Mord in h-moll
besorgt, ich könnte hinausstürzen. Dann schloß sie die Tür und schob den Bock mit meinem Koffer davor.
»So«, sagte sie. »Ich muß mich morgen gleich um den Schlüssel kümmern. Aber Sie sind doch sicherlich kein Nachtwandler?«
»Nein, bestimmt nicht. Ich werde nicht hinausfallen.«
»Dann wünsche ich Ihnen eine recht gute Nacht. Und wenn Sie morgen Ihr Frühstück wünschen, brauchen Sie nur unten im Restaurant anrufen. Es wird Ihnen dann auf’s Zimmer gebracht.«
Ich bedankte mich herzlich, und als ich allein war, packte ich mein kleines Köfferchen aus.
Bald löschte ich das Licht und schlief, ermüdet von der Reise, rasch ein.
Am nächsten Morgen, gleich nach dem Frühstück, füllte ich die Anmeldung aus. Dann machte ich mich auf den Weg zum Hotel >Terminus<.
Während ich die endlos lange Straße entlang ging, vorbei an riesigen Hotelkästen, legte ich mir zurecht, was ich dem Portier sagen würde. Ich wollte ihm erklären, ich käme von einer Auskunftei und hätte einige Fragen zu stellen.
Als ich dann aber vor dem Portier stand, einem alten Mann mit einem gutmütigen Gesicht, da änderte ich meinen Plan. Ich erzählte ihm, daß meine Frau gestorben sei, und daß ich nun gern in dem Zimmer wohnen würde, das sie damals gehabt hatte.
»Frau Hilda Roeder«, sagte ich. »Eine sehr schöne, große Frau mit blondem Haar.«
Der Portier rieb sich die Nase und ließ sich dann nochmals das Datum sagen. In einem großen Buch schlug er die Seite auf und nickte.
»Ja, die Dame war hier. Sie wohnte in Zimmer 34.« Er schaute zum Schlüsselbrett und nickte. Es ist frei, der Herr können jederzeit dort wohnen.«
Ich bedankte mich für die Auskunft. Also soweit stimmte alles. Hilda war wirklich hier gewesen.
Ich beugte mich über die Marmorplatte und zeigte dem Portier eine Photographie von Hilda.
»Das ist sie«, sagte ich mit erstickter Stimme. »Erinnern Sie sich an sie?«
Der Portier betrachtete gutmütig die Photographie, dann nickte er wieder.
»Ich glaube, ich erinnere mich. Sie ist gestorben? Es tut mir sehr leid für den Herrn. Ja, jetzt erinnere ich mich. Sie war eine so lebenslustige Frau.«
»Ja, das war sie.«
Ich überlegte krampfhaft, wie ich nun mit meinen Fragen weiterkommen würde. Schließlich, es fiel mir einfach nichts besseres ein, schließlich überrumpelte ich ihn mit der Frage:
»Und der Herr, der mit ihr hier gewesen ist, erinnern Sie sich auch an den?«
»Den Herrn?« Der Portier schaute mich verständnislos an.
»Welchen Herrn?«
»Ich war damals geschäftlich verhindert«, erklärte ich. »Ein sehr guter gemeinsamer Freund hat meine Frau begleitet. Erinnern Sie sich nicht?«
Ich sah, wie sein Gesicht mißtrauisch wurde.
»Nein«, sagte er ablehnend. »An einen Herrn kann ich mich nicht erinnern.«
»Er war groß, viel größer als ich. Und er ist recht elegant gekleidet, hat graue Augen und graumeliertes Haar, und er hat einen Schmiß auf der linken Wange.«
Der Portier kniff die Augen zusammen.
»Sagen Sie mal, mein Herr, was wird hier eigentlich gespielt? Das mit dem Zimmer und Ihrer toten Frau ist doch alles Stuß?«
»Nicht alles«, sagte ich. »Sie war wirklich meine Frau, und sie ist wirklich gestorben. Aber ich bin dahinter gekommen, daß sie mich betrogen hat. Mit eben diesem Herrn, den ich aus ganz bestimmten Gründen suche. Können Sie mir dabei helfen?«
»Ah, so ist das also.« Er schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht berechtigt, Ihnen irgendwelche Auskünfte über unsere Gäste zu geben.«
Ich zog meinen Ausweis aus der Tasche.
»Hier bitte, ich heiße Stefan Roeder. Sie war wirklich meine Frau. In diesem Falle wird es doch möglich sein, eine Ausnahme...«
Er unterbach mich.
»Über Ihre verstorbene Frau habe ich Ihnen Auskunft gegeben. Aber über andere Hotelgäste — nein, das geht leider nicht.«
Ich beschwor ihn, mir wenigstens zu sagen, ob er sich an den beschriebenen Mann in Hildas Begleitung erinnerte oder nicht. Aber er winkte ab. Sein Gesicht war nun wieder so gutmütig wie vorher.
»Sehen Sie, mein Herr, ich kann glauben, was Sie da erzählen, und ich kann es nicht glauben. Aber ich habe meine Vorschriften von der Direktion, und ich möchte keine Schwierigkeiten bekommen. Das müssen Sie doch einsehen.«
»Ja, das sehe ich ein. Ich werde mir alles nochmals überlegen.«
Als ich mich zum Gehen wandte, fragte er noch:
»Wollen Sie nun das Zimmer 34 oder nicht?«
»Nein danke, vorerst nicht.«
Da stand ich also auf der Straße
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