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Mord in Der Noris

Mord in Der Noris

Titel: Mord in Der Noris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
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diesen wichtigtuerischen Trampel los sind. Und
dann noch auf eine so elegante Art und Weise.«
    Damit war das Thema Eva Brunner erledigt. Aber noch
immer zögerte Paula, den eigentlichen Grund ihres Besuches zu nennen. Sie
hoffte, Heinrich würde von selbst darauf zu sprechen kommen. Und das tat er
auch, nachdem er ihr die Balkontür wieder auf diese altmodisch-galante Weise
geöffnet hatte.
    »Dann bist du jetzt ja allein. Soll ich morgen
kommen?«
    »Wenn du wieder so weit hergestellt bist, dass das
möglich ist, dann wäre das prima. Du würdest mir damit sehr helfen. Ich mag
nämlich jetzt vorerst niemand anderen aufnehmen, auch nicht vorübergehend. Ich
habe die Nase gestrichen voll von all diesen Anwärtern und Anwärterinnen oder
Trommens unausgelasteter Mannschaft, die mir Fleischmann immer schmackhaft
machen will. Die nächste Zeit möchte ich keinen von denen bei uns im Büro
sehen. Keinen und auch keine.«
    »Gut, dann bin ich ab morgen wieder im Einsatz. Du
kannst mit mir rechnen.«
    Das hörte sie gern. Etwas übersteigert dankte sie ihm
für sein Angebot und verabschiedete sich dann rasch, nachdem sie Frau Bartels
noch ein Dankeschön für »die feinen Kekse und den hervorragenden und bestimmt
gesunden Tee« ausgesprochen hatte.
    Danach begleitete Heinrich sie zur Wohnungstür. Als
sie bereits den ersten Treppenabsatz erreicht hatte, rief er ihr noch mit einem
feinen Lächeln nach: »Ich bin übrigens nicht homosexuell, falls dich das
interessiert.«
    Als sie eine Dreiviertelstunde später das
Präsidium betrat, war sie voller Zuversicht. Morgen schon würde Heinrich wieder
an ihrer Seite sein, und zusammen würden sie diesen Fall binnen Kurzem gelöst
haben. Noch bevor ihre ehemalige Mitarbeiterin wieder an welchen Arbeitsplatz
auch immer zurückkehren durfte. Das war der einzige Gedanke, den sie Eva
Brunner an diesem Tag noch widmete. Und er erfüllte sie mit einer kleinen
Genugtuung.
    Anschließend rief sie als Erstes in der
Gerichtsmedizin an. Sie hatte Glück. Frieder war noch da, und er konnte ihr
bereits sagen, was sie wissen wollte.
    »Ich bin noch nicht fertig mit der Obduktion, Paula.
Aber was ich mit Gewissheit sagen kann, ist der Todeszeitpunkt. Montagnacht,
gegen dreiundzwanzig Uhr fünfzehn plus/minus eine Viertelstunde.«
    »Du hast doch so was gesagt von einem Hirschfänger
oder etwas Ähnlichem. Hast du dazu schon etwas Genaueres herausfinden können?«
    »Habe ich. Es war zwar kein Hirschfänger, wie ich
anfangs vermutete, dafür waren die Stiche nicht tief genug, aber doch ein
Jagdmesser. Und zwar vermutlich ein Nickfänger oder Nicker, also ein
Abfangmesser für Kleinwild, auch für Rehe. Circa zwanzig Zentimeter lang.«
    »Davon habe ich noch nie gehört. Was macht man denn
damit? Wofür wird das in der Jagd eingesetzt?«
    »Wenn ein Tier verletzt ist, meist durch einen
fehlerhaften Schuss, und ein weiterer Schuss ist nicht möglich, dann wurde
Kleinwild, vor allem Rehe, früher mit dem Nicker von seinem Leiden erlöst.
Durch einen Stich in den Nacken genau über dem obersten Halswirbel, der in der
Fachsprache Nicker heißt.«
    »Früher, sagst du. Jetzt nicht mehr?«
    »Nein, der Nicker, genau wie der Hirschfänger, ist
ziemlich aus der Mode gekommen. Die Stiche mit solchen Messern erfordern großes
Geschick und viel Erfahrung, sie müssen sofort tödlich sein, das verlangen die
Tierschutzvorschriften. Also werden sie fast nicht mehr eingesetzt. Wenn
heutzutage ein Reh noch nicht verendet ist und der Gebrauch der Schusswaffe
sich aus irgendwelchen Gründen verbietet, harter Untergrund oder Gefährdung der
beteiligten Jagdhunde, dann tötet man es meist durch einen gezielten Stich in
die Lunge oder das Herz.«
    »Aha. Na, das ist doch schon mal was«, sagte sie
gedankenverloren. »Dann könnte der Täter also ein Jäger sein. Ein älterer
Jäger. Denn du hast ja gesagt, der Umgang mit solchen Nickern erfordert
Geschick und Erfahrung.«
    Eine naheliegende und simple Überlegung, die sie
umgehend in Zweifel zog.
    »Wobei, nein, nicht unbedingt. Es gibt ja so
Waffennarren, die alles sammeln, was gefährlich ausschaut und schön glänzt. Das
muss in puncto Täterprofil nicht unbedingt etwas zu bedeuten haben. Und sonst,
Frieder? Du hast am Tatort gesagt, dass man sie zuerst in die Halsschlagader
gestochen hat und erst danach in den Bauch- und Lendenbereich.«
    »Das stimmt. An dieser Erstverletzung ist sie auch
gestorben. Der Stich hätte im Übrigen vollkommen ausgereicht, um sie zu

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