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Mord in h-moll

Mord in h-moll

Titel: Mord in h-moll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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»Wieviel kann ich dafür verlangen?«
    »Was zahlen Sie selbst?«
    »Zweihundertundzwanzig Mark.«
    »Dreihundertfünfzig«, sagte sie. »Vielleicht bekommen Sie sogar mehr.« Ihr Blick ging über die modernen Möbel hin, die ja noch wie neu aussahen.
    Wir sprachen dann noch über die Mietvorauszahlung, und endlich war es soweit. Ich gab mir einen Ruck und sagte:
    »Hat man hier eigentlich gelesen, was in Davos passiert ist?«
    Himmel! In diesem Augenblick fiel mir ein, daß ich ihr ja gar nicht erzählt hatte, wo ich gewesen bin. Nur daß ich fort wollte, die Tapeten wechseln, hatte ich ihr gesagt.
    »Ja«, fuhr ich fort, »ich war doch in Davos. Schon seit vielen Jahren träumte ich davon, einmal die Schweiz kennenzulernen. Also fuhr ich nach Davos.«
    Ihre braunen Augen hingen gespannt an meinem Mund.
    »Und? Was war in Davos? Sie deuteten an, daß Sie Ihren Urlaub früher abgebrochen haben?«
    »Ja, es geschah... es gab dort... Also das war so: ich lernte einen Mann kennen. Übrigens die ersten Tage waren wundervoll. Zwischensaison, wenig Menschen, gerade recht für mich. Aber dann lernte ich auf einem Spaziergang einen Mann kennen, einen Münchner. Das ergab natürlich eine Unterhaltung, wir gingen zusammen zum Essen, tranken unseren Kaffee zusammen und eigentlich, muß ich gestehen, war ich doch recht froh, nicht ganz allein zu sein.« Ich stand auf, stellte die Kognakflasche und zwei Gläser auf den Tisch, und schenkte ein.
    »Auf Ihr Wohl, Fräulein Uhlmann. Ja, und dann...« meine Hand zitterte, als ich mir das zweite Glas einschenkte, »... und dann geschah das Unglück. Er war bei mir, er hieß Carl Weynert, und wir tranken. Mein Zimmer hatte zwar eine Balkontüre, aber keinen Balkon, und Schlüssel war auch keiner da — das hatte ich bei der Hoteldirektion sofort reklamiert, es aber später wieder verschwitzt. Und als ich zum Portier hinunterging — die Klingel funktionierte auch nicht, — also hinunterging, geschah die Katastrophe. Herr Weynert stürzte durch die Tür hinunter, und... und... er war sofort tot.«
    Ich kippte das zweite Glas und goß mir ein drittes ein.
    Karins Augen waren schreckgeweitet. Sie war ganz blaß geworden.
    »Entsetzlich«, sagte sie. Ihre Hand streichelte meine, ganz zart. Ich fing tatsächlich an, an diese Katastrophe zu glauben und mich selber zu bemitleiden.
    »Ja, schrecklich«, sagte ich. »Natürlich war mir dann der Aufenthalt verleidet. Zum Glück machte man mir keine Schererei, es war ja alles klar. Herr Weynert hatte ziemlich viel getrunken...«
    So, nun war es also heraus. Wir schwiegen lange. Endlich sagte ich:
    »Kein Mensch kann ermessen, wie sehr ich mich auf Stuttgart und die Arbeit freue.«
    »Doch, das kann ich«, sagte Karin. »Und Sie werden sehen, es hilft Ihnen über alles hinweg.«
    »Stuttgart und die Arbeit allein?«
    Sie senkte den Blick.
    »Vielleicht nicht ganz allein«, sagte sie leise.
    Ich nahm ihre Hände.
    »Karin, ich... ich habe es mir lange überlegt, aber jetzt weiß ich es ganz bestimmt: ich liebe dich.«
    »Ich dich auch, Stefan«, sagte sie. Und dann küßten wir uns. Es war kein leidenschaftlicher, kein wilder Kuß, es war ein Kuß voll echter Liebe...
    Als wir uns spät nachts trennten, glaubte ich felsenfest an das, was ich ihr zum Abschied sagte:
    »Ein neues Leben hat heute für mich angefangen, Karin. Ein viel, viel besseres Leben. Ein Leben in der Sonne, ein Leben im Glück.«
    Am Mittwoch, den 28. Oktober, fuhren Karin und ich nach Stuttgart. Im Gegensatz zu mir hatte Karin eine Menge Gepäck dabei, das wir gesondert aufgaben. Meine zwei Anzüge und das bißchen Wäsche beanspruchten nicht viel Platz. Etwas Geschirr, mein Tonbandgerät mit den Bändern und einige Bücher hatte ich vorausgeschickt.
    Schon am dritten Tag, nachdem mein Inserat erschienen war, hatte ich die Wohnung vermietet und sogar einen ganz anständigen Betrag als Mietvorauszahlung bekommen. Es war also alles in bester Ordnung.
    Wir frühstückten im Speisewagen, und ich sagte zu Karin, ich sei in der Lage, ihr nun etwa fünfzehnhundert Mark abzuzahlen.
    »Unsinn«, sagte sie. »Vorerst brauchst du dein Geld für andere Dinge nötiger. Wenn...«
    Sie brach ab, aber ich wußte, was sie sagen wollte: wenn die Versicherung bezahlt hatte, wäre immer noch Zeit, darüber zu reden. Sie sagte es nicht, weil sie mich nicht an Hilda erinnern wollte. Ich war ihr dankbar dafür.
    Unsere Hotelzimmer waren nicht luxuriös, aber behaglich. Man konnte es darin gut eine

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