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Mord in der Vogelkoje

Mord in der Vogelkoje

Titel: Mord in der Vogelkoje Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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schon auffällt. Er dürfte um die vierzig Jahre gewesen und vor etwa drei bis vier Tagen erschossen worden sein. Kurz vor seinem Tod hatte er eine nicht zu knappe Fleischmahlzeit.«
    »Von welchem Tier das Fleisch stammt, ist nicht festzustellen?«
    Borg schüttelte den Kopf. »Er war des Kauens mächtig. Gute Zahnpflege.«
    »Das ist wenig, mit dem ich etwas anfangen kann«, sagte Asmus bedauernd.
    »Vielleicht nicht ganz. In seinem Jackett war ein Etikett von einer Maßschneiderei in Basel eingenäht. Sofern er Schweizer Bürger ist, wäre damit auch sein guter Ernährungszustand erklärt.«
    »Aus Basel! Außerhalb der Badesaison hat Sylt bestimmt keine unendliche Anzahl von Schweizer Gästen. Dann sollte ich sein Hotel finden können, vermutlich ja in Westerland.«
    »Möchtest du das Etikett mitnehmen? Klaas trennt es heraus, wenn du möchtest.«
    Asmus nickte. Der Gehilfe kam sofort mit einem Scherchen herbei, schnitt das Etikett vorsichtig heraus und übergab es Asmus.

    In die Wache zurückgekehrt, nahm sich Asmus die kleine Münze vor, die dem Mörder entgangen war. Als er sie gesäubert hatte, erkannte er auf der einen Seite unter der Lupe Mosbach Baden 25 1920. Auf der anderen stand Mosbacher Rathaus geht ständig d. Draht aus .
    Die Bemerkung über das Rathaus war rätselhaft, hingegen war die andere Seite eindeutig : Eine 25-Pfennig-Münze von 1920 aus Baden, die vor der Inflation geprägt worden war. Heutzutage hatte sie keinen Wert mehr, wahrscheinlich war sie also für den Toten ein Andenken.
    An der Südgrenze von Baden befand sich auf der Schweizer Seite Basel. Asmus’ vorläufige Kreuzpeilung wies in diese Richtung.
    Während er darüber noch nachdachte, kam Sinkwitz zu ihm. »Ja?«
    »Am gerade wieder aufgenommenen Bau am Wattenmeer-Damm werden erneut Diebstähle gemeldet. Sie müssensich sofort darum kümmern. Alle anderen haben wichtige Aufgaben.«
    Was bedeuten sollte, dass ein Toter in einer Einrichtung, die einzigartig war und um dessen Erhebung zum Naturschutzgebiet auch Asmus kämpfte, weniger wichtig war als Diebstahl von Baumaterial am Damm zum Festland. »Was wurde denn geklaut?«, fragte er, um Interesse bemüht.
    »Basaltsteine und kräftige Holzpfähle, soviel ich weiß.«
    »Ja, gut, ich fahre gleich morgen früh hin.«
    Sinkwitz nickte und ging wieder.
    Asmus versuchte, seinen Ärger zu schlucken. Als ob nicht Jep Thamsen, ein weiterer Kollege, einen einfachen Diebstahl hätte protokollieren können. Seitdem Asmus sich um ihn kümmerte und anleitete, war seine sprichwörtliche Faulheit Vergangenheit. Jep fehlte vor allem Erfahrung, und die musste er sich erarbeiten.

    »Moin, Jep, moin, Lorns«, brummelte Asmus am nächsten Morgen schlechtgelaunt bei Dienstbeginn. »Sinkwitz behauptete gestern, ihr alle hättet wichtige Aufgaben zu erledigen. Ich müsse deshalb einen unwichtigen Mord gegen einen höchst wichtigen Diebstahl eintauschen. Was liegt denn bei dir Wichtiges an, Jep?«
    »Nichts Besonderes. Fahrradklau.«
    »Du liebe Güte! Hast du Lust, mit mir zum neuen Damm zu fahren. Es geht um verschwundenes Baumaterial.«
    »Klar! Meinen Dieb erwische ich aus Erfahrung sowieso nicht. Die Räder sind sich alle ähnlich.«
    Matthiesen winkte ihnen zu, als sie die Wache verließen. Vor ihm lag ein Stapel Papier: Asmus hatte noch zwei Adressen von Vogelkojen aufgefunden, und Matthiesen war dabei, diese anzuschreiben.Nach der verheerenden Sturmflut des vergangenen Jahres, bei der nicht nur Teile des neuen Damms, sondern auch Baumaterial fortgeschwemmt oder zerschlagen worden waren, waren die Arbeiten erst in diesem Frühjahr wiederaufgenommen worden.
    Die Schuten, die Material von Husum herbrachten, waren an neuen Dalben vertäut, und die Trasse schien einen anderen Verlauf nehmen zu sollen. Die Arbeiterhütten waren wieder aufgebaut worden, und der Anfahrtsweg zu dieser äußersten Ostspitze von Sylt hatte einen festen Untergrund aus Granitsteinen bekommen.
    Noch während Asmus sich umsah, stiefelte Bauleiter Lorenzen heran, der Asmus schon von weitem erkannt hatte. »Moin, moin, Wachtmeister«, rief er erfreut. »Sollen Sie sich um den Diebstahl kümmern?«
    »Wir beide, ja.« Asmus stellte Jep vor. »Erzählen Sie, was passiert ist, Herr Lorenzen.«
    »Wie schon öfter: Es sind bereits zugerichtete Pfähle verschwunden, aber diesmal in größerer Menge, dazu auch behauene Basaltsteine. Die fallen weniger ins Gewicht, umso mehr die Pfähle.«
    »Da war also jemand mit Pferd und Wagen

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