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Mord in h-moll

Mord in h-moll

Titel: Mord in h-moll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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Alters, stand davor. Er trug einen grauen Lodenmantel und zog den Hut, als ich vor ihm stand.
    »Entschuldigung«, sagte er. »Sind Sie Herr Roeder, Stefan Roeder aus München?«
    Nun war es passiert. So konnte nur ein Kriminalbeamter fragen. Mit schwerer Zunge antwortete ich.
    »Ja, ich bin Stefan Roeder. Was...«
    »Darf ich eintreten?«
    »Ja... bitte...«
    Er ging an mir vorbei, drehte sich um und zog ein Schriftstück aus der Tasche.
    »Herr Roeder, ich komme von der Kriminalpolizei Stuttgart.«
    Der Boden unter mir schien sich zu bewegen, ich suchte irgendwo einen Halt. Jetzt war alles aus...

7

    Der Kriminalbeamte schaute sich in meinem Hotelzimmer um, machte eine ausholende Handbewegung, knöpfte seinen grauen Lodenmantel auf und fragte:
    »Sie sind noch nicht lange hier in Stuttgart?«
    Ich mußte mich mit Gewalt zusammennehmen. War dieses Papier, das er in der Hand hielt, ein Haftbefehl?
    »Ich bin erst heute morgen hier angekommen«, sagte ich.
    Der Beamte lächelte. Er war ein wenig rundlich und sah nun aus wie ein netter Familienvater.
    »Kein liebenswürdiger Empfang, Herr Roeder. Es tut mir leid. Die Kripo in München hat Ihre Adresse über Ihre Firma erhalten.«
    »Worum handelt es sich eigentlich? Habe ich was ausgefressen?«
    »Aber nein! Eine reine Formsache. Sie waren doch vor einiger Zeit in Davos?«
    Also Carl Weynert! Natürlich, das war ja auch viel zu glatt gegangen. Ich hätte schon längst mißtrauisch werden sollen. Offenbar arbeitet auch die Schweizer Polizei langsam aber gründlich.
    »Ja«, sagte ich so harmlos wie möglich. »Ich verbrachte ein paar Tage in Davos.«
    Der Beamte faltete das Papier auseinander, las und sagte:
    »Es handelt sich um ein Protokoll. Sie waren mehr oder weniger Zeuge eines Unfalls, bei dem ein gewisser Carl Weynert aus München ums Leben gekommen ist. Sie haben vor unseren Kollegen in Davos eine Aussage hierüber gemacht, aber es wurde übersehen, das Protokoll hierüber von Ihnen unterschreiben zu lassen.«
    Er legte das Papier vor mich auf den Tisch. »Würden Sie bitte so liebenswürdig sein, es durchzulesen, und wenn Sie keine Beanstandungen haben, Ihre Unterschrift darunter zu setzen?«
    Er hätte eigentlich den Stein poltern hören müssen, der mir vom Herzen fiel.
    »Selbstverständlich«, sagte ich, setzte mich und las das Protokoll. Es kam von Davos, trug einen Eingangsvermerk der Münchner Kripo und einen weiteren Vermerk vom Polizeipräsidium Stuttgart. Der Text stimmte so ziemlich mit dem überein, was ich der dortigen Polizei gesagt hatte. Bis auf eine Kleinigkeit.
    »Hier steht«, sagte ich und deutete auf die Stelle, »hier steht, ich sei zusammen mit Herrn Weynert von München nach Davos gefahren. Das muß ein Mißverständnis sein. Ich sagte damals der Polizei in Davos ausdrücklich, daß ich Herrn "Weynert erst in Davos kennengelernt habe.«
    »Dann setzen Sie diese Berichtigung handschriftlich an den Rand, bitte.«
    Ich tat es und unterschrieb.
    Er faltete das Papier zusammen und steckte es wieder ein.
    »Eine herrliche Umgebung in Davos«, sagte er. »Ich war einmal zum Skilaufen dort. Haben Sie Touren gemacht?«
    »Nein, ich wollte mich nur erholen.«
    »Waren Sie längere Zeit dort?«
    »Nein, leider nur ein paar Tage. Ich mußte mich dann ja für den Umzug hierher vorbereiten.«
    Er schien nicht abgeneigt, noch einen kleinen Schwatz mit mir zu halten, weshalb ich ihn bat, Platz zu nehmen.
    »Trinken Sie ein Gläschen Kognak mit mir?«
    Er nickte.
    »Gern. Wenn es Ihnen keine Umstände macht.«
    »Gar keine.« Ich schenkte uns ein, wir tranken, und er sagte:
    »Ich hab dieses Protokoll gelesen. Muß ein entsetzlicher Schock für Sie gewesen sein.«
    »Weiß Gott, ja. Ist inzwischen bekannt geworden, ob Herr Weynert Familie oder Angehörige hatte?«
    »Davon weiß ich natürlich nichts«, sagte er. »Wir haben ja nur dieses Protokoll hierherbekommen.«
    »Aber es handelt sich womöglich doch um eine Erbschaftsangelegenheit, oder?«
    »Kann sein. Ich weiß es wirklich nicht. Sie werden nun für ständig in Stuttgart bleiben?«
    »Ja. Wir... ich meine, ich werde mir eine Wohnung suchen.«
    »Sie sind nicht allein?«
    »Eine Sekretärin ist mitgekommen.«
    »Aha. Sagen Sie einmal, Herr Roeder: Besitzen Sie einen Waffenschein?«
    Diese Frage überraschte und verwirrte mich.
    »Wieso einen Waffenschein? Nein, ich habe keinen. Wozu sollte ich einen brauchen?«
    In diesem Augenblick fiel mir die Pistole ein, die Pistole von Carl Weynert, die

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