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Mord in h-moll

Mord in h-moll

Titel: Mord in h-moll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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dieser Form. Als ob ich ein Schwerverbrecher wäre!«
    »Sie sind wegen Mordverdacht festgenommen«, sagte der Kommissar.
    »Mordverdacht? Wen soll ich denn umgebracht haben?«
    Der Kommissar war noch jung und hatte, ich mußte es widerwillig zugeben, ein energisches, beinahe sympathisches Gesicht. Seine hellgrauen Augen musterten mich von der Seite. Dann lächelte er plötzlich.
    »Merkwürdige Frage in Ihrer Situation. Wen? Haben Sie denn mehrere auf dem Gewissen?«
    »Überhaupt keinen. Ich habe niemanden ermordet.«
    »Das wird sich herausstellen.«
    Hilda oder Weynert? Ich wußte es nicht.
    »Und... «, sagte ich zögernd. »Kann ich denn gar nichts unternehmen? Diese Verhaftung ist ein glatter Irrtum.«
    »Doch, Sie können. Aber erst morgen früh. Sie können sich beim Haftrichter beschweren. Es liegt dann an ihm, ob er Sie wieder freilassen will, oder nicht.«
    »Erst morgen früh? Und heute nacht... ich werde in eine Zelle eingesperrt?«
    Der junge Kommissar zuckte mit den Schultern.
    »Für solche Fälle sind leider keine Zimmer mit Bad vorgesehen.«
    Ein Unschuldiger darf wütend werden, er muß sogar wütend werden. Ich wurde es.
    »Zum Teufel!« rief ich empört. »Ich habe absolut keinen Sinn für Ihre dummen Witze. Wie ist das denn möglich, einen harmlosen Menschen vom Fleck weg zu verhaften, ihn einzusperren, ihm Fesseln anzulegen... und alles ohne ihn überhaupt anzuhören?«
    »Ich habe die Strafprozeßordnung nicht gemacht.«
    »Ich auch nicht. Man kann...«
    »Man kann alles, Herr Roeder. Wenn Sie sich von uns ungerecht behandelt fühlen, könnnen Sie sich über uns beschweren. Mehr können Sie nicht. Alles andere ist nicht mehr Sache der Polizei.«
    »Ich werde mich... na ja, Sie persönlich tun ja nur Ihre Pflicht.«
    Ich versuchte es auf diese freundliche Tour, aber der Kommissar ging auch darauf nicht ein.«
    »Gut«, sagte er. »Gut, daß Sie das einsehen.«
    Kurz vor München fing es an zu schneien. Wir mußten langsam fahren und kamen erst bei Dunkelheit im Polizeipräsidium an.
    Ich wurde in einen vergitterten Raum geführt und mußte alle meine Habseligkeiten abliefern. Sogar den Kugelschreiber und natürlich auch meine Zigarillos. Nur das Taschentuch durfte ich behalten. Alles, was man mir abgenommen hatte, wurde in eine Liste eingetragen, dann führte mich ein Polizist in die Zelle 13.
    Sie ist etwa vierzig Quadratmeter groß, hat vergitterte Fenster, die so hoch liegen, daß man nicht hinausschauen kann, und an der einen Wand steht eine lange Reihe Holzpritschen, wie in einer Badeanstalt. Gegenüber ein Holzverschlag mit einem Kübel...
    Als sich die schwere Eisentür hinter mir schloß, hatte ich das Gefühl, als sei damit auch mein Leben beendet.
    Unwillkürlich musterte ich diesen kahlen Raum, ob es nicht eine Möglichkeit gab, sich aufzuhängen. Dabei entdeckte ich an der einen, schmutziggrauen Wand erotische Zeichnungen, mit einem Tintenstift hingekritzelt.
    Ich setzte mich auf die Pritsche und stützte den Kopf in die Hände. Karin! Was sie wohl nun machte? Sie würde allein in ihrem Zimmer sitzen und an mich denken. Sie mußte den Chef anrufen. Vierzehn Tage nach der Eröffnung unseres neuen Büros mußte der Chef einen anderen auf diesen Posten setzen...
    Schlüssel rasselten, die Tür ging auf.
    Zwei junge Burschen wurden hereingebracht, der eine blutete an der Stirn.
    Sie hockten sich neben mich, der eine stöhnte leise vor sich hin. Der andere starrte mich an und fragte:
    »Was ist mit dir?«
    Dieses vertrauliche Du!
    »Ich... ich bin... ich weiß eigentlich überhaupt nicht, weshalb man mich festgenommen hat.«
    »Saukerle sind das. Tun was sie wollen. Wir hatten eine Rauferei, die anderen haben angefangen, wir haben uns nur gewehrt. Diese Vollidioten von der Polizei haben die anderen laufen lassen und uns eingebuchtet. Und was ist mit dir?«
    »Ich sagte doch schon, ich weiß es nicht.«
    Die beiden blickten mich nun zweifelnd und geringschätzig an.
    »Na, tu doch nicht so. Uns kannst du’s doch sagen.«
    Ich empfand plötzlich das heiße Verlangen, über mich und meine Sorgen zu sprechen.
    »Die Polizisten sagten, ich sei wegen Mordverdacht festgenommen worden.«
    Der eine der Burschen stieß einen überraschenden Pfiff aus. Der andere nahm seine blutiges Taschentuch von der Stirn. In den Gesichtern las ich so etwas wie Hochachtung.
    »Teufel«, sagte der Blutende. »Das ist ein Ding. Mordverdacht! Wen hast du denn umgelegt?«
    »Niemanden. Man behauptet es

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