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Mord in h-moll

Mord in h-moll

Titel: Mord in h-moll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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Schlafkammer gebracht, nicht ins Wohnzimmer. Jetzt merkte ich, daß ich damit einen Fehler begangen hatte. Ich hätte die ganze Zeit über im Wohnzimmer, bei meinem Tonbandgerät bleiben müssen.
    Erwin Mack? War er, während ich auf meinem Bett den Verzweifelten spielte, doch im Wohnzimmer gewesen? Hatte er zufällig das noch warme Tonbandgerät entdeckt? Wenn ja, dann hatte er sich auch den wahren Sachverhalt ausrechnen können. Er war ja mit mir in die Wohnung gekommen und mußte deshalb wissen, wer das Gerät abgestellt hatte. Ich nämlich. Und dann hatte er das Band an sich genommen.
    Ich kannte ihn seit vielen Jahren. Er war ein ruhiger Mensch, stets freundlich und hilfsbereit. Vielleicht auch ein wenig beschränkt. Ich hielt es für ausgeschlossen, daß er mir diesen üblen Streich gespielt haben konnte.
    Blieb nur noch die Kriminalpolizei.
    Vielleicht hatte dieser Kommissar sich doch die Wohnung angeschaut, während ich in meiner Kammer hockte und jammerte. Und dann mußte er das warme Gerät entdeckt haben. Und dann hatte er sich gesagt, daß man in einer Wohnung, in der man gerade eine Tote in der Badewanne gefunden hat, wohl kaum Musik machen würde. Und dann hatte er das Band herausgenommen und in seine Tasche gesteckt. Und damit hatte er mich in der Falle.
    Ich stützte meinen Kopf in die Hände und war nahe daran, loszuheulen. Da hatte ich mir meinen Plan so schön zurechtgelegt, da hatte alles so großartig geklappt, und nun war ich doch überführt. Nun hatte ich doch genau den gleichen lächerlichen Fehler gemacht, den alle Mörder machen.
    Ich wußte, wie es nun kommen würde. Sicherlich schon morgen würde dieser Kommissar wiederkommen, würde ein paar harmlose Fragen stellen, und dann würde er das Tonband aus der Tasche ziehen.
    »Ach bitte, Herr Roeder, legen Sie dieses Band doch einmal auf.«
    Natürlich konnte ich leugnen. Ich konnte sagen, ich hätte mir das Band am Morgen aufgelegt, um abends eine Aufnahme zu machen. Dann hätte ich plötzlich entdeckt, daß es schon spät war, und ich wäre übereilt davongelaufen, in mein Büro, und dabei müßte ich vergessen haben, das Gerät abzustellen.
    Oder halt! Das wäre ja schon wieder eine Dummheit. Ich mußte ganz anders argumentieren. Ich mußte sagen, daß mir das alles ein Rätsel sei. Das heißt, ich könne es mir schon erklären: Hilda sei in ihre Stimme verliebt gewesen, das beweise ja gerade diese Aufnahme ihrer Chansons. Und sicherlich habe sie, genußvoll in der Badewanne sitzend, plötzlich Lust bekommen, sich ihre Chansons vorzuspielen. Und dann müsse der Unfall in der Wanne passiert sein.
    Konnte ich das sagen?
    Im Augenblick schien es mir das sicherste zu sein. Man würde mir schwerlich das Gegenteil beweisen können. Ob man aber ihre Fingerabdrücke an dem Gerät finden würde? Die mußten doch dran sein, wenn sie selbst das Band aufgelegt hatte.
    Ich verlor allen Mut. Es würde mir alles nichts mehr helfen, denn nun war eingetreten, was ich unbedingt hatte vermeiden wollen, worauf mein ganzer Plan überhaupt beruht hatte: man durfte mich erst gar nicht verdächtigen. Jetzt würde man bei der Obduktion ganz anders Vorgehen, man würde besonders aufpassen, man würde mir einen Strick drehen.
    Halb verrückt vor Angst untersuchte ich das Gerät nochmals, als ob ich etwas übersehen hätte.
    Ich hatte nichts übersehen, das Band war verschwunden.
    Nun also hatten sie mich in der Falle, aus der es keinen Ausweg mehr gab. Natürlich, nun würden sie auch meine Unterschlagung entdecken, die Lebensversicherung, man würde meine Kollegen verhören, und Karin Uhlmann würde sagen, daß meine Ehe keine glückliche gewesen sei.
    So kam eins zum anderen. Am Schluß stand das Zuchthaus. Ich rannte verzweifelt im Zimmer auf und ab. Wäre nicht ein Leben mit Hilda noch tausendmal besser gewesen als ein Leben im Zuchthaus? Was sollte ich nun unternehmen?
    Fliehen?
    Wohin denn? Ich besaß ja kaum Geld, weit würde ich nicht kommen, und bei Mord arbeitet die Interpol verteufelt präzise. Außerdem würde ich mir durch eine Flucht die letzte, die allerletzte kleine Chance verbauen.
    Aber gab es denn überhaupt noch eine?
    Ich erinnerte mich an meine Theorie, die ich heute abend mit Erfolg angewandt hatte: man muß die Polizei verblüffen, sie überspielen. Man muß genau das tun, was sie am wenigsten erwartet. Also, was erwartet sie jetzt von mir?
    Sie werden damit rechnen, daß ich vielleicht türme. Also wird irgendwo unten auf der Straße jemand

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