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Mord in h-moll

Mord in h-moll

Titel: Mord in h-moll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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ich im Keller des Hotels unter alten Kisten versteckt hatte!
    »Demnach haben Sie auch keine Pistole?« fragte der Beamte. Er hockte ganz gemütlich in seinem Sessel, und sein Gesicht verriet mir nichts.
    »Nein«, sagte ich. »Ich habe nie eine besessen.«
    Sie haben deine Fingerabdrücke daran gefunden, dachte ich. Was soll das nun aber bedeuten? Carl Weynert wurde ja nicht erschossen. Können sie mir aus dieser Pistole einen Strick drehen? Kaum...
    »Es ist nämlich so«, fuhr der Beamte fort, »daß man in Ihrem Hotelzimmer eine Pistole gefunden hat. Eine alte Mauser 6,35. Sie lag neben dieser unglückseligen Balkontür. Die Polizei will nun wissen, ob sie möglicherweise diesem Carl Weynert aus der Tasche gefallen ist, als er stürzte.«
    Eine Falle! Sie wollten mir eine Falle stellen! Niemals konnte die Pistole in meinem Zimmer gefunden worden sein. Und wenn dort wirklich eine gelegen hätte, dann würde ich sie entdeckt haben. Oder die Polizei mußte sie schon gefunden haben, als sie den Tatbestand auf nahm.
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte ich. »Mir gehört sie natürlich nicht. Aber ich kann mir auch nicht vorstellen, daß Carl Weynert eine besessen hatte. Außerdem hätte man sie doch gleich finden müssen.«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Das weiß ich auch alles nicht. Man sagte mir nur am Telefon, ich sollte Sie fragen, ob sie Ihnen gehört. Das ist alles.«
    »Nein, mir gehört sie nicht«, erklärte ich bestimmt.
    Er stand auf.
    »Ich habe Sie lange genug aufgehalten, Herr Roeder. Vielen Dank. Und guten Erfolg hier in Stuttgart.«
    In der Wohnungstür stießen wir beinahe mit Karin zusammen, die vom Einkaufen zurückkam. Ich stellte ihr den Kriminalbeamten vor, erklärte kurz, worum es sich gehandelt hatte, und dann verabschiedete sich der Beamte.
    »Du bist so zerstreut«, sagte Karin später, als wir beim Essen saßen, das mir nicht schmeckte.
    »Kunststück«, antwortete ich. »Diese Unterhaltung mit dem Beamten hat alles wieder in mir aufgewühlt.«
    Sie fuhr mir mit der Hand durchs Haar.
    »Du Armer. Aber warte nur, die Arbeit im neuen Büro wird dir helfen, alles zu vergessen.«
    Das hoffte ich auch. Aber in dieser Nacht konnte ich lange nicht einschlafen. Dieser Mann, den ich auf der Straße gesehen hatte und der unser Hotel beobachtete, der konnte auch ein Kriminalbeamter sein. Er hatte dem anderen Bescheid gesagt, daß ich nun ins Hotel gekommen war. Und wieso wurde wegen einer Formsache, wie es die Unterschrift unter ein Protokoll ist, gleich ein Kriminalbeamter bemüht? Das hätte doch auch ein Polizist vom zuständigen Revier erledigen können. Und warum eilte das so sehr, daß man in München in der Firma anfragte, wo ich mich aufhielt?
    Und was war mit dieser rätselhaften Pistole los? Ich verstehe nichts von Waffen. Wie hatte der Beamte gesagt? Eine alte Mauser 6,35? Wenn ich nur wüßte, ob die Pistole Carl Weynerts eine alte Mauser 6,35 war? Ich hatte sie mir überhaupt nicht angeschaut.
    Himmel, welcher bodenlose Leichtsinn! Daß ich die Pistole im Keller vergessen hatte. Jeder Mörder macht einen Fehler...
    Aber es konnte sich doch garnicht um diese Pistole handeln! Wie sollte sie aus dem Keller ins Zimmer hinauf gekommen sein?
    Erst als ich zwei oder drei Kognak getrunken hatte, konnte ich einschlafen.

    In den nächsten Tagen vergaß ich beinahe meine ganzen Sorgen. Die neue Arbeit begann, wir hatten gleich alle Hände voll zu tun, und die Arbeit machte mir Spaß.
    In der zweiten Novemberwoche hatten wir unglaubliches Glück. Wir bekamen eine reizende Mansardenwohnung droben in Degerloch. Dem Hausbesitzer hatten wir uns als Verlobte vorgestellt und gesagt, wir würden heiraten, sobald wir die Wohnung beziehen könnten. Sie sollte am 30. November frei werden.
    Und zu allem Überfluß kam am 16. November das Geld von der Versicherung aus München. Zehntausend Mark. Ich gab Karin die Dreitausend zurück, aber sie lachte nur.
    »Wir werden doch nicht zwei Bankkonten anlegen, das kostet nur doppelte Spesen.« Ich überwies den ganzen Betrag auf Karins Konto.
    Am 17. November, einem Dienstag, gingen wir gemeinsam zum Standesamt, um unsere Heiratspapiere zu besorgen. Für den nächsten Tag, den Buß- und Bettag, hatten wir uns vorgenommen, den Stoß Möbelkataloge durchzusehen, Prospekte über Kühlschränke und Elektroherde zu studieren, kurz, wir wollten die Einrichtung unserer hübschen Wohnung planen.
    Am nächsten Morgen geschah die Katastrophe.
    Wir saßen noch in meinem

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