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Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Titel: Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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bewundert«, sagte Tregarron mit einem Schmunzeln. »Und so gehört sich das auch. Zwar hatten wir früher auch bei uns in Cornwall reichlich Ärger mit Schiffbruch und Schmuggel, und trotzdem habe ich für Separatisten nicht das Geringste übrig. Die Menschen sollten sich zusammenschließen, statt sich auf ihrem Fleckchen Erde zu verschanzen und die Zugbrücke hochzuziehen. Die Hälfte der Kriege in Europa ist aus Angst geführt worden, die andere Hälfte aus Habgier. Meinen Sie nicht auch?« Bei diesen Worten sah er Pitt an.
    »Wozu auch Missverständnisse in beträchtlichem Umfang beigetragen haben«, gab dieser zurück, »ob gewollt oder nicht.«
    »Sehr richtig, Sir!«, lobte ihn Tregarron umgehend. »Was, Radley? Eine feinsinnige Unterscheidung, finden Sie nicht auch?«
    Jack zeigte sein Einverständnis und lächelte dabei so charmant wie immer. Er sah gut aus und wusste das zu seinem Vorteil zu nutzen.
    Emily warf Pitt einen unübersehbar kalten Blick zu. Pitt hoffte, dass Jack das nicht mitbekommen hatte. Falls sich Charlotte für ihn so in die Bresche werfen würde, wie sie es für Jack tat, wäre ihm das gar nicht recht. Nur einen Menschen, den man für verwundbar hielt, behütete man mit solcher Fürsorglichkeit. Zweifelte sie etwa nach wie vor an Jacks Fähigkeit, sich durchzusetzen, oder glaubte sie, ihm mangele es an der nötigen Klugheit, um sich in seinem neuen Amt zu bewähren?
    Hatte sich Tregarron aus eigenem Antrieb für Jack entschieden, oder hatte ihm Emily diese Stellung unter Ausnutzung des Einflusses zugeschanzt, den sie noch aus ihrer Zeit als Lady Ashworth besaß? Zwar fiel ihm niemand aus ihrer Bekanntschaft ein, der dafür mächtig genug gewesen wäre, doch war ihm die ganze Welt des politischen Geschachers fremd, bei dem es um gegenseitig erwiesene Gefallen und die Gewährung von Vorteilen ging. Narraway hätte das gewusst. Das war eine Wissenslücke, die er dringend schließen musste.
    Mit einem Mal empfand er tiefes Mitgefühl für Jack, der da möglicherweise in von Haien verseuchten unbekannten Gewässern schwamm. Aber da er dank seinem Charme und seinen Instinkten auch vor seiner Heirat mit Emily schon gut durchs Leben gekommen war, würde er die Schwierigkeiten wohl meistern können.
    Die Unterhaltung verlagerte sich von der Adriaküste auf das Thema Österreich-Ungarn, wanderte schließlich nach Berlin und dann nach Paris mit seiner Eleganz und Leichtigkeit. Pitt hörte ihr gern zu.
    Das musikalische Zwischenspiel begann. Es ging zum großen Teil über die Köpfe jener hinweg, die, statt den herrlichen Klängen zu lauschen, einfach höflich schwiegen und warteten, bis es vorüber war und sie ihr Gespräch wieder aufnehmen konnten.
    Die unvergleichliche Schönheit der Musik ließ Charlotte indes wünschen, dass das Orchester länger gespielt hätte. Doch der Ablauf solcher Veranstaltungen war ihr ebenso vertraut wie der Zweck, dem sie dienten. Die Unterbrechung hatte lediglich den Gästen Gelegenheit geben sollen, sich über das Gehörte und Gesehene klar zu werden und zu überlegen, was sie als Nächstes sagen und wie sie es in die Unterhaltung einfließen lassen konnten.
    Sie saß neben Pitt, ihre Hand ruhte leicht auf seinem Unterarm. Ihre Gedanken galten Emily, die zwei Reihen vor ihr auf einem mit Goldfarbe verzierten Stuhl neben Lord Tregarron saß. Zwar wusste sie, dass Jacks neue Aufgabe für ihn wichtig war, doch war ihr zuvor nicht bewusst gewesen, einen wie großen Schritt auf der Karriereleiter sie bedeutete und dass Emily bei allem seichten Geplauder und trotz der Mühe, die sie sich gab, bezaubernd zu wirken, unübersehbar Angst hatte.
    Kannte sie Jack so gut, dass sie eine Schwäche in ihm zu erkennen glaubte, die anderen nicht bewusst war? Oder traf das Gegenteil zu und kannte sie ihn nicht gut genug, um hinter seiner leicht und mühelos wirkenden Art den eisernen Willen zu sehen?
    Vermutlich hatte Emily nach ihrer inzwischen zehnjährigen Ehe erkannt, dass sie Jack nicht nur liebte, sondern dass ihr auch am Herzen lag, was er empfand, sodass ihr sein beruflicher Erfolg nun um seinetwillen wichtig war, und nicht nur dessentwegen, was selbiger für sie abwarf. Emily war nicht nur die jüngste und hübscheste der drei Schwestern Ellison gewesen, sondern auch die in ihrem ehrgeizigen Streben unbeirrbarste. Sarah, die Älteste, war vor fünfzehn Jahren ums Leben gekommen, doch es kam Charlotte vor wie ein ganzes Menschenleben. Die Angst und die Qual jener Zeit drangen

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