kopf zur Tür herein. »Herr Wechsler, Sie werden in Ihrem Büro erwartet.«
    Leo stand auf und verabschiedete sich. Im Gehen kam ihm der Gedanke, dass sich der Doppelmord in Breslau und seine eigenen Ermittlungen trotz aller Unterschiede in einer Hinsicht glichen – niemand schien irgendetwas gesehen zu haben. Der Mörder von Marlene Dornow und Viktor König war bei Nacht gekommen  – beide Male um eine ähnliche Uhrzeit  – und unerkannt und spurlos verschwunden.
    Eigentlich wollte Leo umgehend zum JOFA-Atelier aufbrechen, das neben der Pfaueninsel Drehort für Königs letzten Film gewesen war. Es lag am Flughafen Johannisthal, mit anderen Worten jottwede. Doch dazu kam er vorerst nicht. Fräulein Meinelt reichte der Frau gerade ein Taschentuch, als Leo das Vorzimmer betrat. »Herr Kommissar, das ist Fräulein Petzold, eine Bekannte der Verstorbenen. Sie war verreist und hat erst heute von dem Verbrechen erfahren.«
    »Leo Wechsler.«
    Sie blickte auf. Ein schönes Gesicht. Schmal,

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