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Mord in Babelsberg

Mord in Babelsberg

Titel: Mord in Babelsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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Doch es ärgerte ihn, dass die Spur, von der er sich einiges versprochenhatte, in dieser schäbigen Halle enden sollte. Er spürte die spöttischen Blicke der Arbeiter auf sich.
    »Eins wüsste ich gern. Warum sind Sie noch hier, wenn der Laden so schlecht läuft? In Berlin wird überall gedreht, da müssten Sie doch ohne weiteres eine andere Stelle finden.«
    Achselzucken.
    Leo wusste, wann er verloren hatte. Er nickte und verließ die Halle. Draußen atmete er tief durch und versuchte, den Ärger zu verdrängen, der ihn vorhin überkommen hatte. Es gab keinen Widerspruch, auf den er den Finger legen konnte, nichts Greifbares und doch …
    Mit einem Mal war Leo wie elektrisiert. Er eilte zum Wagen, ließ den Motor an und fuhr auf dem schnellsten Weg in Richtung Friedrichstraße.
    Robert Walther war noch einmal allein nach Kreuzberg gefahren. Der schwelende Streit mit Leo machte ihn reizbar. Außerdem behagte ihm die Vorstellung nicht, die Porträts der jungen Frau in der Presse zu veröffentlichen. Es wäre ihm lieber gewesen, sie auf diskretere Weise zu identifizieren, als nach ihr zu suchen wie nach einer Verbrecherin. Andererseits stand Leo unter Druck, die Fälle so bald wie möglich aufzuklären.
    Er stieg aus dem Wagen und ging durch den Torbogen in den Hof. Vor der Stelle, an der man die Leiche gefunden hatte, blieb er kurz stehen. Jemand hatte die Blutflecken vom Pflaster geschrubbt, doch die weiße Hauswand würde man streichen müssen, um die letzten Spuren zu beseitigen.
    Es musste schrecklich für Leo gewesen sein, als er die Frau dort liegen sah. Als er in die Hausmeisterwohnung gekommen war, hatte er offenkundig unter Schock gestanden. Walther kannte seinen Freund lange genug, um zu sehen, wie schwer ihn dieser Anblick getroffen hatte. Und doch hatte Leo es nicht für nötig gehalten, ihm von der Bekanntschaft mit Marlene Dornow zu erzählen.
    Er wandte sich langsam in Richtung der Hausmeisterwohnung. War es das, was ihn ärgerte?, fragte er sich plötzlich. Dass Leo sich ihm nicht anvertraut hatte?
    Unsinn, der Gedanke war kindisch.
    Andererseits war er es gewohnt, dass Leo mit seinen Problemen zu ihm kam: in der schwierigen Zeit mit Ilse und später, als er einen Weg suchte, um die Beziehung mit Clara aufrechtzuerhalten, ohne seine Schwester zu verletzen. Gespräche im Schrebergarten beim Bier oder in der Mittagspause bei Aschinger.
    Ihm fiel der Besuch im Continental-Keller ein, und er wünschte sich die sorglose Stimmung zurück. Er nahm sich vor, einen solchen Abend zu wiederholen, sobald die Fälle abgeschlossen waren.
    Entschlossen trat er vor die Tür und klingelte bei Frau Maletzke.
    »Was kann ich für Sie tun, Herr Kommissar?«
    Alfred Hahn empfing Leo freundlich und bot ihm einen Stuhl in seinem Büro an.
    »Ich will Sie nicht lange aufhalten«, sagte Leo, nachdem er sich gesetzt hatte. »Sie haben sicher viel zu tun.«
    Hahn nickte. »Es fällt mir schwer, nach vorn zu blicken, wo Viktor gerade erst … Aber es kommen Fragen von allen Seiten, was jetzt aus der Firma wird, ob wir weitermachen, wer Viktors Nachfolger werden soll …« Er hob hilflos die Hände. »Gleich treffe ich mich mit meinem Anwalt, dann werden wir die rechtlichen Schritte besprechen. Was das Künstlerische angeht – Viktor ist nicht zu ersetzen. Aber Sie wollten mich etwas fragen.«
    »Ich habe mich im JOFA-Atelier umgesehen, weil Herr König dort zuletzt gearbeitet hatte«, sagte Leo.
    »Viktor zog es vor, Privatleben und Arbeit voneinander zu trennen, daher drehte er lieber dort statt in Babelsberg. Es istübersichtlicher und familiärer, dabei aber hervorragend ausgestattet«
    »Umso mehr hat es mich gewundert, dass Herr König im Regina-Atelier in Weißensee Arbeiter anwerben wollte.«
    »Wie bitte?« Hahn sah ihn belustigt an. »Soll das ein Scherz sein?«
    »Keineswegs. Der junge Mann, von dem ich es erfahren habe, machte einen durchaus glaubwürdigen Eindruck. Ich komme gerade aus Weißensee, wo man seine Aussage bestätigt hat. Herr König hat sogar seine Visitenkarte dort hinterlassen, damit man ihn verständigen konnte, sobald Personal verfügbar war.«
    Hahn öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen, und schüttelte vehement den Kopf. »Herr Kommissar, ich versichere Ihnen, dass Viktor nur im JOFA-Atelier gearbeitet hat. Ich selbst bin häufig bei den Dreharbeiten gewesen. Ich kenne die Leute dort, das Atelier verfügt über ausgezeichnete Mitarbeiter. Es bestand überhaupt kein Grund, auswärts

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