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Mord in der Vogelkoje

Mord in der Vogelkoje

Titel: Mord in der Vogelkoje Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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Hausgarten besaß. Wer hier draußen wohnte,musste sein Trinkwasser zwar aus dem Dorf herbeischaffen, dafür aber hatte er ausreichend Grund und Boden für einen Obstgarten, für Schafe oder Pferde. Hier konnte davon nicht die Rede sein.
    Lediglich vor dem Hauseingang war die Erde frisch in Reihen umgegraben und eingeebnet, als ob es sich um neue Beete handelte. Noch wuchs nichts. Nach Norden ausgerichtet, würden sie im Sommer teilweise im Schatten des Hauses liegen. Eine denkbar ungünstige Lage für Gemüsebeete.
    »Lass uns mal eben nachsehen, wie es hinter dem Haus aussieht«, schlug Asmus vor. Er folgte einem ausgetretenen Steig neben einer wallartigen Grundstücksabgrenzung. Dieser endete vor dem Zaun der Baustelle, war aber jenseits noch zu erkennen.
    »Hier sind früher Schafe getrieben worden«, bemerkte Matthiesen und stieß mit dem Stiefel ein paar ältere Köttel im Gras an.
    »Und der neue Zaun der Baustelle führt mitten durch Dückes ehemaligen Hausgarten«, stellte Asmus ergänzend fest. »Hier nach Südosten vom Haus aus gesehen waren früher seine Beete, nach Nordosten geschützt durch Obstbäume. Alles sehr vernünftig angelegt. Die Stämme der Obstbäume haben sie auf dem Baugrundstück schon geschlagen, wenn auch die Baumstubben noch nicht herausgeholt worden sind.«
    Matthiesen trat neben ihn und blickte in das Gelände, auf dem die Bauarbeiten ihren Fortgang nahmen. An diesem Tag waren nur zwei Männer tätig. »Dücke wäre doch schön dumm gewesen, seinen Garten zu verkaufen. Jeder, der einen besitzt, kann sich in Hungerzeiten glücklich schätzen!«
    »Das ist schon seltsam. Vielleicht haben sie ihm gutes Geld geboten.«
    »Wer hat heutzutage so viel Geld?«
    »Stimmt.« Schweizer, dachte Asmus abwesend und verwarf den Gedanken sofort. »Wir statten Dückes Frau jetzt einen Besuch ab, kondolieren und erweisen ihr unser Mitgefühl.«

    Das Häuschen wirkte alles in allem ärmlich und ungepflegt. An beiden Seiten des schmalen Spitzgiebels hatte das Regenwasser Rinnen ins verfaulte Reet gegraben und an den Tropfstellen im Kopfsteinpflaster Kuhlen ausgehöhlt. Niemand hatte die Löcher verfüllt und die gelockerten Steine wieder festgeklopft. Die Farbe an der Haustür war abgeblättert, und eine Fensterscheibe hatte eine notdürftige Reparatur mit einer Pappscheibe erfahren.
    Nachdem Matthiesen eine Weile beharrlich an die Tür geklopft hatte, hörten sie, wie sich jemand schlurfend näherte.
    »Sind wir hier richtig bei Dücke Eskeldsen?« Asmus blickte erschrocken in das verhärmte, verweinte Gesicht einer älteren Frau.
    Sie nickte. »Sie sind zu spät. Er ist tot«, krächzte sie.
    »Ja, hatten Sie uns denn gerufen?«, fragte Matthiesen, auch er beklommen.
    »Nein.«
    »Dürfen wir hereinkommen?«, fragte Asmus. »Vielleicht ist es nicht gut für Sie, wenn man uns sieht.«
    »Ja, Polizisten sind nicht immer gern gesehen.«
    Sie folgten Frau Eskeldsen durch den Flur, dessen Boden aus Kopfsteinen bestand, in die Küche gegenüber der Eingangstür. In der Herdstelle flackerte ein kleines Feuer auf der gemauerten Ziegelfläche, und darüber stand ein Dreibein mit einem Kessel.
    Als sie auf Hockern Platz genommen hatten und die Hausfrau sich mühsam in einen Armstuhl gequält und ihrenStock über die Lehne gehängt hatte, sagte sie leise: »Ich kann euch nichts anbieten, ich habe nichts außer heißem Wasser. Die Kartoffeln sind verschwunden.«
    Asmus und Matthiesen blickten sich an. »Warum meinten Sie, dass wir zu spät sind?« Asmus war so behutsam, wie er nur konnte, trotzdem brach die Hausfrau in Tränen aus. Da fiel ihm ein, dass sie kaum die Ehefrau eines Dreißigjährigen gewesen sein konnte. Sie war bestimmt an die sechzig Jahre alt.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Frau Eskeldsen, bitte. Wir würden Ihnen gerne irgendwie helfen.«
    »Niemand bringt meinen Dücke ins Leben zurück«, schluchzte sie.
    »Wie ist er gestorben?«
    Sie fuhr hoch. »Gestorben? Von der Klippe ist er gestürzt! Ich weiß gar nicht, was er da zu suchen hatte! Er ist nie dort!«
    »Wo sind denn hier Klippen?«, murmelte Matthiesen ungläubig.
    »Auf der anderen Seite. Beim Leuchtturm. Wo sie im vergangenen Jahr das Haus Kliffende gebaut haben. Er hat den Hals gebrochen.«
    »Lebten Sie hier immer allein? Mit Ihrem …?«
    »Sohn«, ergänzte die Frau. »Und meiner Schwiegertochter. Sie ist weggelaufen. Sie hielt es nicht mehr aus.«
    »Ohne ihren Mann.«
    Frau Eskeldsen kniff ihre Lippen zusammen, bis sie kaum mehr

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