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Mord in Babelsberg

Mord in Babelsberg

Titel: Mord in Babelsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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Damen.«
    »Wer sagt, dass ich eine Dame bin?« Sie legte Leo eine Mappe auf den Tisch. »Der Bericht von Dr. Lehnbach im Fall Schwarz ist gerade gekommen. Sie wollten ihn sofort haben.«
    »Danke, Fräulein Meinelt.«
    Er schlug die Mappe auf und überflog den gerichtsmedizinischen Befund. »Hab ich’s mir doch gedacht.«
    »Was denn, Herr Kommissar?«, fragte Sonnenschein und beugte sich gespannt vor.
    Leo schob den Kollegen die Mappe hin. »Es waren die Bohnen. Lehnbach hat Botulinumtoxin in der Konserve gefunden, das zum Tod der Frau geführt hat.«
    »Hätte sie nicht merken müssen, dass die Bohnen verdorben waren?«, warf Walther ein, der von der Schuld des Ehemanns überzeugt gewesen war.
    »Nicht unbedingt. Selbst wenn der Deckel des Einmachglases lose war, hat sie sich womöglich nichts dabei gedacht. Am Geschmack kann man es nicht immer erkennen. Die Symptome waren allerdings ziemlich eindeutig, Lehnbach dürfte nicht lange nach dem Erreger gesucht haben.«
    »Also doch kein Mord?«, fragte Walther.
    Leo schüttelte den Kopf. »Frau Schwarz hat sich unwissentlich selbst vergiftet. Der Mann hat nichts von der Konserve gegessen, weil er laut eigener Aussage keine Bohnen mag. Das können wir ohne weiteres bei Verwandten überprüfen.« Er klappte die Mappe zu und lächelte. »Der Tod der Frau ist wohl ein bedauerlicher Unfall. In diesem Fall war der Täter ein Bakterium, das wir nicht zur Rechenschaft ziehen können.«
    Sein Telefon klingelte. »Wechsler. Ja, ich komme.« Er standauf und ging zur Tür. »Robert, du rufst den Richter an, dann fragt ihr bei den Verwandten der Toten nach, ob der Mann tatsächlich keine Bohnen mochte. Ich muss zum Chef.«
    Gennats normalerweise gerötetes Gesicht war blass, der ganze gewichtige Mann wirkte ungewöhnlich ernst, als er Leo empfing. »Ganz Breslau ist in Aufruhr, es herrscht Ausnahmezustand«, sagte er. »Angesichts der besonderen Tatumstände sieht sich die dortige Polizei außerstande, den Fall allein zu bewältigen, und hat um sofortige Amtshilfe ersucht.«
    »Fahren Sie persönlich hin, Herr Kriminalrat?«, fragte Leo.
    »Nein, ich fliege.«
    Dann war es wirklich dringend.
    »Ich muss noch einige Angelegenheiten regeln. Danach packe ich zu Hause das Nötigste und fahre von dort aus sofort nach Tempelhof.«
    »So eilig?«, fragte Leo.
    Gennat nickte. »Ich werde Ihnen die Sache kurz schildern, damit Sie wissen, womit wir es zu tun haben. Möglicherweise benötige ich Informationen von hier, die müssten Werneburg oder Sie zusammenstellen.«
    Schon nach wenigen Sätzen wünschte Leo sich, Gennat hätte nie davon angefangen.
    Ein Paket, eingewickelt in hellbraunes Papier und fest verschnürt, war am Samstagabend von Spaziergängern aufgefunden worden. Es lehnte an einer Mauer in der Nähe der Technischen Hochschule. Darin eine Mädchenleiche. Grausam verstümmelt. Und der Kopf eines Jungen.
    »Könnte es sich um einen – wie Sie es nennen – Serientäter handeln?«
    Gennat nickte. »Das befürchten die Kollegen in Breslau auch. Daher muss es so schnell gehen. Dr. Werneburg übernimmt stellvertretend die Leitung der Inspektion A. Wie Sie wissen, sind wir noch mit den Raubmorden in Zehlendorf befasst.Um herauszufinden, ob es sich bei dem Fall in Breslau um einen Serientäter handelt, werden wir vermutlich für das gesamte Reichsgebiet überprüfen müssen, ob es in den letzten Jahren Morde mit einer ähnlichen Vorgehensweise gegeben hat. Falls das Personal knapp wird, zieht Werneburg Ihre Kommission hinzu.«
    »Gewiss.« In diesem Augenblick klingelte das Telefon, und der Kriminalrat bedeutete ihm, noch sitzen zu bleiben. »Gennat. Stellen Sie durch, Trudchen.« Er hörte schweigend zu. »Mein Gott. Ja. Sicher. Ich nehme die nächste Maschine. Auf Wiederhören.«
    Er legte auf und schaute Leo an. »Man hat den Rumpf und die Gliedmaßen des Jungen in einer Parkanlage gefunden.«
    Leo versuchte, die aufsteigende Übelkeit zu unterdrücken, und ertappte sich bei der Hoffnung, Gennat möge ohne seine Unterstützung auskommen.
    Er dachte wieder an den Wannsee, sah Georg und Marie mit einem Ball im Wasser planschen und seinen Sohn dazwischengehen, als ihr jemand den Ball wegnehmen wollte. Immer noch der große Bruder, auch wenn Marie sich manchmal dagegen wehrte, dass er den Beschützer spielte. Sie war neun und wollte nicht mehr nur die Kleine sein.
    Gennat sah ihn an, als könnte er seine Gedanken lesen, sagte aber nur: »Wenn ein neuer Fall hereinkommt, übernehmen

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