Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord in Der Noris

Mord in Der Noris

Titel: Mord in Der Noris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
Vom Netzwerk:
Rupp
der Aufforderung nicht nachkommen wollen. Stattdessen funkelte sie die
Kommissarin eine Weile wutentbrannt an. Gelassen hielt Paula dem Blick stand,
bis ihnen schließlich das Gewünschte genannt wurde. Widerwillig und mit
unterschwelligem Groll in der Stimme.
    Nach dieser Kapitulation stand ihre Gastgeberin abrupt
auf und sagte: »Das wäre ja dann alles.« Die Kaffeestunde war beendet.
    Augenblicklich erhob sich auch Heinrich. Paula jedoch
ignorierte den Rauswurf und blieb ostentativ sitzen.
    »Nein, leider noch nicht. Ich möchte nach wie vor noch
eine Antwort auf die Eingangsfrage von Herrn Bartels. Warum, glauben Sie,
musste es so kommen? So haben Sie sich ja gestern Abend ausgedrückt. Worin besteht
Ihrer Meinung nach die Zwangsläufigkeit, die diesen Mord vielleicht nicht
rechtfertigt, aber doch nahelegt?«
    Apolonia Rupp blieb stehen, während sie antwortete.
»Elvira hatte keine Freunde, eigentlich niemanden, der ihr wohlgesonnen war.
Sie war nicht der Typ Mensch, der beliebt war oder den man gern mochte. Ganz im
Gegenteil. Fragen Sie, wen immer Sie wollen, Sie werden überall das Gleiche
hören. Mit ihrem Wesen hat sie es sich überall verscherzt. Wer einmal mit ihr
zu tun gehabt hatte, weiß, was ich meine – sie war allen nur eine Last. Das
habe ich damit zum Ausdruck bringen wollen. Mehr nicht.«
    Paula genügte diese nichtssagende Erklärung zwar
nicht, doch sie wusste, dass Apolonia Rupp ihren gestrigen heftigen
Gefühlsausbruch bereits als unbedachtes Verhalten gegenüber einer Amtsperson
bedauerte und unter keinen Umständen willens war, das näher auszuführen. So
ließ sie es dabei bewenden, stand nun auch endlich auf und bedankte sich noch
einmal für den »wirklich einmalig guten Kaffee«. Auf den Zusatzdank für die
weitaus kostspieligeren Konditorpralinen verzichtete sie. Schließlich waren die
nicht für sie, sondern für Heinrich gedacht gewesen.
    Als sie die Pilotystraße zur Kaiserburg
emporstiegen, wandte sie sich Heinrich zu, der schweigend neben ihr ging.
    »Da hast du ja heute eine Freundin fürs Leben
gefunden. Was so ein Brokatfetzen doch alles bewirken kann. Schade, dass ich
nicht auch so was Exklusives habe, was meinem Meublement den letzten kecken
Pfiff verleiht«, zitierte sie in gekünsteltem Ton Apolonia Rupp.
    Doch Heinrich schien diese ironische Spitze gar nicht
wahrzunehmen. Er sagte lediglich: »Was willst du denn, Paula? Du kannst dich
wirklich nicht groß beschweren. Für dich lief doch alles nach Wunsch. Du hast
deinen Kaffee gehabt und außerdem noch alle Pralinen aufgegessen.«
    »Also bitte, ich habe nicht alle Pralinen aufgegessen,
da war noch was auf dem Teller, als wir gegangen sind.«
    »Ja, zwei hast du übrig gelassen. Den Anstandsrest
halt. Aber das ist jetzt auch wurscht. Diese Elvira Platzer scheint ja ein
richtiges Herzchen gewesen zu sein. Irgendwie kann ich die Rupp schon
verstehen.«
    »Ja und nein, Heinrich. Ja, weil so einen Raffzahn
wirklich keiner mag. Aber gestern hat das alles noch ganz anders geklungen. Da
war nicht die Rede von Geiz oder der verpassten Beerdigung, da ging es nur um
die vollgemüllte dreckige Wohnung, das ungepflegte Äußere, ihren Beruf und um
das Rauchen. Offenbar hat sie sich über Nacht eine neue Strategie zugelegt. Und
kommt dir das nicht komisch vor, dass sie sich zunächst so standhaft weigerte,
uns die Namen des Schwiegersohns und der Enkelkinder zu nennen? Mir schon.«
    »Mir nicht. Aber was ich auf jeden Fall machen werde,
ist, die Konten der Toten wie auch aller Angehörigen zu überprüfen. Ich glaube,
da geht es mal wieder ums liebe Geld.«
    »Mag sein«, war alles, was Paula im Augenblick dazu
einfiel. Über ein mögliches Motiv hatte sie noch nicht nachgedacht.
    Als sie über die Burganlage gingen, die wie zu jeder
Jahreszeit und bei jedem denkbaren Wetter voll von Touristen war, sagte
Heinrich: »Sag mal, du wirst doch in ein paar Tagen fünfzig …«
    Abrupt blieb sie stehen und sah sich erschrocken um.
»Musst du denn so laut schreien, dass es jeder hören kann?«
    Heinrich lachte laut auf, zeigte mit dem Finger auf
sie und skandierte auf dem Burginnenhof wie ein Marktschreier: »Hallo, alle mal
herhören! Das da ist die liebe Paula, und die wird nächste Woche fünfzig Jahre!
Jawohl, fünfzig. Hat es jeder hier verstanden? Oder soll ich es noch mal
wiederholen?«
    Gegen ihren Willen musste sie auch lachen. »Untersteh
dich, sonst schleppe ich dich zur Rupp zurück und sage ihr, du möchtest auf der
Stelle

Weitere Kostenlose Bücher