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Mord in Babelsberg

Mord in Babelsberg

Titel: Mord in Babelsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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an wen er sich wenden musste, und kam gleich zur Sache. Die Besitzerin Frau Kern begrüßte ihn freundlich und holte ihre Angestellte auf seine Bitte hin dazu.
    »Wir versuchen, das genaue Datum zu ermitteln, an dem die Ermordete mit der anderen Kundin hier gewesen ist. Vielleicht kommen wir mit dem Wochentag weiter.«
    Eva überlegte. »Montags haben wir geschlossen. Aber ich kann mich wirklich nicht erinnern …«
    »Augenblick.« Ihre Chefin hob die Hand. »Darf ich …?«
    Walther bedeutete ihr weiterzusprechen. Sie wandte sich an ihre Angestellte. »Du hast gesagt, du wärst allein im Salon gewesen, als du die Frau bedient hast. Habe ich gesagt, was ich zu erledigen hatte?«
    Eva runzelte die Stirn. »Irgendwas mit Blumen, glaube ich. Ja, Sie wollten ins Blumengeschäft, um etwas zu bestellen.«
    Frau Kern griff unter die Theke und holte einen Taschenkalender hervor. Sie blätterte darin, bis sie die richtige Seite gefunden hatte, und trat damit zu Walther. »Sehen Sie mal. Am 21. April hatte eine gute Freundin von mir Geburtstag. Am Tag davor habe ich im Blumengeschäft ein Gesteck für sie bestellt. Mit Freesien, das weiß ich noch sehr gut. Also der 20. April, ein Dienstag.«
    Walther hob überrascht die Augenbrauen. »Das ist ausgezeichnet, Frau Kern, Fräulein Meier. Sie haben mir sehr geholfen.«
    Fritz Hasselmann rauchte der Kopf. Er brütete über dem Notizbuch, das Wechsler ihm gegeben hatte. Das rote Zeichen auf der ersten Seite – eine Brille? Das ergab keinen Sinn. Unendlich? Um Mathematik ging es ganz bestimmt nicht.
    Er blätterte weiter und betrachtete die Ansammlung von Zahlen und Buchstaben. Manche waren recht gut einzuordnen, da es sich offenkundig um Daten handelte. Hasselmann hatte sich Kalender der Jahre 1924 und 1925 und den des laufenden Jahres besorgt und die Tage notiert. Sie erschienen ihm willkürlich: unterschiedliche Wochentage, die zeitlichen Abstände zwischen den Terminen waren unterschiedlich lang. Auch wiederholten sich die Daten als solche nicht.
    4.2.24 – Montag.
    13.5.24 – Dienstag.
    6.8.24 – Mittwoch.
    4.10.24 – Samstag.
    18.12.24 – Donnerstag.
    Für die beiden Folgejahre galt das Gleiche. Die Termine schienen willkürlich gewählt, es war keinerlei System darin zu erkennen. Das letzte Datum war der 5. Mai 1926. Er hatte sich aus dem Archiv Zeitungen der betreffenden Tage und auch der angrenzenden Wochentage besorgt und sie sorgfältig durchgeblättert, wobei ihm zwei Kollegen geholfen hatten  – nichts. Es war kein Zusammenhang zwischen dem Tagesgeschehen und den Daten zu erkennen, Politik, Feuilleton, Wirtschaft, Lokalnachrichten, nichts ließ irgendeinen Rückschluss zu.
    Bei den Zahlen sah es ähnlich aus. Sie standen wahllos zwischen den Daten, sodass man sie keinem bestimmten Termin zuordnen konnte. Auch war nicht zu erkennen, ob das Geld – wenn es sich denn um Geldsummen handelte, aber was sollte es sonst sein? – eingenommen oder ausgegeben worden war. Die Beträge lagen zwischen fünfhundert und mehreren tausend Mark.
    Hasselmann griff zu Blatt und Papier, notierte alle Beträge und addierte sie, wobei er auf die stolze Summe von 48 500 Mark kam. Ein eindrucksvoller Betrag, falls es sich dabei um Einnahmen des Regisseurs handelte. Fragte sichnur, womit er das Geld verdient hatte. Mit seiner Beteiligung an der Gallus-Film hatte das gewiss nichts zu tun, versteckt und verschlüsselt, wie es war. König hatte nicht gewollt, dass jemand von dieser »Buchführung« erfuhr.
    Er schaute sich die Buchstaben näher an, die neben den Zahlen standen. Manche tauchten mehrmals auf, auch hier war die Reihenfolge ohne erkennbares System.
    H.
    HE.
    W.
    Z.
    F.
    B.
    K.
    L.
    M.
    J.
    Vermutlich Namen. Sie mussten Elly König und Alfred Hahn die Liste vorlegen, vielleicht fiel ihnen etwas daran auf. Und sie konnten die Daten mit den geschäftlichen Unterlagen abgleichen, auch wenn Hasselmann sich sicher war, dass es keinen Zusammenhang zwischen diesen Zahlungen und Königs Tätigkeit als Regisseur bei der Gallus-Film gab.
    Er warf noch einen Blick auf das rote Zeichen ganz vorn im Buch. Mit Grübelei kam er nicht weiter, aber vielleicht hatte ja irgendjemand anders eine Idee? Er sammelte seine Notizen ein und machte sich auf den Weg. Die meisten Kollegen waren ratlos, manche schlugen die Brille vor, ein mathematisch begabter Kriminalsekretär aus dem Betrugsdezernat tippte spontan auf Unendlich – bis Hasselmann in Leo Wechslers Vorzimmer landete.
    Fräulein

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