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Mord in Babelsberg

Mord in Babelsberg

Titel: Mord in Babelsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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undurchdringlichen Maske erstarrt.
    Bei der Besprechung der Mordkommission ging es lebhaft zu. Walther hatte gerade darüber berichtet, was die Untersuchungen bei der Gallus-Filmgesellschaft ergeben hatten. »Wenn wir den grob geschätzten Wert der Kunstwerke in das Vermögen einrechnen, ergibt sich eine beträchtliche Differenz zum Einkommen aus Königs Arbeit.«
    »Ich fahre morgen früh ins Regina-Atelier und überprüfe, was Richter uns erzählt hat.« Leo griff nach Königs Notizbuch, das Walther auf den Tisch gelegt hatte. »Bisher konnten uns weder die Witwe noch Alfred Hahn etwas darüber sagen. Hasselmann, Sie setzen sich daran und finden heraus, ob Zahlen dabei sind, die für Daten stehen könnten. Zeigen Sie das Notizbuch bei den Kollegen herum, je mehr Leute darüber nachdenken, desto besser.«
    Dann wandte er sich an einen korpulenten jungen Mann mit Brille, der in der Nähe der Tür saß. »Hermann, du warst bei den Zeugen Eva Meier und Hans Winkelmann?«
    Der Polizeizeichner nickte und holte zwei Blätter aus einer Mappe, die er Leo hinschob. »Die Ähnlichkeit ist erstaunlich. Wir können davon ausgehen, dass die beiden ein und dieselbe Person gesehen haben.«
    Leo betrachtete die Zeichnungen. Die Form von Nase und Mund stimmte auffallend überein. Auf einem Bild waren die Augenbrauen stärker betont, aber die Begegnung lag eine Weile zurück, sie konnte sie zwischenzeitlich gezupft haben. Die Haare waren mit einem leichten Glanzeffekt gezeichnet, und beide Male ließ die Frisur auf altmodisch langes Haar schließen.
    Er ließ die Blätter durchreichen. »Vervielfältigen, dann gehen wir damit noch einmal zu den Nachbarn. Und wir geben die Zeichnungen an die Presse.«
    Ilse war zum Kaffee vorbeigekommen, nachdem ihre Arbeit in der Praxis beendet war. Clara öffnete ihr die Tür.
    »Ich habe Bienenstich mitgebracht«, sagte Ilse und hielt ihr die Tüte hin.
    »Kannst du hellsehen?«, fragte Clara und nahm ihr die Jacke ab, woraufhin ihre Schwägerin sie fragend anblickte. »Eigentlich wollte Marie mir nach der Schule einen Kuchen backen, aber es waren keine Eier mehr da. Ich bingerade erst nach Hause gekommen und habe es nicht geschafft …«
    Ilse ging entschlossenen Schrittes in die Küche, was Clara früher verunsichert hätte, doch diese Zeiten waren vorbei. Sie hatte sich mit der Tatsache abgefunden, dass sie niemals eine perfekte Hausfrau werden würde, und empfand Ilses Einmischung nicht mehr als Vorwurf, sondern konnte sich über ihre Hilfe freuen.
    Sie machten sich einträchtig in der Küche zu schaffen. Ilse kochte Kaffee, während Clara den Kuchen auspackte, Teller, Tassen und Gabeln holte und den Tisch auf dem Balkon deckte. Die Sonne stand noch über den Häusern, und die Mauern verströmten großzügig die Wärme des Tages. Sie warf einen Blick auf die Straße, konnte Georg und Marie aber nicht sehen, sonst hätte sie ihnen ein Stück Kuchen eingewickelt und hinuntergeworfen.
    Als sie auf dem Balkon saßen, schaute Ilse sie an. »Was habt ihr gestern gemacht? Wolltet ihr nicht in den Zoo?«
    »Da war ich am Samstag mit Magda, Leo hat den ganzen Tag gearbeitet. Gestern sind wir an den Wannsee gefahren. Georg ist sogar geschwommen, Marie war es noch zu kalt.«
    Ilse leckte sich über die klebrig süßen Lippen, schloss die Augen und genoss die Ruhe des Spätnachmittags. Clara hatte sie noch nie so zufrieden gesehen.
    »Du siehst glücklich aus.«
    Ilse öffnete abrupt die Augen. »Findest du?«
    »Oder zufrieden. Mit dir im Reinen.« Clara überlegte, ob sie zu weit gegangen war. Manchmal fragte sich Clara, was Ilse empfinden mochte, wenn sie die Familie ihres Bruders sah. Für Kinder war Ilse eigentlich zu alt, aber eine Freundschaft, eine Ehe … Es ging sie nichts an, und doch hätte sie ihrer Schwägerin ein wenig von dem Glück gegönnt, das sie mit Leo gefunden hatte.
    »Hm, ja. Es geht mir gut.« Mehr sagte Ilse nicht. Sie warkein Mensch, der gern über sich selbst redete. »Und Leo? Hat er viel zu tun?«
    »Er ermittelt in den beiden Mordfällen mit den Glasscherben, die Frau aus Kreuzberg und Viktor König.«
    »Die Zeitungen sind voll davon«, meinte Ilse und schaute sie über den Rand der Tasse an. »Sie erwarten einen schnellen Erfolg, was? Vor allem, wenn Leo demnächst befördert werden soll …«
    Manchmal war ihre Schwägerin ziemlich scharfsichtig.
    »Er war in den letzten Tagen manchmal etwas angespannt. Hat schlecht geschlafen. Aber das gibt sich sicher, wenn der Fall

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