Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord in Der Noris

Mord in Der Noris

Titel: Mord in Der Noris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
Vom Netzwerk:
töten,
die anderen Stichwunden hat man ihr zugefügt …«
    »Um auf Nummer sicher zu gehen?«, unterbrach sie ihn.
    »Nein, das glaube ich nicht. Dafür sind die übrigen
Verletzungen zu wahllos, zu absichtslos gesetzt, die folgen keinem Schema. Wenn
überhaupt, dann nur dem Schema der unkontrollierten Gefühle. Der Mörder scheint
bei seiner Tat von heftigen Emotionen getrieben worden zu sein. Die auf dem
Unterleib kreuz und quer verteilten Wunden lesen sich wie das Diagramm eines
regelrechten Jähzornausbruchs. Aber das ist nur …«
    »… eine Vermutung deinerseits«, vollendete sie
seinen Standardsatz. »Ich weiß, Frieder. Also der Täter …«
    »… oder die Täterin«, jetzt war er es, der ihr
ins Wort fiel, »vergiss das nicht. Die Emanzipation schreitet auch da
allenthalben voran.«
    »Gut, oder die Täterin, was insofern schon
bemerkenswert ist, als die Platzer, wie mir ihre Nachbarin gesagt hat, nie jemanden
in ihre Wohnung gelassen hat, sticht das Opfer dann gleich hinter der Tür
nieder. Dabei ist er oder sie doch ein großes Risiko eingegangen oder hat es
zumindest duldend in Kauf genommen. Es bestand die Gefahr, dass sie um Hilfe
ruft oder zumindest vor Schmerz aufschreit. So was geht doch nicht lautlos ab,
was meinst du?«
    Sie stockte und überlegte. Ob der Täter – sie war
trotz Frieders Einwurf nach wie vor davon überzeugt, dass es sich um einen Mann
handelte – und sein Opfer noch miteinander gesprochen hatten, bevor er zustach?
Oder ging das Knall auf Fall – die Tür öffnet sich, der Täter sticht
augenblicklich zu, dann nochmals und nochmals …? Jetzt wusste sie, was sie
anfangs so gestört hatte.
    »Wichtig ist für uns, ob die Tat hinter verschlossener
Wohnungstür geschah oder ob sie währenddessen offen stand.«
    »Das kann ich dir leider nicht beantworten. Aber Klaus
hat sicher eine Antwort auf diese Frage. Zu deiner Annahme, dass das nicht
lautlos abgegangen sei, möchte ich dir sagen: Ich glaube nicht, dass das Opfer
nach diesem Treffer in die Halsschlagader noch sprechen oder gar einen Schrei
ausstoßen konnte.«
    »Also ein Profi, der mit Kalkül zusticht. Aber dagegen
spricht doch – wie hast du es genannt? – das Diagramm dieses Jähzornausbruchs,
die anderen, die nachträglichen Einstichstellen?«
    »Ja, das ist richtig. Auf der einen Seite der
absichtsvolle Todesstich, auf der anderen Seite die ziellos gesetzten und auch
überflüssigen Stiche. Plan und Planlosigkeit liegen hier ganz nah beieinander.«
    Sie dankte Frieder für seine Auskunft, wie sie es immer
tat, wenn er sein Fachwissen plus seine Vermutungen mit ihr geteilt hatte.
Bevor er sich verabschieden konnte, musste sie noch etwas loswerden.
    »Dass du so überhaupt nicht neugierig bist, Frieder,
das verstehe ich einfach nicht. Ich im umgekehrten Fall hätte dich schon längst
nach einer Erklärung für Frau Brunners Verhalten gefragt. Und auch danach, ob
das Folgen hat, und wenn ja, welche.«
    »Ach, Paula, du und deine Neugier.« Er lachte kaum
hörbar. »Es wird schon eine Erklärung dafür geben. Die mich aber nichts angeht.
Die nur dich etwas angeht. Und Fleischmann eventuell. Und die Folgen? Du wirst
sie suspendiert haben und jetzt versuchen, sie woanders unterzubringen.
Womöglich bei unserem gemeinsamen Freund Trommen.«
    »Genau so ist es«, bestätigte sie lapidar seine
Vermutungen.
    »Ach, noch etwas, was mich zwar auch nichts angeht,
aber was mich doch sehr interessiert: Wirst du denn deinen demnächst
bevorstehenden runden Geburtstag in einem größeren feierlichen Rahmen begehen?«
    In einem größeren feierlichen Rahmen? Manchmal drückte
sich Frieder ein wenig barock aus.
    »Nein, auf keinen Fall«, kam ihre Antwort wie aus der
Pistole geschossen, fast schroff. »Ganz bestimmt nicht.«
    »Das hatte ich schon befürchtet.«
    »Warum befürchtet?«
    »Weil ich dich kenne, ein wenig zumindest, sodass ich
das schon geahnt habe. Und weil es schade wäre, diesen Tag nicht mit ein paar
netten Menschen zu begehen, die dich mögen. Und davon gibt es eine ganze Reihe.
Nämlich mich, um nur einen zu nennen. Aber das ist natürlich ganz und gar deine
Entscheidung. Außerdem kann ich dich sogar verstehen: Diese runden Geburtstage
können einen schon aus der Bahn werfen. Sind mitunter eine regelrechte
Bedrohung, vor der man am liebsten davonlaufen würde. Aber wenn sie
Vergangenheit sind, ist es gar nicht mehr so schlimm, Paula. Und man bedauert
eventuell, dass man diesen Tag so glanzlos hat

Weitere Kostenlose Bücher